Der Nachwuchs fehlt:Azubis, verzweifelt gesucht

Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung mussten 2012 besonders viele Lehrstellen unbesetzt lassen. Über Veranstaltungen und das Internet sollen nun Jugendliche mit den Firmen in Kontakt kommen.

Stefan Salger

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) schlägt Alarm: Den Betrieben fehlt es am Nachwuchs. Im Landkreis hat das Angebot an Lehrstellen 2012 weiter zugenommen. Gleichzeitig aber ist die Zahl der Auszubildenden rapide zurückgegangen. Was bleibt, ist eine Schere, die sich bedrohlich öffnet. Ist die Lage in ganz Oberbayern schon bedenklich, so trifft es den Landkreis noch schlimmer. Überraschenderweise leiden die Firmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung zudem stärker unter dem Nachwuchsmangel als die klassischen Handwerksbetriebe wie Schreinereien oder Bäckereien.

BIM

Nachwuchssuche: Schreiner stellen ihr Handwerk auf einem Berufsinfo-Markt vor.

(Foto: Günther Reger)

Nach Angaben der IHK wurden im Landkreis im abgelaufenen Jahr 353 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das ist ein Minus von mehr als zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. In ganz Oberbayern lag der Rückgang dagegen bei lediglich 2,3 Prozent. "Der Mangel an Bewerbern verfestigt sich und betrifft alle Branchen", sagt Michael Steinbauer, der Vorsitzende des IHK-Gremiums für Dachau-Fürstenfeldbruck.

Während die Unternehmen angesichts des erwarteten Fachkräftemangels und gut laufender Geschäfte weiter stark in die Ausbildung investieren, sinkt die Zahl der Bewerber. So verließen zunehmend geburtenschwächere Jahrgänge die allgemeinbildenden Schulen, der Trend zum Studium und zu weiterführenden Schulen halte an, erklärt Steinbauer. Rund 20 Prozent der oberbayerischen Unternehmen gaben 2012 an, dass sie nicht alle Lehrstellen besetzen konnten. "Für die Bewerber war die Auswahl an Lehrstellen dagegen noch nie so groß." Insgesamt wurden der Arbeitsagentur im Landkreis 753 offene Lehrstellen gemeldet - ein Plus von zwei Prozent. Davon blieben jedoch 117 unbesetzt.

Des einen Freud, des anderen Leid: Die Arbeitsagentur verzeichnete nach Beginn des Ausbildungsjahres 2012 nur noch 22 unversorgte Bewerber. Der Gremiumsvorsitzende lobt die Anstrengungen der Betriebe, frühzeitig auf den Fachkräftenachwuchs zuzugehen, Schülern mit weniger guten Noten eine Chance zu geben sowie mit Angeboten wie dem Dualen Studium neue Kreise anzusprechen. Er appelliert aber auch an die Schüler, Betriebspraktika in den Schulferien zur Orientierung zu nutzen und sich frühzeitig über Ausbildungsbetriebe zu informieren.

Die Sparkasse Fürstenfeldbruck ist einer der größten Ausbilder des Landkreises. Das Institut ist längst in die Offensive gegangen und wirbt aktiv um Nachwuchs, so auch auf der Ausbildungsbörse in den eigenen Räumen. Dort ist sie selbst mit einem Stand vertreten und sucht geeignete Nachwuchsbanker. 2013 werden wieder 35 Ausbildungsplätze angeboten.

Eng wird es mittlerweile auch bei der Post. In ganz Bayern fehlen dem Konzern rund 300 Azubis, im Landkreis vier. Wer gerne an der frischen Luft sei, selbständig arbeite und direkten Kontakt zum Kunden haben wolle, für den könnte ein Job als Brief- und Paketzusteller interessant sein. Die Ausbildung könne direkt am Wohnort oder in der näheren Umgebung gestartet werden, so die zuständige Rosenheimer Briefniederlassung der Deutschen Post. Auch hier gilt: Die Ausbildung zur Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen kann für junge Menschen mit Haupt- oder Realschulabschluss ein erster Schritt sein. Die Post wirbt ganz offen mit der weitern Nachwuchsförderung: Die besten Azubis könnten anschließend eine einjährige Aufbauausbildung zum Kaufmann für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen absolvieren. Auch andere Arbeitgeber umwerben mit ähnlichen Angeboten die begehrten Nachwuchskräfte.

Die in der Handwerkskammer zusammengeschlossenen 3516 Betriebe im Landkreis hat es im abgelaufenen Jahr offenbar nicht so schlimm getroffen wie die IHK-Betriebe. Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauern spricht insgesamt von einer stabilen Situation: Mit landkreisweit 315 neuen Ausbildungsverträgen wurde 2012 das Niveau des Vorjahres lediglich um fünf Verträge unterschritten. Allerdings gebe es in einzelnen Berufen durchaus eine negative Entwicklung, wie etwa bei den Metzgern. Im Metzgereiverkauf konnten 2012 lediglich vier und im Metzgerhandwerk lediglich drei neue Ausbildungsverträge abgeschlossen werden.

In anderen Berufen gab es dagegen Abschlüsse etwa auf Niveau des Vorjahres, so auch bei Friseuren (15) oder Bauarbeitern (neun). Auch für Bäckermeister Höfelsauer selbst überraschend ist der positive Trend im Bäckerhandwerk. So gab es 14 neue Ausbildungsverträge im Bäckereiverkauf und zehn im Bäckerhandwerk. 41 Prozent aller Auszubildenden im Landkreis wurden Höfelsauer zufolge 2012 vom Handwerk beschäftigt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: