Ehrenamt:Zeit für die Zeitspender

Beim Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Bürgerstiftung gibt es viel Lob von Politikern. Eine Licht-Installation von Georg Trenz und Detlef Hartung regt derweil zum Nachdenken an

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Zeit. Vollzeit, Uhrzeit, Mahlzeit, Freizeit, Auszeit, Brotzeit, Teilzeit, Zeitvertrag. Eindrucksvoll führen die Lichtkünstler Georg Trenz und Detlef Hartung mit ihrer Installation vor Augen, wie präsent dieses Wort in der deutschen Sprache ist. Ja, die Zeit bestimmt alles. Geht es im Leben doch eigentlich um nichts anderes, als darum, die eigene Zeit möglichst gut zu gestalten. Mit dem Moment der Geburt beginnt er, der Countdown des Lebens. Nur wann er abläuft, das kann keiner vorher sagen. Was dagegen ganz sicher zu sein scheint, ist, dass viele Menschen ihre Zeit nicht so gestalten können, wie sie es gerne würden - weil ihnen die finanziellen oder andere Mittel dafür fehlen. Und so schließt sich der Kreis zum Anlass dieser eindrucksvollen Installation: dem Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck in der übervollen Tenne des Veranstaltungsforums.

20 Jahre Bürgerstiftung Jubiläumsveranstaltung

Gelungene Kombination: Die Licht-Installation beschäftigt sich mit dem Thema Zeit und ehrt etwa 400 Stifter. Dazu spielen die jungen Jazz-Streicher der Bluestrings virtuose Melodien.

(Foto: Matthias Döring)

In der Stiftung sind viele Hundert Menschen versammelt, die anderen dabei helfen, ihre Lebenszeit zu verschönern. Und wer sonst unermüdlich anderen mit seinem Geld und seiner eigenen Zeit hilft, der hat es sich verdient, zu so einem Jubiläum auch mal so ein würdiges und schönes Fest wie dieses zu feiern. "Das größte Kapital einer Bürgerstiftung sind die Menschen, die sich engagieren und ihre Ideen einbringen. Die ein gesellschaftliches Anliegen haben, das sie mit uns umsetzen wollen", erklärt Dorothee von Bary, die Vorsitzende der Bürgerstiftung in ihrer Eröffnungsrede. "Aber bei allen Ideen und allem Engagement ist auch Geld nötig. Und das bekommen wir von vielen Landkreisbürgern." Dabei ist die finanzielle Unterstützung vielfältig: von der projektbezogenen Großspende über kleine Daueraufträge bis hin zu Testamenten. Das Fundament bilden dabei die mittlerweile 400 Stifter. Auch sie werden von Trenz und Hartung in ihrer Installation gewürdigt. Groß sind all ihre Namen in der Dunkelheit an die Wand der alten Tenne projiziert.

20 Jahre Bürgerstiftung Jubiläumsveranstaltung

Dorothee von Bary, die Vorsitzende der Stiftung, findet: "Das größte Kapital sind die Menschen die sich engagieren"

(Foto: Matthias Döring)

Als Festrednerin ist die ehemalige Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck und jetzige Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, gekommen. "Bürgerstiftungen haben die gleiche Aufgabe wie die Politik: den Menschen zu helfen, ohne sich einzumischen oder sie zu bevormunden", hebt sie die Bedeutung hervor. "Ein Ehrenamt ist aber nicht nur ein Aufwand an Zeit, sondern auch bereichernd für die Persönlichkeit." Es sei doch ein Erlebnis, wenn man sagen könne, dass man mit seinem Engagement etwas schaffe, was es sonst nicht geben würde. Voll des Lobes ist auch Landrat Thomas Karmasin, der seit Gründung der Bürgerstiftung deren Schirmherr ist. "Ich möchte Danke sagen. Unser Landkreis wäre ärmer ohne Sie alle."

20 Jahre Bürgerstiftung Jubiläumsveranstaltung

Gerda Hasselfeldt würdigt in ihrer Rede das Ehrenamt.

(Foto: Matthias Döring)

Einen kleinen Eindruck von der Arbeit der Bürgerstiftung gibt es im Anschluss an die Reden bei einem Konzert der Bluestrings. Die jungen Jazz-Streicher werden seit ihrer Gründung von der Stiftung gefördert, die eben nicht nur soziale, sondern auch kulturelle Projekt unterstützt. Das Konzert ist dann auch, wie man es von den Bluestrings nicht anders erwartet, ein besonderes Erlebnis. Statt auf der Bühne, stellen sie sich im Nebenraum auf. Dort, wo Trenz und Hartung ihre Projektoren aufgebaut haben, eine Klang-Raum-Installation also, statt steifem Konzert. Und so lassen die vielen Besucher die Worte auf sich wirken, während die jungen Musiker mit ihrem virtuosen Spiel für die passende Atmosphäre sorgen. So manchen Gast kann man sogar dabei beobachten, wie er die Worte nicht von der Wand abliest, sondern vom Rücken eines anderen, während dieser durch die Projektion der Beamer läuft.

In ihrem Schlusswort bestätigt von Bary, die seit 19 Jahren bei der Bürgerstiftung ist, aus ihrer persönlichen Erfahrung noch einmal das, was Hasselfeldt zuvor bereits in ihrer Rede gesagt hat. "Ich bin ja Lehrerin, bei uns heißt es etwas umständlich Selbstwirksamkeit, aber es beschreibt ganz gut das schöne Gefühl, das man bekommt, wenn man erlebt, dass man mit seinem Einsatz etwas erreichen kann".

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