Digi-Club Germering:Wie auch "Nicht-Nerds" einen Computer bauen können

Digi-Club Germering: Die Jugendlichen beim Bau ihres eigenen Computers. Vor ihnen auf dem Tisch liegt das Mainboard, auf dem alle wichtigen Komponenten eines Rechners befestigt werden.

Die Jugendlichen beim Bau ihres eigenen Computers. Vor ihnen auf dem Tisch liegt das Mainboard, auf dem alle wichtigen Komponenten eines Rechners befestigt werden.

(Foto: DigiClub/oh)

Die Jugendgruppe des Vereins für digitale Bildung schraubt selbst einen Rechner zusammen.

Von Xaver Lallinger, Germering

Man muss kein "Nerds" sein, um seinen eigenen Computer zusammenzubauen. Mit ein bisschen Anleitung könne das jeder, erklärt Susanne Freiwald, 23, Jugendleiterin des Digi-Clubs Germering. Vor kurzem hat die Computersammlung des Vereins für digitale Bildung Zuwachs bekommen. In einem Projekt, das beweisen soll, dass auch weniger technikbegeisterte Jugendliche das hinbekommen, hat die Jugend des Germeringer Vereins einen eigenen Rechner zusammengebaut. Angeleitet von zwei informierten Leitern steckten vier Jugendliche innerhalb von vier Stunden an einem Freitagnachmittag die benötigten Teil zusammen und verschraubten alles.

Dabei habe es einige Hürden gegeben, berichtet Freiwald, die gerade eine Schreiner-Ausbildung absolviert. Das Herzstück eines Computers, der Prozessor, ist sehr empfindlich auf Ladungen. Das habe bedeutet, erklärt die Germeringerin, dass sich alle Beteiligten regelmäßig an einem Metallstück entladen mussten. Die Heizung habe sich dafür angeboten. Auch die Bestellung der benötigten Komponenten habe einige Probleme bereitet, berichtet sie. Grundbestandteile eines Rechners sind eine Festplatte, ein Arbeitsspeicher, ein Prozessor und eine Grafikkarte.

Lieferschwierigkeiten und Preisanstieg machten der Gruppe zu schaffen

Allein die Bestellung Grafikkarte habe mehrere Monate gedauert. Die durch die Corona-Pandemie erschwerte Liefersituation und der Kryptowährungs-Boom hätten dazu geführt, dass dieses rechenstarke Bauteil sehr rar und teuer sei. Zu Beginn der Aktion im vorigen Jahr habe man noch 400 Euro für eine Grafikkarte bezahlt, erklärt Freiwald. Damals hätten sie abgewartet und auf einen Preisfall gehofft. Doch dann sei der Preis für das Bauteil auf 600 Euro gestiegen, sie hätten zuschlagen müssen.

Die restlichen Teile seien jedoch wesentlich günstiger gewesen. Das nötige Kapital sei ihnen dankenswerterweise von der in Germering ansässigen Software-Firma C4B Com for Business zur Verfügung gestellt worden. Die Anschaffung habe sich gelohnt, sagt Freiwald. Die immer anspruchsvolleren Projekte, die sie und die anderen Mitglieder verwirklichen möchten, seien nur mit einem sehr guten Computer zu bewältigen. Das erste Mal habe sie den neuen Rechner privat genutzt, um ein Bild mit 13 000 mal 9 000 Bildpunkten zu bearbeiten. "Das war ein Plakat für eine Freundin", sagt sie und lacht. In Zukunft werde der Rechner für Video- und Bildbearbeitung, einfache Programme wie Excel oder Word, aber auch zur Bedienung des neuen 3D-Druckers zur Verwendung kommen.

In den Osterferien soll wieder ein 3D-Druck-Feriencamp stattfinden

Mit diesem plant der Digi-Club in den kommenden Osterferien wieder ein 3D-Druck Feriencamp. In ihrer Organisation ist Freiwald als Jugendleiterin auch für die Camps zuständig. "Gott sei Dank", sagt Jürgen Biffar, Vorstand des Vereins für digitale Bildung. Er sei froh, dass der Verein eine so engagierte Jugend habe. Diese übernehme fast die komplette Organisation der Angebote. Die Haupttätigkeit des Vereines mit ungefähr 70 Mitgliedern liegt auf der Veranstaltung von Ferien-Freizeiten, an denen jedes Mal mehrere hundert Kinder teilnehmen, erklärt der Germeringer. Besonders Mädchen möchte man mit diesen Angeboten an Technik heranführen und sie für Berufe im sogenannten MINT-Bereich faszinieren. Doch hinterlasse Corona auch bei ihrem Verein Spuren, berichten Biffar und Freiwald. Es sei "frustrierend", wenn man Aktionen mit viel Aufwand plane und man sie schlussendlich aufgrund des Pandemiegeschehens wieder absagen müsse, sagt Freiwald. Besuche in den Schulen, mit ihrem Lego Mindstorm, funktionierten zum aktuellen Zeitpunkt auch nicht. Bei der Vereinstätigkeit sei man dennoch nur ausgebremst worden, erklärt Biffar.

Er sei froh, dass dem Verein über die Pandemie hinweg alle Mitglieder erhalten geblieben sind. Dennoch freut er sich über jedes neues Mitglied. Jeder könne Mitglied werden und anfangen sich zu engagieren - unabhängig von Alter und Geschlecht. Zudem muss man auch kein "Nerd" sein, um im Verein mitzumachen, erklärt Freiwald. Sie möchten diesem Klischee ohnehin "entschieden widersprechen". Die meisten der Mitglieder seien eher vom gestalterischen oder organisierenden Schlag.

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