Süddeutsche Zeitung

Der Heilige Rasso:Kreuzzügler und Pilger

Um den Heiligen Rasso ranken sich allerlei Sagen. Er soll anno 880 auf freiem Felde zwischen Untermühlhausen und Geretshausen im Landkreis Landsberg geboren worden sein. Seine Mutter sei vor ihrem grausamen Gemahl, Graf Rathold von Dießen, geflohen. Zwischen 909 und 948 soll Rasso in mehreren Schlachten gegen die Ungarn gekämpft haben. Beim letzten Gefecht habe er das Kreuz Karls des Großen getragen, das ein Engel einst dem Kaiser überbracht hatte. Heute geht kein Historiker mehr davon aus, dass dieser Rasso im zehnten Jahrhundert lebte. Die Rassoverehrung bei Untermühlhausen führt der Grafrather Altphilologe Ernst Meßmer auf eine schwangere Frau zurück, bei der die Wehen einsetzten und die deshalb den Heiligen Rasso anflehte. Zum Dank ließ sie später eine Steinsäule mit einer Votivtafel aufstellen, die bald zu einer Pilgerstätte wurde. Erst im 19. Jahrhundert erfolgte deren Umdeutung zu Rassos Geburtsort, die sich bei Alexander Schöppner findet. Dieser fabulierte in seinem 1852 erschienenen bayerischen Sagenbuch auch über Burg und Klostergründung. Dazu dichtete er Rasso eine Pilgerreise nach Jerusalem an, für die es keine Belege gibt.

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SZ vom 04.01.2017 / bip
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