Bahnhof Eichenau:Discounter durch die Hintertür

Das Thema Lidl-Ansiedlung könnte den Bürgermeisterwahlkampf in Eichenau bald beherrschen.

Kommentar von Erich C. Setzwein, Eichenau

Es ist ein ganz lang gehegter, aber bislang nicht in Erfüllung gegangener Traum Eichenauer Kommunalpolitiker, den Norden der Gemeinde gewinnbringend zu vermarkten. Firmen in einem noch nicht einmal in Ansätzen definierten Gewerbegebiet sollen die dringend benötigten Steuern erbringen, und nur leise und saubere Betriebe sollen sich dort ansiedeln dürfen. Nach all den Jahren unrealistischer Vorstellungen kommt nun ein Projekt hinzu, das nicht nur zur Gründung einer konstruktiv mitarbeitenden Bürgerinitiative geführt hat, sondern auch zu einer ganz konkreten Rahmenplanung für die Bebauung des Bahnhofsvorplatzes. Dort wird dann kein Platz mehr sein für alle jene, die entweder auf das Auto als Fahrzeug zur S-Bahn angewiesen sind oder nur glauben, den Pkw für ein, zwei Kilometer zu benötigen. Der Plan also ist nun nach mehrjährigen Überlegungen, den P&R-Platz nördlich der Bahnlinie so zu vergrößern, dass die aus dem Norden wie aus dem Süden kommenden Pendler ihr Auto abstellen können. Das Wo ist also klar, nur das Wie noch nicht definiert. Und da kommt nun der Discounter Lidl ins Spiel.

Die alerten Herren aus dem Portfolio-Management können sich vorstellen, nicht nur eine Filiale in den ach so unterversorgten Norden der Gemeinde zu bauen, sondern darüber sogar noch dreieinhalb Stockwerke für die Pendler. Das klingt so verlockend, dass Konsumenten den Aldi-Konkurrenten am liebsten gleich hätten. Doch halt! War da nicht etwas mit einem Einzelhandelskonzept? Gab es nicht während der Gewerbegebietsträumereien dort auf keinen Fall Einzelhandel anzusiedeln, um weiteren Verkehr durch die ohnehin hoch belastete Hauptstraße zu vermeiden und die Geschäfte innerhalb des Kerngebiets nicht zu schwächen?

Die Lidl-Männer haben im Gemeinderat mehr als deutlich gezeigt, wozu der Konzern fähig wäre. Doch was heißt das für die künftige Entwicklung Eichenaus? An einem und am anderen Ende ein Discounter und dazwischen nur ein überlebensfähiger Vollsortimenter? Oder gelingt es, in zentralerer Lage eine Nahversorgung für die Einwohner zwischen Kirche und Bahn zu etablieren? Im mittlerweile angelaufenen Bürgermeisterwahlkampf schien das Bahnhofsthema nach dem erfolgreichen Dialog mit der Bürgerinitiative in den Hintergrund getreten zu sein. Nach der Vorstellung der Lidl-Ideen dürfte es ganz schnell wieder in den Vordergrund rücken und den Wettbewerb der Ideen beherrschen.

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