Die Piratenpartei im Landkreis:Motivationsschub aus Berlin

Die neue Partei strebt eine Kandidatur bei der Kommunalwahl in Germering an - noch fehlen aber Mitglieder und Strukturen

Karl-Wilhelm Götte

Der Einzug der Piratenpartei ins Berliner Abgeordnetenhaus gibt den Piraten auch im Landkreis Fürstenfeldbruck Rückenwind. Aktuell zählt die Partei zwischen Germering und Türkenfeld 84 Mitglieder. Dennoch wird eine Kandidatur zu den Kommunalwahlen 2014 in der Stadt Germering ins Auge gefasst. "Berlin hat uns einen großen Motivationsschub gegeben", sagt der Germeringer Ronald Trzoska. Auch am Tag nach der Wahl saugt er noch jede gute Nachricht über die Piratenpartei auf.

Am Samstag hatte er mitgeholfen, den Landesparteitag der Piraten in der Germeringer Stadthalle zu organisieren. Trzoska ist ein ziemlich typisches Mitglied der Piratenpartei: 33 Jahre alt, männlich, bisher noch nicht politisch aktiv gewesen. "Dann bin ich auch noch Informatikkaufmann und Systemadministrator von Beruf", erzählt er und schmunzelt, "das entspricht ganz dem Klischee des Piraten."

Politisch interessiert sei er schon immer, bekennt Trzoska, aber eine aktive Mitarbeit bei den Grünen oder vielleicht der FDP hielt er für ausgeschlossen. Während des Bundestagswahlkampfes 2009 habe er sich der Piratenpartei angeschlossen. Er ist nicht der einzige Pirat in Germering. Insgesamt wohnen laut Trzoska 13 Mitglieder in der Großen Kreisstadt. Strukturen fehlen der jungen Partei im Landkreis jedoch noch völlig. So existiert weder eine Ortsgruppe noch ein Kreisverband. Die Piraten halten über das Internet Kontakt zueinander, haben aber festgestellt, dass "direkte Gespräche miteinander unersetzlich sind", so Trzoska. Daher treffen sich die Mitglieder einmal im Monat bei einem Stammtisch in Puchheim, und von Anfang Oktober an auch in Fürstenfeldbruck. Auch ohne Kreisorganisation stellt der Bezirksverband den Piraten im Landkreis 400 Euro im Jahr für Verwaltung oder die Umsetzung von Ideen zur Verfügung. "Einen Kreisverband halte ich erst ab hundert Mitgliedern für sinnvoll", sagt Trzoska, der auch von jeweils einem Überläufer von den Linken und von den Grünen zur Piratenpartei berichtet.

In Türkenfeld liegt eine Beteiligung an der Kommunalwahl dagegen noch in weiter Ferne. Dort wohnt Ronald Heinrich, der sich um die Pressearbeit im Bezirk Oberbayern kümmert. Der 35-jährige Freiberufler ist seit Herbst vergangenen Jahres Pirat. Heinrich hat sich dafür engagiert, dass auch im Landkreis die Aktion der Partei "Kinder wollen singen" anläuft. Hatten doch die Kindergärten Weihnachten 2010 bundesweit Probleme mit der Gema bekommen, weil diese für kopierte Texte Urheberrechte geltend machte und Gebühren verlangte. "Wir verteilen jetzt ein gemeinfreies Liederbuch an die Kindergärten", sagt Heinrich. Dazu seien 80 Kindergärten im Landkreis von der Piratenpartei angeschrieben worden. Das Buch mit etwa 60 Liedern sei über den Verein der "Musikpiraten" entstanden. "Da sind keine Urheberrechte drauf und die Texte können auch jederzeit kopiert werden." Für ihn ist es "die Nagelprobe, ob die Piratenpartei in der Öffentlichkeit des Landkreises wahrgenommen wird". Der Schwerpunkt der politischen Arbeit liegt zunächst auf der Kandidatur zur Landtags- und Bundestagswahl 2013. Dafür müssen noch Unterstützungsunterschriften gesammelt werden. Ebenfalls Unterschriften gesammelt werden für ein Volksbegehren, das zum Ziel hat, durch einen Volksentscheid die Studiengebühren an Bayerns Universitäten abzuschaffen.

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