Eichenau:Eine Stimme für die Jugend

Lesezeit: 2 min

Grünen-Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer kritisiert Überforderung von Eltern und Schülern

Von Patricia Unterlechner, Eichenau

Die Diskussion über die Lage von Jugendlichen während der Corona-Pandemie war Hauptbestandteil eines digitalen Treffens der Eichenauer Grünen. Beate Walter-Rosenheimer, Grünen-Bundestagsabgeordnete aus Germering und Sprecherin ihrer Fraktion für Jugendpolitik thematisierte die Überforderung von vielen Eltern, die neben dem Home-Office jetzt auch den Job als Lehrer übernehmen müssen. Die Belastungen der Corona-Politik für den privaten Bereich komme bei den politischen Debatten zu kurz, kritisierte Walter-Rosenheimer. Die Unsicherheit bei den Schülern in Bezug auf Abschlüsse und Weiterbildungen sei groß. Den Lösungsvorschlag der Grünen dominieren laut der Politikerin die Stichworte Planbarkeit und Einheitlichkeit. Dagegen wirkten viele Maßnahmen ungeplant und chaotisch, und auch die Effizienz der einzelnen Maßnahmen sei unzureichend erforscht, sagte die Bundestagsabgeordnete.

Nach dem Einführungsvortrag wurde die Diskussion eröffnet. Unter den in etwa 17 Teilnehmern ist keine jugendliche Stimme direkt vertreten. Die meisten sprechen aus ihrer Erfahrung, entweder direkt als Eltern oder als Helfer für Jugendliche. Die Teilnehmer haben alle ähnliche Erfahrungen gemacht und zeichnen das gleiche Bild. Sie berichten von Kindern - auch aus Flüchtlingsfamilien, die seit Monaten kaum oder unregelmäßig am Online-Unterricht teilnehmen. Mangelnde Wlan-Verbindungen, datenschutzrechtliche Probleme und fehlende Laptops oder Räume zum Lernen werden als Ursachen genannt. Die Konzepte für den Online-Unterricht funktionieren nur dort, wo sich einzelne stark engagieren. Ein großes Thema ist die Notbetreuung. Zum einen wird vorgeschlagen, Kinder in eine Notbetreuung aufzunehmen, die ansonsten von den Lehrkräften nicht mehr erreicht werden können. Andererseits wird von überfüllten Notbetreuungen gesprochen, in denen der Schutz vor dem Virus nicht mehr gewährleistet werden kann.

Beate Walter-Rosenheimer spricht an, dass ein Öffnen der Schulen über Maßnahmen wie strengere Ausgangssperren ausgeglichen werden könnte oder müsste. Bei der Schulöffnung müssten offene Debatten über Möglichkeiten wie Masken für Grundschulkinder, Schnelltests und Raumluftfilteranlagen geführt werden. Die Forderung, den Druck in der Schule herauszunehmen, wird mehrmals erhoben. Teilnehmer sagen, dass der Unterschied zwischen den Schülern immer größer wird. Sie sehen einen Mangel an Sozialpädagogen, denn Lehrer allein könnten die Unterschiede nicht ausgleichen. Die Runde bestärkte Walter-Rosenheimer darin, einen offenen Brief an Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) mit den genannten Forderungen zu schreiben. Dieser steht bei der Abgeordneten in der Kritik, die Situation aussitzen zu wollen.

Auch die Bundestagswahl im September war Thema. Einig zeigten sich die Teilnehmer, dass Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit Hauptthemen sein sollten. Auch steht wohl fest, dass es den herkömmlichen Straßenwahlkampf nicht geben kann. Bedingt durch die Pandemie werde es nicht möglich sein, Infostände und Flyerverteilungen zu organisieren. Die Grünen in Eichenau suchen nach neuen Formen, um Wähler anzusprechen. Plakatieren wird als Beispiel genannt. Walter-Rosenheimer kann erzählen, dass digitale Angebote, wie Gespräche mit Fachpolitikern gut angenommen werden. Die digitale Frauenkonferenz "Frauen stärken - Klima wandeln" am Mittwoch, 20. Januar, mit etwa 60 Teilnehmern nennt die Bundestagsabgeordnete als Beispiel. Hartz IV und das Grundeinkommen sollen bei den nächsten Treffen der Grünen zur Diskussion stehen. Kommunale Themen aus Gemeinderat und Kreistag wurden von der Online-Runde aus Zeitmangel auf ein anderes Treffen verschoben.

© SZ vom 25.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: