Eichenau:Ein Europa ohne Mauern

Eichenauer Partnerschaft

Die Bürgermeister Giulio Pierini (li.) aus Budrio und Peter Münster unterzeichnen Urkunden zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft.

(Foto: Günther Reger)

Eichenau und Budrio sind seit 25 Jahren verschwistert. Die Kommunen verbindet vieles, so beherbergen sie viele Flüchtlinge

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Zum Abschluss hat das Bläserquartett "Spring Point Brass" im Sitzungssaal des Eichenauer Rathauses die italienische und dann die deutsche Nationalhymne gespielt. Große Lebkuchenherzen mit der Aufschrift "25 Jahre Budrio - Eichenau" lagen auf den Tischen. Die feierliche Bekräftigung der Partnerschaft der beiden Gemeinden bedurfte nach 25 Jahren eigentlich keiner großartigen weiteren Begründung mehr. Die Kontakte zwischen Eichenau und der italienischen Kommune sind noch ausbaufähig, aber durchaus vorhanden. Doch die beiden Bürgermeister Peter Münster (FDP) und Giulio Pierini von der Partito Democrático ließen es sich nicht nehmen, einige grundsätzliche politische Aussagen zum Zustand Europas zu formulieren, die nahezu deckungsgleich klangen.

"Diese Partnerschaften sind eine verlässliche Säule eines gemeinsamen Europas", sagte Münster. Dieses Europa habe dauerhaft Frieden, Freiheit und Wohlstand gewährleistet. Staatliche Grenzen wären für die Menschen kaum noch erkennbar. So sah es auch Pierini, der bei der Begrüßung seines Kollegen Münster phonetisch in "Monster" abglitt und damit für Lachen in der Versammlung sorgte. Pierini trat mit einer Schärpe um den Oberkörper in den italienischen Farben auf. Er machte auch eine Phase der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit in Europa aus. "Für die Werte Solidarität, Gleichberechtigung und Freiheit müssen neue und fortschrittliche Deklinationen gefunden werden", ergänzte Pierini, der seit 2012 amtiert. Auch die "freie Zirkulation der Menschen" sah er in Gefahr. "Europa muss die Verschiedenheiten wertschätzen, aber ohne Mauern zu bauen", erklärte er nachdrücklich. Budrio habe wie Eichenau auch viele Flüchtlinge aufgenommen, berichtete Pierini.

Budrio ist eine 18 000-Einwohner-Stadt etwa 20 Kilometer von Bologna entfernt. "Budrio hat eine wunderschöne Altstadt", schwärmte der ehemalige Eichenauer Bürgermeister und FW-Gemeinderat Sebastian Niedermeier. Während seiner Amtszeit war 1991 die Partnerschaft besiegelt worden. Er selbst war mehrmals in Budrio. Das erste Mal fuhr er mit den Eichenauer Fußballern nach Italien. Niedermeier spielte selbst mit. "Wir haben damals gemischte italienisch-deutsche Mannschaften gebildet", erzählte Niedermeier. Damals war man mit zwei Bussen nach Budrio gefahren. Inzwischen haben die Eichenauer Mühe, einen Bus voll zu bekommen. "Aus den Vereinen kommt momentan wenig", bekannte Nicola Guttenthaler, Vorsitzende der Eichenauer "Amici Italia", die sich vor 26 Jahren zusammenfanden und an der Partnerschaft wesentlich beteiligt waren. Es würden viele private Freundschaften existieren und die Begegnungen auf dieser privaten Basis mit Budrio gut funktionieren. "Erst im vergangenen Jahr waren wir auf großer Fahrt nach Budrio", berichtete Nicola Guttenthaler zufrieden.

Ihr Ehemann, Claus Guttenthaler, ist Partnerschaftsreferent im Gemeinderat. Sein erster Besuch in Budrio liegt 17 Jahre zurück. Auch er plädierte dafür, die Partnerschaft wieder mehr in den Eichenauer Vereinen zu verankern. Eine Hoffnung auf einen Schüleraustausch hat er mangels weiterführender Schulen in Eichenau nicht. Aber er setzt auf die beiden Bürgermeister. Münster wäre schon mit Anfang 20 in Budrio gewesen und Pierini hätte in jungen Jahren schon einen Baum in Eichenau gepflanzt. "Begegnungen mit echten Menschen" wären im digitalen Zeitalter sehr wichtig.

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