Derblecken:Olchinger Nockherberg

Starkbier Olching

"Eine warme Wohnung, des kann ich mir nicht mehr leisten": Mitglieder der Kolpingbühne gestalten das Singspiel beim Starkbierfest in Olching.

(Foto: Günther Reger)

Beim Starkbierfest nimmt das Ensemble der Kolpingbühne die städtische Politik und ihre Vertreter aufs Korn

Von Katharina Knaut, Olching

Wenn Landrat Thomas Karmasin begeistert Wunderkerzen schwenkt und Bürgermeister Andreas Magg (SPD) mit dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Tomas Bauer einhellig die Gemeinschaft im Saal preist, kann das nur eines bedeuten: Das traditionelle Starkbierfest hat Einzug gehalten! Zum mittlerweile 39. Mal derbleckte das bewährte Ensemble aus der Olchinger Kolpingfamilie die lokale Politprominenz. Dabei führten sie das vor zwei Jahren eingeführte Format des Singspiels fort: In insgesamt drei Akten ("Gebietsreform", "Ratschkattl'n" und "Heute Show") mischten die Darsteller Schauspielkunst mit satirischen Liedern. Einmal mehr überzeugten sie dabei mit einer gelungenen Vorstellung. Längen in den Dialogen und die ein oder andere Textunsicherheit wurden durch die überzeugende Darbietung und die treffenden Spitzen wettgemacht.

Insgesamt 824 Zuschauer amüsierten sich in der ausverkauften Mehrzweckhalle der Mittelschule. Sogar die Derbleckten zeigten sich zufrieden. Dabei heißt es ja, wenn die Politiker das Singspiel loben, war es nicht scharf genug. Tatsächlich ließen einige Zuschauer hinterher verlauten, dass es in diesem Jahr sehr brav gewesen sei. Vermisst wurde insbesondere Peter Rogalski, der bereits 27 Mal beim Starkbierfest auf der Bühne stand und für seine treffenden Kommentare und seinen intelligenten Humor bekannt ist. Aus gesundheitlichen Gründen fiel er dieses Jahr aus, wirkte allerdings als Ghostwriter an den Texten mit.

Dafür waren die traditionellen "Ratschkattl'n" (Petra Huber und Ingrid Klameth) dieses Jahr wieder dabei. Voriges Jahr war ihr Sketch ausgefallen, da sich die Proben der Volksbühne, in der Klameth mitwirkt, zeitlich überschnitten. Umso größer war die Freude der Zuschauer, "Grete" und "Marga" wieder auf der Bühne begrüßen zu können, auf der sie in schönster Marktplatzmanier über alle möglichen Themen tratschten, in typisch altjüngferlicher Kleidung und mit lustigen Hüten auf dem Kopf, Marga außerdem mit dicker Wolljacke: "Seit die Stadt Olching meine Wohnung auf Fernwärme umg'stellt hat, lafft der Heizungszähler grod so schnell wie eine Kreissäge. Eine warme Wohnung, des kann ich mir nicht mehr leisten." Und schon ist man mittendrin in einer Diskussion über den erst kürzlich wieder hochgekochten Dauerbrenner. Kein Akteur wird dabei ausgelassen, weder Bauer, der als "schwarzer Robin Hood, Beschützer aller Mieter" karikiert wird, noch die Stadtverwaltung.

Insgesamt fiel auf, dass die Themen erstaunlich aktuell waren: Einen großen Block bildeten auch die Kandidaturen von Maximilian Gigl und Andreas Magg für das Amt des Bürgermeisters im Jahr 2020, die erst seit kurzem bekannt sind. Und wie lassen sich zwei Kandidaten am besten gegenüberstellen? Richtig, in einem TV-Duell. Also holte man flugs das Satireformat "Heute Show" in die Stadt und machte daraus die "Olching Show", in der eine "Wahlstudiomoderatorin" (Jaki) ein Interview mit beiden Kandidaten führt. Maximilian Bauer hatte dabei sein Debüt als Maximilian Gigl und überzeugte mit einer gekonnten Darbietung. Selbstsicher schritt er über die Bühne und präsentierte sich als junger Ehrgeizling, dem in seiner Ämteranhäufung nur noch das des Bürgermeisters fehlt. Der echte Gigl zeigt sich amüsiert, obwohl er als Vorsitzender der Kolpingfamilie von seinen Vereinsmitgliedern nicht geschont wurde. Gefragt wurde er vorher auch nicht: "Vor Proben wurde ich immer hinausgeworfen", sagte er lachend.

Nicht nur die Prominenz, auch das Publikum zeigt sich zufrieden. Die Zuschauer belohnten das Schauspiel immer wieder mit lautem Lachen und viel Applaus. Und spätestens bei der Olching-Hymne zur Melodie von Leonard Cohens "Hallelujah" standen alle auf, klatschten und sangen mit. Für die besondere Stimmung hatten die Schauspieler sogar Riesenwunderkerzen organisiert, die sie auch an die Leute in der ersten Reihe verteilten. So auch an Landrat Karmasin, der sie begeistert im Takt schwenkte. Und Magg? Der stand am Ende des Abends Seite an Seite mit Tomas Bauer, als wäre es noch nie anders gewesen. Einhellig priesen die beiden Kommunalpolitiker das Zusammengehörigkeitsgefühl der Veranstaltung. "Das hat man sonst nirgendwo!"

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