Der Ferienreporter, F0lge 22:Toben unterm Glockenturm

Spielmobil

Mit Gips machen die Kinder Abdrücke von ihren Gesichtern. Damit die Masken auch gelingen, sind Mitglieder des Kreisjugendrings dabei.

(Foto: Günther Reger)

Das Spielmobil des Kreisjugendrings macht in den Sommerferien im westlichen Landkreis Halt. Auch nach Spielberg kommen die Betreuer

Von Florian J. Haamann, Oberschweinbach

Man könnte meinen, auf dem Klostergelände in Spielberg seien die auferstandenen Geister ehemaliger Bewohner unterwegs. Ausgelassen toben sie mit weißen Gesichten in der prallen Vormittagssonne über die Wiese im Innenhof. Doch ganz so, wie es scheint, ist es natürlich nicht. Vielmehr sind es die jungen Besucher des "Spielmobils", die gerade mit den Betreuern Gipsabdrücke ihrer Gesichter machen. Während die Masken trocknen, vertreiben sie sich ihre Zeit mit den mitgebrachten Spielzeugen.

Während der Sommerferien macht das Spielmobil des Kreisjugendrings jeweils eine Woche in einigen der westlichen Landkreisgemeinden Halt. "Wir unterstützen damit das Ferienprogramm in versorgungsschwächeren Gemeinden. Für die Kinder ist die Teilnahme kostenlos, sie können kommen und gehen, wie sie wollen", erzählt Ines Sattler. Die 23-Jährige betreut das Spielmobil in Spielberg. Die ganze Woche über können die Kinder jeweils von 10 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr auf dem Klostergelände spielen. An diesem Vormittag sind zehn Kinder gekommen. "Es gibt sogar immer wieder Kinder, die von uns Gemeinde zu Gemeinde hinterherreisen", sagt Sattler.

Im Schatten des bunten Pavillons ist eine der Betreuerinnen gerade damit beschäftigt einem jungen Mädchen die Hand einzugipsen. "Ich glaube, so kriegen wir es später wieder ganz gut runter. Jetzt darfst du dich aber erst einmal nicht bewegen. Wenn es dann hart ist, lösen wir es dann zusammen ab", sagt die Betreuerin. Das Mädchen springt auf und überlegt, was es nun wohl mit der Wartezeit anfangen kann. "Wollen wir mal fragen, ob die anderen mit uns Stadt, Land, Fluss spielen wollen?" fragt die Betreuerin, "Ich denke, dass geht auch mit einer Hand ganz gut". Schnell ist eine größere Gruppe an einer der aufgestellten Bierbänke versammelt, Karten werden gemischt, Regeln erklärt.

"Du? Kannst du mir mal einen Knoten da rein machen?" Etwas hilflos steht ein Mädchen mit zwei neonfarbenen Bändern vor Ines Sattler und stellt diese Frage. "Klar. Soll ich dir auch den Anfang machen?", fragt Sattler zurück. Konzentriert sitzt die 23-Jährige da und legt die Bänder übereinander. Es sieht aus, als würde sie genau das nicht zum ersten Mal in diesem Jahr machen. Sie gibt dem Mädchen das angefangene Band zurück und gesellt sich zur "Stadt-Land-Fluss-Gruppe". Dort ist es mittlerweile laut geworden, die Spieler rufen wild Begriffe durcheinander.

Doch nicht alle Kinder können sich für das dann trotzdem eher ruhige Spiel begeistern. Die, die sich lieber austoben wollen, spielen auf der Wiese eine Runde Federball. Ein anderes Pärchen sitzt konzentriert da über einem überdimensionales Mikadospiel, im Hintergrund rauscht ein Mädchen auf einem Trick-Fahrrad vorbei. Nach zwei Spielrunden ist dann auch die Aufregung am Kartentisch vorbei, die Runde löst sich auf.

Mittlerweile ist auch die Gipshand getrocknet, Zeit das Kunstwerk zu vollenden. "So, wir ziehen das jetzt ganz vorsichtig ab", sagt die Betreuerin und zieht mit langsamen Wackelbewegungen an der Gipshand. Geschickt schafft sie es, die getrocknete Masse abzuziehen, ohne das etwas kaputt geht. Stolz betrachtet die junge Besitzerin darauf hin das Ergebnis.

Und während der Rest der Gruppe noch überlegt, wie es nun weitergeht, schallt die Kirchturmglocke über das Gelände - es ist zwölf Uhr, Zeit für die Mittagspause. So richtig Lust haben die Kinder darauf nicht. Aber in einer Stunde dürfen sie dann ja wieder weitertoben.

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