Egenhofen:Schwächelndes Netz

Egenhofen: Möglicher Standort: Hinter dem Wäldchen nahe dem Wertstoffhof könnte ein Mobilfunkmast errichtet werden.

Möglicher Standort: Hinter dem Wäldchen nahe dem Wertstoffhof könnte ein Mobilfunkmast errichtet werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Egenhofens Bürgermeister Josef Nefele befürwortet einen Mobilfunkmasten, um die Qualität von Telefongesprächen zu verbessern. Eine Anwohnerin aus Oberschweinbach ist dagegen

Von Johanna Kleinert, Egenhofen

Schnurgerade verbindet die Kreuthofstraße entlang von Äckern und Feldern die Gemeinde Oberschweinbach mit dem Egenhofener Ortsteil Unterschweinbach. Etwa auf Hälfte der Strecke liegt der Egenhofener Wertstoffhof. In dessen Nähe soll ein Sendemast errichtet werden. Die nächstgelegene Bebauung zum Wertstoffhof befindet sich in etwa 550 Meter Luftlinie vom künftigen Antennenstandort. Das Rathaus des Bürgermeisters der Gemeinde Egenhofen, Josef Nefele, in etwa 1500 Metern Entfernung. Gerade dort, in Unterschweinbach ist das Mobilfunknetz schwach, oft bricht die Verbindung ab, erklärt Nefele. Zum Beispiel dann, wenn der Bürgermeister von seinem Arbeitsplatz in den etwa 400 Meter entfernten Bauhof telefonieren will. "Wegen der schlechten Mobilfunkverbindung erhalten wir als Gemeinde viele Beschwerden", gesteht er. Vielen anderen Ortsteilen geht es da nicht anders, fährt Nefele fort. Vor allem in den Weilern Rottenfuß und Oberweikertshofen oder in Aufkirchen können selbst geringe Distanzen nicht störungsfrei per Telefon überbrückt werden.

Anders als der Bürgermeister sieht das eine Anwohnerin aus Oberschweinbach, die die Netzsituation in den Gemeinden dokumentiert, namentlich aber nicht genannt werden möchte. Der Redaktion ließ sie Screenshots von ihrem Smartphone zukommen. Wie das Display ihres Geräts zeigt, kann sie vor dem Egenhofener Rathaus auf Datengeschwindigkeiten von 4 G zurückgreifen, ihr Signal ist drei von vier Balken stark. Auch an der Stelle, die bald ein Mast zieren könnte, zeigt sich ein ähnliches Bild. Vier von vier Balken werden dort angezeigt, mehr Empfang geht nicht. Ihre Frage lautet daher: Braucht es den Mobilfunkturm überhaupt?

Verglichen mit Maisach oder Gernlinden weisen die Gemeinden Egenhofen und Oberschweinbach tatsächlich eine äußerst geringere Dichte an Mobilfunkmasten auf. Kein einziger ist in unmittelbarer Nähe der Ortschaften lokalisiert, wie die interaktive Karte der EMF-Datenbank der Bundesnetzagentur belegt. Erst südlich von Längenmoos befindet sich der Mast, der in nächster Umgebung zu Oberschweinbach steht. Unterschweinbacher profitieren wahrscheinlich am ehesten von den Masten in Kuchenried und Germerswang, die mit 8,5 und 7,2 Metern zu den wenigen hohen Exemplaren gehören.

Doch in Egenhofen geht es nicht nur um die Verbesserung der Netzqualität. "Wir als Gemeinde sehen uns auch als 'Erfüller' bundesweiter Politik. Wir wollen helfen, dass die 'weißen Flecken' auf der Landkarte reduziert werden. Eine 'Verspargelung', also das Verteilen von sechs bis acht Meter hohen Masten auf einem größeren Gebiet, wollen wir vermeiden", sagt Bürgermeister Josef Nefele. Deshalb soll der Funkmast etwa 40 Meter in die Höhe ragen, deshalb braucht es ihn überhaupt.

Doch ob der Sendemast, der ohnehin auf einer Anhöhe steht, tatsächlich 40 Meter gen Himmel streben muss, steht noch nicht mit letzter Sicherheit fest. Seine Größe hängt auch von der umgebenden Bewachsung ab. Gerade werden die Bäume ausgemessen, die sich auf dem etwa drei Hektar großen Grundstück, das früher eine Baumschule beheimatete, befinden. Die Deutsche Funkturm GmbH, eine Tochtergesellschaft der Telekom, prüft außerdem derzeit in einer "Vorvoruntersuchung", wie Nefele sagt, wie Strom- und Glasfaserleitungen verbaut werden können. Noch gehört das vorgesehene Grundstück der Gemeinde. Das soll auch so bleiben. Ein Angebot für die Pacht, steht seitens der Telekom noch aus, berichtet Nefele. "Wir befinden uns noch ganz am Anfang. Zunächst wird jetzt geprüft, ob der gewählte Standort überhaupt zweckmäßig ist. Berechnungen von Instituten hinsichtlich gesundheitsgefährdender Risiken folgen. Dann wird die Gemeinde überlegen, inwiefern der Sendemast finanzielle Vorteile bringen könnte. Anschließend muss dann noch eine Baugenehmigung ausgesprochen werden", erklärt der Bürgermeister die künftigen Schritte.

Ebenfalls ungeklärt muss bleiben, ob die neueste Generation des modernen Mobilfunks an diesem Standort überhaupt vorgesehen ist. "Theoretisch kann der Mast auf 5 G aufgerüstet werden, praktisch allerdings wird 5 G erst dann benötigt, wenn es ums autonome Fahren geht. Das dauert auf dem Land noch, wie uns die Telekom mitgeteilt hat", sagt die Egenhofener Bauamtsleiterin Marianne Kottermair. Sollte das neue Netz aber dann tatsächlich kommen, so ist die, für die neue Generation benötigte Antenne, nicht baugenehmigungspflichtig. Die Telekom kann dann auf die Zustimmung des Gemeinderats verzichten, wenn sie eine Mobilfunkantenne errichten möchte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: