Blühpakt in Eichenau:Ökologisches Feigenblatt

Blühpakt in Eichenau: Am Bahnhof Eichenau sollen Wohnungen gebaut werden. Dafür müssten die Bäume gefällt werden.

Am Bahnhof Eichenau sollen Wohnungen gebaut werden. Dafür müssten die Bäume gefällt werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Bauplanung der Gemeinde Eichenau zeigt, welchen absurd niedrigen Stellenwert Umwelt und Natur noch immer haben.

Kommentar von Ingrid Hügenell

Am Beispiel von Eichenau kann man schön sehen, wie absurd in den meisten Städten und Gemeinden noch immer geplant wird und welch absurd niedrigen Stellenwert Umwelt- und Naturschutz noch immer haben. Dabei sind die Schäden, die das menschliche Handeln auf unserem einzigen Planeten bereits angerichtet hat, inzwischen leider so offensichtlich, dass man sie nur noch übersehen kann, wenn man das unbedingt möchte.

Am S-Bahnhof von Eichenau soll gebaut werden. Zum einen auf einem Park-and-Ride-Platz, der relativ neu mit Bäumen bepflanzt wurde, die inzwischen groß genug sind, dass sie wirklich einen Nutzen ausüben. Wenn aber irgendetwas gebaut werden soll, werden Bäume unwichtig und gefällt. Einige der Flächen, die im Rahmen des Projekt "Brucker Land blüht auf" erst 2018 angelegt wurden, würden ebenfalls beseitigt.

Geradezu skurril: Hinter dem Alten- und Pflegeheim beim Bahnhof wurde 2005 eine Streuobstwiese angelegt, als ökologischer Ausgleich dafür, dass eine wertvolle Wiese mit dem Heim bebaut wurde. Fällt diese Ausgleichsfläche weg, muss für sie eine andere Ausgleichsfläche gefunden werden. So viele Flächen, die man ökologisch aufwerten könnte, lassen sich aber den Naturschutzverbänden zufolge gar nicht mehr finden. Die Folge: Was ohnehin schon in gutem Zustand ist, wird nochmal "verbessert". Das ist oft genug unsinnig. Naturschützer sprechen vom "Stapeln" der Ausgleichsflächen.

Gleichzeitig hat sich Eichenau als Beispielgemeinde für den Blühpakt Bayern beworben, wurde genommen und bekommt Geld dafür, die Dächer der Starzelbach-Schule zu begrünen. Das soll dazu beitragen, das Insektensterben aufzuhalten. Die Teilnahme am Blühpakt ist vor dem Hintergrund der übrigen Planung aber nicht mehr als ein Feigenblatt. Die vorgesehene Neuanlage einer Streuobstwiese in Eichenau erweist sich überdies als zu kompliziert, weshalb sie wahrscheinlich unterbleibt.

Wundert sich wirklich noch jemand, dass wir mitten im Klimawandel und in einem dramatischen Artensterben stecken, die gut auch die gesamte Menschheit mitreißen könnten?

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