Ehrenbürger:Unruhestätte

Der Förderverein Stadtmuseum ist besorgt, weil das Grab von Germerings erstem Ehrenbürger aufgelassen worden ist. Doch eine Regelung, die das künftig vermeidet, wird es nicht geben

Von Andreas Ostermeier

Eugen-Papst-Gedenkstein

Der Grabstein von Eugen Papst wurde an die Friedhofsmauer versetzt.

(Foto: Günther Reger)

Eugen Papst ist der erste Ehrenbürger von Germering gewesen. Der über den Ort hinaus bekannte Lehrer, dessen Namen auch das Förderzentrum an der Kerschensteiner Schule trägt, starb 1923. Begraben wurde er auf dem Friedhof bei der alten Martinskirche. Sein Grab aber gibt es nicht mehr. Nur der Grabstein steht noch - an der Begrenzungsmauer zur Kirchenschule. Dieser Umgang mit dem Grab eines Ehrenbürgers missfällt der Ortschronistin Irmgard Köhler-Langewiesche. Sie und der Förderverein Stadtmuseum haben deshalb angeregt, die Gräber prominenter und verdienstvoller Germeringer Einwohner künftig zu erhalten. Der Vorschlag ist von den Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen aufgegriffen worden. Sie wollen künftig über bevorstehende Auflassungen informiert werden und über den Umgang mit Grabstätten bekannter Germeringer diskutieren. Einen generellen Erhalt der Ruhestätten wird es aber nicht geben.

Die Ortshistoriker wünschen sich dagegen einen Erhalt, anders als beim Papst-Grab. Nach Auskunft von Jochen Franz vom Ordnungsamt der Stadt wurde das Grab im vergangenen Jahr aufgelassen, nachdem es keine Verwandten mehr gab, die die Gebühren für das Weiterbestehen bezahlen wollten. Von Verwandten gepflegt wurde die letzte Ruhestätte von Eugen Papst bis 2004. Danach bezahlte die Stadt Germering für das Grab, im vergangenen Jahr lief die Frist aus. Das Grab sei zuletzt auch "unansehnlich" gewesen, sagte Franz. Also ließen Stadt und Pfarrei es auf und versetzten den Grabstein an die Kirchhofmauer.

Köhler-Langewiesche möchte verhindern, dass auf diese Weise auch mit den Gräbern anderer Prominenter verfahren wird. Die Stadt solle sich "gezielt um den Erhalt von Gräbern bemühen", schreibt sie in einer Pressemitteilung. Die Journalistin und Autorin befasst sich intensiv mit der Ortsgeschichte von Germering und Unterpfaffenhofen. Der Vorstellung, dass beispielsweise auf dem Martinsfriedhof nur noch eine Reihe von Grabsteinen nebeneinandersteht und an verdienstvolle Germeringer erinnert, kann sie nichts abgewinnen. Auch der Ort der Bestattung habe eine Bedeutung, sagt sie.

Momentan gibt es in Germering laut Köhler-Langewiesche zwei Ehrengräber, das des ehemaligen Germeringer Bürgermeisters Josef Kistler auf dem Friedhof an der Martinskirche sowie das des ehemaligen Unterpfaffenhofener Bürgermeisters Otto Wagner auf dem Waldfriedhof. Daneben gibt es aber auch noch Grabstätten bekannter Einwohner, beispielsweise die von Walter Kolbenhoff, Schriftsteller und Mitglied der Gruppe 47. Diese Ruhestätten werden zumeist von Verwandten gepflegt. Die Stadt selbst kümmert sich um keines der Gräber, sagt Köhler-Langewiesche. In sämtlichen Fällen müsse sich die Stadt aber überlegen, ob und in welcher Weise sie das "Andenken an diese Personen erhalten" wolle, wenn die Angehörigen ein Grab nicht mehr pflegen können oder wollen.

Ihre Forderung wird von den Stadtpolitikern teilweise unterstützt. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) weist darauf hin, dass es keine Regelung gebe, hält es aber ebenso wie CSU-Fraktionssprecherin Manuela Kreuzmair und SPD-Fraktionssprecher Robert Baumgartner für richtig, dass künftig vor der Auflassung der Grabstätte eines bekannten Germeringers über den Erhalt seiner letzten Ruhestätte diskutiert wird. Allerdings wollen sich die Stadträte nicht auf den Erhalt sämtlicher Gräber festlegen lassen. Baumgartner sagt, die SPD könne sich auch vorstellen, derartige Grabsteine an einer "markanten Stelle zu belassen", also wie beim Papst-Grab vorzugehen, und Kreuzmair gefällt, wie der Grabstein des ersten Ehrenbürgers auf dem Martinsfriedhof präsentiert wird.

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