Egenhofen:In der Rolle des Großvaters

Ignaz Fischer-Kerle

Der Enkel von Ignaz Taschner, Ignatius Fischer-Kerli, wird in der Furthmühle aus dem Briefwechsel seines Großvaters mit Ludwig Thoma lesen.

(Foto: Günther Reger)

Ignatius Fischer-Kerli und Norbert Göttler lesen Thoma und Taschner

Von Jana Erthel, Egenhofen

Der Klang einer Klarinette erfüllt das alte Gemäuer der 1828 erbauten Furthmühle und unterstreicht die Deutlichkeit des Vorgelesenen. In historischen Ambiente findet die Lesung des Briefwechsels zwischen dem bekannten Schriftsteller Ludwig Thoma und seinem Freund, dem Bildhauer Ignatius Taschner, statt. Norbert Göttler erläutert in selbstgeschriebenen Texten die Zusammenhänge zwischen der Korrespondenz und liest die von Thoma verfassten Briefe und Postkarten. Seit gut drei Jahren lesen er und Taschners Enkel, Ignatius Fischer-Kerli, nun aus dem Briefwechsel mit verteilten Rollen vor. Dass der Familienangehörige des bekannten Bildhauers die Rolle seines Großvaters in der Lesung übernimmt, mache den Charme der Veranstaltung aus, so Göttler. Als Mitglied der Münchner Turmschreiber liege es dem renommierten Publizisten, Schriftsteller und Fernsehregisseur außerdem besonders am Herzen, deutsche Literatur zu pflegen. Ludwig Thoma zählt seiner Meinung nach zu den wichtigsten bayerischen Autoren und sei eine Person, mit der es sich auseinanderzusetzen lohnen würde. Das Publikum sei bei den vergangenen Lesungen sehr interessiert gewesen. Viele Leute hätten den facettenreichen Charakter des Mannes sogar erst durch die Lesung richtig kennengelernt.

Der Schriftsteller ist durch seine politische Satire und seine humorvoll-kritischen Werken berühmt geworden. Seine politische Kehrtwende von einer liberalen Haltung zu einer nationalistischen und antisemitischen in späteren Lebensjahren ist sehr umstritten. "Er ist ein Mann, der polarisiert", erklärt Göttler. Die ausgewählten Briefe beinhalten unter anderem auch politische Ansichten. Denn: Um die Politik käme man bei einer Betrachtung Ludwig Thomas nicht herum. Privat hätte sich der Schriftsteller schwergetan mit Beziehungen, sei ein Eigenbrötler gewesen. Umso mehr hielt er deshalb an der Freundschaft zu Taschner fest. Die beeindruckende Person des Freundes dürfe bei aller Begeisterung für Thoma nicht aus den Augen verloren werden, betont Göttler. Denn Ignatius Taschner sei einer der wichtigsten Vertreter des Jugendstils in Deutschland.

Musikalisch begleitet wird die Leseveranstaltung von Hans Blume mit seiner Klarinette. Der Musiker aus Dachau untermalt klangvoll die emotionalen Worte der beiden Freunde, deren enge Verbindung aus künstlerischer Achtung entstand.

Ursula Kohn, Organisatorin der Veranstaltung, hoffte natürlich, dass viele Leute die Lesung besuchen. Denn für sie seien vor allem die Darsteller das Besondere an der Lesung. Es sei unglaublich, wie authentisch die beiden Männer in die historischen Rollen schlüpfen. Sie gehe außerdem davon aus, dass die Aktion ein echtes Highlight der Veranstaltungsreihe der Furthmühle darstelle. Die Wahl der Location sei ihr dabei nicht schwergefallen, im Gegenteil: "Es ist bewundernswert wie Albert Aumüller und seine Familie die Mühle schon seit hundert Jahren betreiben. Die Räumlichkeiten eignen sich sehr gut für die kleine Lesung." Auch Göttler schwärmt von dem alten Gebäude, es habe vor allem Charme und Ausdrucksstärke.

Turmschreiber Lesung, Furthmühle Egenhofen, Dienstag 25. Juli. Beginn 20 Uhr, Eintritt 8 Euro.

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