Dialekt-und Heimatkundetest:Der Heiratsantrag des Eingebayerten

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Der Brucker Alexander Pluntke besteht Dialekt-und Heimatkundetest eines Radiosenders - und hält gleich noch um die Hand der Freundin an.

Stefan Salger

Treffender könnte es ja fast nicht sein: Alexander Pluntke und seine Freundin Melina Schön wohnen in einer netten Wohnung an der Bajuwarenstraße. Das Idiom des 25-jährigen Mechatronikers freilich passt so gar nicht zum Straßennamen. Pluntke ist zwar in Schwabing geboren, der angemessene Dialekt aber kommt ihm praktisch nie über die Lippen.

Bayerisch lernen als Ochsentour: Alexander Pluntke zeigt sich sattelfest, seine künftige Ehefrau Melina (3. von rechts) dokumentiert alles. (Foto: Günther Reger)

Als der Radiosender Bayern 3 landesweit Kandidaten für seine an diesem Dienstag startende "Einbayerungs-Serie" sucht, da greift Melina Schön kurzentschlossen zum Hörer. Höchste Zeit schließlich, dass ihr Partner, dem sie zumindest in sprachlicher Hinsicht einen "Halb-Migrationshintergrund" bescheinigt, endlich ernsthafte Integrationsbemühungen an den Tag legt: "Das Schlimmste ist, dass der sogar Weißwürste mit Ketchup isst. Das geht ja nun gar nicht", sagt die 25-jährige geborene Bruckerin und verdreht vielsagend die Augen.

Pluntke ist längst in der Arbeit, als sich am Montagvormittag ein Lastwagen durch die enge Gasse zwängt, mit einem Sat-Mobil des Senders im Schlepptau. Stück für Stück werden vor dem Gartenzaun die Kulissen für den Sprach- und Heimatkundetest aufgebaut-Sonnenschirm, Lautsprecheranlage und eine komplette blau-weiße, aufblasbare Bullriding-Arena.

Auf dem Bistrotisch neben der Garage liegt bereits eine fertig ausgefüllte Einbayerungsurkunde. Pluntkes Eltern und Großeltern sind da, und Melina Schön hat aus gegebenem Anlass sogar einen Kuchen mit blau-weißem Zuckerguss in Rautenform gebacken.

Pluntke selbstahnt von alldem nichts,als ihn seine Freundin am späten Vormittag "heimbeordert". Als er um die Ecke biegt, da dämmert es ihm freilich schnell. Frühaufdreher-Moderator Bernhard "Fleischi" Fleischmann hält ihm dann auch schon das Mikrophon unter die Nase. Anschließend zeigt sich, dass Melina Schön recht hatte mit der vagen Vermutung, dass ihr Freund möglicherweise Bayerisch zumindest in Ansätzen zwar verstehe, sich aber einfach keine Mühe gebe.

Alexander Pluntke kann die Halbsätze aus der Bayernhymne vervollständigen, spricht einigermaßen korrekt "sacklzement-jetzatnaa" nach und besteht auch die weiteren Tests nahezu bravourös. Und so bekommt er es am Ende denn schwarz auf weiß:"Alex, der Preiss" ist eingebayert worden.

Der Neubajuware mit Brief und Siegel nutzt dann auch gleich den Schwung für eine Aufgabe, die nicht auf dem Waschzettel des Moderators steht: Für Freudentränen bei Melina Schön sorgt nicht der Umstand, dass ihr Freund nach sechs gemeinsamen Jahren endlich dialektfest ist, sondern vielmehr der stilvolle Heiratsantrag. "Mogst mi? Ja, i mog".

Den Beitrag aus Fürstenfeldbruck strahlt der Bayerische Rundfunk am kommenden Donnerstag in der Zeit zwischen 7.10 und 8 Uhr in der Sendung "Die Frühaufdreher" im Programm Bayern 3aus.

© SZ vom 07.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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