Der erste Gottesdienst:Gläubige kehren zurück

Der erste Gottesdienst: 200 Plätze bietet Stankt Elisabeth, 52 dürfen besetzt werden, etwa 20 Gläubige sind gekommen.

200 Plätze bietet Stankt Elisabeth, 52 dürfen besetzt werden, etwa 20 Gläubige sind gekommen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei der Messe rückt die Pandemie kurz in den Hintergrund

Von Katharina Knaut, Olching

Die Glocken läuten über Esting. Auf dem Vorplatz von Sankt Elisabeth, der Kirche des katholischen Pfarrverbandes Esting-Olching, versammeln sich die Menschen. Mit Masken vor dem Mund und im Abstand von eineinhalb Metern reihen sie sich vor der Tür zum Pfarrheim auf. Manche sehen sich befangen um, bewegen sich zögerlich, niemand möchte sich falsch verhalten. Vor dem Eingang warten Ordner, Ehrenamtliche aus der Gemeinde, in gelben und orangen Warnwesten. Eine Frau gibt den Eintretenden Desinfektionsmittel auf die Hand, eine andere kontrolliert die Namen auf einer Liste und teilt die Plätze zu. Es wirkt wie der Einlass zu einem Club. Zwischendurch erscheint der Josef Steindlmüller, Leiter des Pfarrverbandes, auf der Schwelle. Er trägt Jeans und Pullover und strahlt seinen Gemeindemitgliedern entgegen. Beinahe wirkt auch er verlegen. "Ich gebe zu, ich bin nervös."

Etwa acht Wochen sind vergangen, seit die Glocke zum Kirchengang rief. Aufgrund der Pandemie waren Gottesdienste untersagt. In Sankt Elisabeth in Esting findet an diesem Abend die erste heilige Messe seit dem Lockdown statt. Samstagabend und Sonntagmorgen folgen Gottesdienste in Sankt Peter und Paul in Olching. Steindlmüller zeigt sich darüber sehr froh, damit verbunden sei aber ein "organisatorischen Wahnsinn" gewesen, sagt er. Desinfektionsmittel und Handschuhe mussten besorgt und die Kirchenräume ausgemessen werden. Um die Abstandsregelung einhalten zu können, dürfen in Peter und Paul statt über 500 Menschen nur 70 Leute den Gottesdienst besuchen, in Sankt Elisabeth können von 200 Plätzen nur 52 besetzt werden. Besucher müssen sich im Pfarramt anmelden.

In den Bänken der Kirche von Esting sitzen an diesem Abend mehr als 20 Menschen, verteilt im ganzen Raum, oft nur zu zweit in einer Reihe. Steindlmüller steht am Altar, nun in weiß-goldene Gewänder gehüllt. "Ich kann nicht sagen, welches Gefühl es ist, dass die Glocken wieder zum Gottesdienst rufen" sagt er und breitet die Hände aus. "Lasset uns beten." Der Hauch von Unsicherheit, die noch auf dem Vorplatz zu spüren war, verfliegt. Corona, die Krise, wirken trotz der Masken, die das Mund und Nase bedecken müssen, weit entfernt. Erst bei der Kommunion rückt die Ausnahmesituation wieder in das Bewusstsein. Statt am Altar die Menschen zu empfangen, geht Steindlmüller mit Mundschutz und Handschuhen von Besucher zu Besucher und lässt die Hostie in die gefalteten Finger fallen. Er darf dabei niemanden berühren, andernfalls muss er sofort die Handschuhe wechseln. Doch kein Zwischenfall stört das Ritual. Stille herrscht im Raum, einige sitzen mit gesenktem Kopf in den Bänken und beten.

Die Messe sei für Gläubige sehr wichtig, erklärt Marisa Skorianz, die an diesem Abend als Ordnerin hilft. Vielen Gemeindemitgliedern sei es ein den vergangenen Wochen ein Trost gewesen, dass sie zumindest die Kirchen besuchen konnten, erzählt sie. Auch sie war öfter dort, sah Menschen, die Kerzen anzündeten oder ein Gebet an einer der Stellwände hinterließen. Mit etwas Glück konnte sogar ein privates Orgelkonzert genossen werden: "Der Organist nutzte die Zeit, um zu üben. Die Leute sind dort geblieben, um ihm zuzuhören."

Musik begleitet den Gottesdienst an diesem Abend nicht. Beim Gesang können vermehrt Tröpfchen entstehen, die eine mögliche Ansteckungsgefahr vergrößern, erklärt Steindlmüller. Mit dem Verlauf am Donnerstag ist er zufrieden. Er sei froh, überhaupt wieder Gottesdienste abhalten zu dürfen, erklärt er. "Es ist nicht ideal. Aber ein Schritt in die richtige Richtung."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: