Die Weisen aus dem Brucker Land:Kleider machen Könige

Aus Kindern und Jugendlichen der Gröbenzeller Pfarrei Sankt Johann Baptist werden drei Tage lang die Sternsinger.

Stefan Salger

Sieht so aus, als müssten die Weisen aus dem Morgenland dieses Jahr nicht durch knöcheltiefen Schnee stapfen. Und die gekrönten Häupter müssen am Donnerstag wohl auch kaum sibirischen Temperaturen die Stirn bieten. Caspar, Melchior und Balthasar wird es auf ihrem Weg von Haustür zu Haustür schlimmstenfalls nass reingehen.

Aber für den Wetterbericht interessiert sich Samuel eigentlich gar nicht. Für solche Details hat er jetzt keine Zeit. Gemeinsam mit den Mitgliedern dreier Sternsingergruppen wühlt der Zwölfjährige in einem Kleiderberg, der sich auf den Tischen im Don-Bosco-Haus der Pfarrei Sankt Johann Baptist auftürmt. Seidenumhänge liegen neben königlichen Roben mit goldenen Kordeln. Daneben ein paar mit Edelsteinen besetzte Kronen, die darauf warten, aufgefaltet und in Form gebracht zu werden.

Und auf dem Fensterbrett stehen goldene Holzkästchen. Neben einem Behälter, in dessen Schlitz Spenden eingeworfen werden können, sind Kreide und Stifte, ein Gläschen mit Weihrauch, in Silberpapier eingewickelte Kohle und ein paar Aufkleber mit dem Schriftzug "20*C+M+B*12" zu sehen. Das also sind die Werkzeugkästen der Heiligen Drei Könige.

Während Gemeindereferentin Marion Wick nebenan die erst am Freitag und Samstag startenden Gruppen vorbereitet, suchen sich die Acht- bis 18-Jährigen schon mal ihr herrschaftliches Outfit zusammen. Die drei aus jeweils fünf Kindern und Jugendlichen bestehenden Gruppen werden sich von einem Stern am Stiel zu den Häusern der Gröbenzeller leiten lassen, am Freitag und Samstag folgen dann weitere sechs Gruppen. In diesem Jahr sammeln sie, ebenso wie etwa die 50 Sternsinger aus Emmering, unter dem Motto "Klopft an Türen, pocht auf Rechte" für das Kindermissionswerk, das die Spenden an Einrichtungen im mittelamerikanischen Nicaragua weiterleitet.

Samuel, der sich mit roter Robe und glitzerndem, türkisfarbenen Umhang in Caspar verwandelt hat, findet, das sei doch Grund genug, sich an der Aktion zu beteiligen. Nun ja, die Süßigkeiten, die von den Kindern behalten werden dürfen, sind natürlich das Tüpfelchen auf dem i. Samuel war schon mal vor zwei Jahren dabei, ist also ein alter Sternsingerhase. Damals war es erbärmlich kalt, daran erinnert er sich noch gut. Und auch an die Leute, die eigentlich alle sehr nett gewesen seien.

Noch mehr Erfahrung hat Sebastian: Der 18-jährige Gruppenleiter ist schon "vier- oder fünfmal" als Sternsinger mitmarschiert. 80 Prozent der Menschen seien spendabel, schätzt er. Es kommt schon mal vor, dass jemand gleich einen Fünfziger spendet oder eine ganze Tüte Süßigkeiten. Vor allem in den Hochhäusern werde den Heiligen Drei Königen aber auch mal die Tür vor der Nase zugeknallt. Es kann also nicht schaden, unterm königlichen Gewand ein dickes Fell zu tragen.

Das weiß auch die für die Jugendarbeit in der Pfarrei zuständige Marion Wick, die in Puchheim von 1985 bis 1997 Ministrantin und in dieser Zeit fünfmal Sternsinger war. Man merke schnell, wo man sich das Klingeln sparen könne. Im Allgemeinen aber seien die Leute sehr spendabel. Früher wie heute gibt es Menschen, die die ganze Gruppe in die Wohnung bitten und mit Tee und Plätzchen verköstigen. Und auch in diesem Jahr gibt es wieder mehr als 100 "Vorbestellungen" für einen Besuch der insgesamt etwa 30 Sternsingerkinder.

Auch Marion Wicks 13-jährige Töchter Franziska und Michaela sind wieder dabei. Im Gegensatz zu ihnen ist es für die beiden Neunjährigen Nastia und Fabian sowie die achtjährige Sarah eine echte Premiere. Nastia ist schon ein wenig nervös. Am Donnerstag besucht eine der Gruppen ja sogar den Bürgermeister. Acht Text- und vier Liedzeilen müssen Sternträger und Könige auswendig lernen. Das werde sie schon schaffen, glaubt Nastia. Und der Einsatz bis zum Donnerstagabend wird ja auch belohnt. Gröbenzells Majestäten führen für einen Tag ein süßes Leben.

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