Egenhofen:Lobbyarbeit im Staub

Ziegelei

Lehm ist der Grundstoff für Ziegel.

(Foto: Werksfoto: Kellerer Ziegelsysteme/oh)

Bauministerin Kerstin Schreyer bekommt in Egenhofen den Ärger der Ziegelindustrie über den Holzhausbau zu spüren

Von Erich C. Setzwein, Egenhofen

Rote Knöpfe drücken, große Schalter umlegen - wenn Politiker bei solchen Handlungen anzutreffen sind, dann soll die Botschaft "Wir bringen es voran!" vermittelt werden. Es sind solche symbolischen Auftritte, die auch Bayerns Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU) immer wieder absolvieren muss, um für die bayerische Staatsregierung das tatkräftige Voranschreiten zu dokumentieren. Dass es vor und nach solchen Daumen-hoch-Aktionen und Knopf-drück-Events viel mehr um wirtschaftliche Interessen, um Lobbyismus und handfeste Landespolitik geht, war am Dienstagvormittag beim Ziegelhersteller Kellerer im Egenhofener Ortsteil Oberweikertshofen zu erleben, als Schreyer zur offiziellen Inbetriebnahme der neuen Photovoltaikanlage eingeladen wurde.

Nun weiht die Ministerin nicht jede PV-Anlage ein, wenn es aber um ein zentrales Thema ihres Ministeriums geht, das Bauen und die Bauwirtschaft nämlich, dann scheint sie großes Interesse zu haben. Firmenchef Michael Kellerer hatte Schreyer auf Vermittlung des CSU-Stimmkreisabgeordneten Benjamin Miskowitsch aus Mammendorf zu Gast. Die Ministerin sollte mit eigenen Augen sehen, welche Anstrengungen in der Ziegelindustrie unternommen werden, um Energie bei der Produktion zu sparen und Klimaschutzziele zu erreichen. Dass sie da bei Michael Kellerer an der richtigen Adresse war, bemerkten die Ministerin, die Vertreter der bayerischen Ziegeleien und die lokalen Politiker rasch, denn Kellerer ließ schon in seiner Begrüßungsrede keinen Zweifel daran, warum ihm der Klimaschutz genauso wichtig sei, wie die Konkurrenz der Ziegelhersteller durch den Holzhausbau. Kellerer, selbst Gemeinderat der CSU in Egenhofen, ist nämlich mit dem Holzkuschelkurs des CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder gar nicht einverstanden. Der Firmenchef warnte in Anwesenheit des Geschäftsführers des bayerischen Ziegelindustrieverbandes, Yves Knoll, vor der Holzbau-Kampagne, die der mit Ziegel bauenden Wirtschaft schaden könne. So sehr schaden sogar, dass "in der Bauwirtschaft Arbeitsplätze verloren gehen". Die Bäume sollten besser im Wald bleiben, dort nützten sie der Natur und dem Klima mehr, als in Häusern verbaut zu werden.

Egenhofen: Lieber mit Ziegeln bauen und die Bäume im Wald belassen, ist die Meinung von Ziegelproduzent Michael Kellerer.

Lieber mit Ziegeln bauen und die Bäume im Wald belassen, ist die Meinung von Ziegelproduzent Michael Kellerer.

(Foto: Voxbrunner Carmen)

Kellerer führte für seine Produkte ins Feld, dass durch enorme Energieeinsparmaßnahmen in den vergangenen und den kommenden Jahren, durch Innovationen bei der Fertigung und dem Recycling und nicht zuletzt durch den Einsatz der Photovoltaik für den eigenen Stromverbrauch man auf dem Weg zu einer "klimaneutralen Ware bis zur Baustelle sei". Kellerer warb dafür, alle am Bau verwendeten Produkte auf ihre CO₂-Bilanz hin zu untersuchen und zu vergleichen. Eine Idee, die Kerstin Schreyer aufgreifen will, sieht sie doch in ihrem Ministerium "ein großes Potenzial, CO₂ einzusparen". Das Problem, das Kellerer sieht, vermag sie nicht zu erkennen. "Es gäbe ein Problem, wenn wir nicht weiter bauen würden", sagte sie und sprach damit die staatlichen Vorhaben an. Gleichwohl müsse man "bei jedem Bauwerk gut hinschauen", ob ein Holzbau oder ein Massivbau besser geeignet wären. "Es darf doch innovative Ideen geben", erwiderte sie auf Kellerers Klage über die staatliche geförderte Holzbaukampagne.

Die PV-Anlage, die Schreyer in Betrieb nahm, leistet 750 Kilowatt in der Spitze und deckt laut Kellerer zwölf Prozent des Stromverbrauchs der Firma ab. Nach und nach sollten weitere PV-Anlagen auf die Dächer gebaut werden, bis eine Spitzenleistung von 3000 Kilowatt erreicht sei. Nicht recht weiter kommt Michael Kellerer dagegen mit seiner PV-Anlage auf 13 Hektar einer früheren Tongrube, die zehn Gigawatt Strom erzeugen und wesentlich zur Vermeidung von CO₂ beitragen soll. Die Genehmigung beim Landratsamt ist noch nicht durch.

Egenhofen: In Betrieb nehmen Benjamin Miskowitsch (von links) Bauministerin Kerstin Schreyer sowie Michael und Johann Kellerer die Photovoltaikanlage, die zwölf Prozent des Strombedarfs deckt.

In Betrieb nehmen Benjamin Miskowitsch (von links) Bauministerin Kerstin Schreyer sowie Michael und Johann Kellerer die Photovoltaikanlage, die zwölf Prozent des Strombedarfs deckt.

(Foto: Voxbrunner Carmen)
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