Diskussionsabend:Vom Zeitgefühl

Menschen verschiedener Kulturen tauschen sich über Werte aus

Von Larissa Kahr

Dass die Deutschen ein anderes Zeitgefühl hätten, sei am Anfang schon ein kleines Problem gewesen, sagt Reinhild Friederichs, Ansprechpartnerin des Asylhelferkreises Puchheim. "Da verabreden sie sich um zehn Uhr und tauchen dann erst um elf Uhr oder so auf. Anderseits lernen wir von ihnen, dass der korrekte Umgang mit Zeit im Leben nicht alles ist. Der Zeitbegriff besitzt bei ihnen eine andere Wertigkeit." Dann müsse man sich aussprechen, mit viel Geduld. Das Verständnis miteinander zu fördern sei elementar. Welche Werte für verschiedene Menschen und verschiedene Nationalitäten wichtig seien, ließe sich einzig durch Austausch, Miteinander und Verständnis lösen, erklärt sie.

Deshalb lädt der Asylhelferkreis Puchheim und der Sachbereich Soziales der katholischen Kirche Sankt Josef unter dem Motto "Ein wertvoller Abend - ein Abend voller Werte" am Freitag, 8. Februar, zu Begegnung und Austausch ein. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Puchheimer Pfarrzentrum. Ziel ist es, Raum zu bieten für Gespräche über ähnliche oder unterschiedliche Wertvorstellungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen. Der Eintritt ist frei und es gibt Getränke und Essen. Auch die Speisen spiegeln die gemischten Nationalitäten wider. Neben den Gerichten der ehrenamtlichen Helfer, kochten Migranten nach typischen Rezepten aus ihrer Heimat, so Friederichs. Die Veranstaltung zählt zu der Reihe "Menschen in Puchheim", die es sich zum Ziel gesetzt hat, Raum für Austausch und Dialog zu schaffen. Bisher stand an jedem Abend ein anderer Aspekt im Mittelpunkt. An der ersten Veranstaltung wurde über Erwartungen und Hoffnungen gesprochen. "Einmal war es dann geselliger, da haben wir uns gegenseitig bayrische und syrische Tänze beigebracht", so Friederichs, die auch den Sachbereich Soziales leitet.

Die geplante vierte Veranstaltung an diesem Freitagabend stellt nun erstmalig den konkreten Dialog mit den Asylbewerbern in den Fokus. "Weil ihre Sprache wirklich immer besser wird", sagt sie. Zuerst ist eine Podiumsdiskussion vorgesehen. Im Rahmen dieser debattieren Franziska Baumgartner (Lehrerin Gymnasium Puchheim), Cagla Copur (Lehrerin Mittelschule Neuaubing), Jochen Fuchs (Rektor Mittelschule Puchheim), Hebert Glauz (Rektor Realschule Puchheim) und Hirad Aurahman (Schülersprecher Gymnasium Puchheim) unter der Moderation von Ludger Wahles (Sprecher der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Puchheimer Podium). Die Vertreter der unterschiedlichen Schultypen und Nationalitäten werden jeweils ihre Auffassungen zu gemeinsamen Wertvorstellungen und Unterschieden erläutern. Denn einzig im Gespräch sei es möglich, ein Verständnis füreinander zu entwickelt, so die Ankündigung.

Einen weiteren Programmpunkt stellt der darauf folgenden Meinungsaustausch aller Anwesenden da. Angeregt durch die Standpunkte der Podiumsgäste, werden nach Diskussionsform des Weltcafés, gemeinsame Gespräche realisiert. Hierfür verteilen sich die Anwesenden in kleine Gruppen an Tischen und sprechen, geleitet durch immer einen Moderator pro Tisch, über ihre Wertvorstellungen. Nach 10 Minuten folgt dann ein Tischwechsel.

Bei knapp 230 Asylbewerbern in Puchheim und insgesamt rund 110 Helfern wünscht sich Friederichs "mehr Auseinandersetzung mit der Thematik." Durch zuhören, mitreden und miteinander essen, soll der Abend schließlich Menschen aus den verschiedensten Kulturen miteinander ins Gespräch bringen und das Verständnis füreinander fördern, wobei die Veranstalter vor allem auf junge Erwachsene als Gäste hoffen.

Ein wertvoller Abend - ein Abend voller Werte, Freitag, 8. Februar, 18 Uhr, katholische Kirche St. Josef, Puchheim, Eintritt frei.

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