Der Ballon aus dem All:Bei Adelzhausen vermisst

Germering: Teilnehmer P-Seminar / Jungforscher schicken Sateliten / Ballon in die Stratosphäre / Wettersattelit

Jungforscher: Die Elftklässler (von links) Clemens Herrmann und Nico Tedeski mit der ersten Sonde.

(Foto: Johannes Simon)

Germeringer Gymnasiasten suchen nach einer selbst gebauten Sonde

Von Andreas Ostermeier, Germering

Der Ballon ist weg. Über Adelzhausen im Landkreis Aichach hat er das letzte Signal abgesetzt. Seitdem suchen fünf Gymnasiasten aus Germering nach ihm und der an dem Ballon befestigten, selbst gebauten Sonde. Die liegt wahrscheinlich in einem Feld, sie könnte von Maispflanzen verdeckt sein, glaubt Laura Faber. Die Vermutung basiert auf Erfahrungen bei der Suche. Die fünf Elftklässler aus dem Carl-Spitzweg-Gymnasium haben dabei auch eine Drohne eingesetzt. Von oben müsste der rote Fallschirm gut zu sehen sein, sagt Faber, gefunden wurde die Sonde jedoch bislang nicht.

Zunächst hat alles gut geklappt. Am vergangenen Freitag gegen 9 Uhr ist der mit fünf Kubikmetern Helium gefüllt Ballon vom Gelände der DLR in Oberpfaffenhofen aus aufgestiegen. Recht schnell sogar: mit fünf Metern pro Sekunde. An Bord hatte die selbst gebaute Sonde mehrere Fotokameras (eine von ihnen für Infrarot-Aufnahmen), einen Geigerzähler, ein Temperaturmessgerät und einen UV-Licht-Sensor. Ziel des Ballons war die Stratosphäre, etwa 35 Kilometer hoch sollte das Gerät aufsteigen. Währenddessen sollten Aufnahmen gemacht werden für einen Kurzfilm. Daneben wollten die Gymnasiasten aus Germering Daten aus der Stratosphäre sammeln, etwa Temperatur und Strahlung.

Seit vergangenem Herbst arbeiteten Faber und ihre vier Mitstreiter Stephan Eberle, Donald Hermes, Clemens Herrmann und Nico Tedeski an der Sonde. Vor einigen Monaten haben sie schon einmal eine kleinere Sonde probehalber auf etwa 21 Kilometer Höhe gebracht. In der Nähe von Kempten fiel diese wieder auf die Erde und verfing sich in einem Baum. Ähnlich passierte es auch diesmal. In der Stratosphäre dehnte sich der Ballon immer weiter aus, dann platzte er, und die Sonde fiel auf die Erde. Ein Fallschirm bremste den Abstieg. Mithilfe eines Computerprogramms ließ sich nach dem Start berechnen, wo der Ballon samt Anhang landet. Dazu sind Daten wie der Ort des Starts, das Gewicht der Sonde oder die Windgeschwindigkeit nötig.

Die Berechnungen waren sehr genau. Nach etwa zweieinhalb Stunden sollte der Himmelsstürmer im Gebiet der Gemeinde Adelzhausen wieder den Boden berühren. Um 11.36 Uhr, so erzählt es Faber, bekamen die Erbauer der Sonde eine SMS mit den Geodaten eines Feldes in der Nähe von Adelzhausen. Danach brach der Kontakt ab. Seitdem suchen die fünf Germeringer Gymnasiasten nach ihrer Sonde.

Faber vermutet, dass das Gerät bei der Landung kaputt gegangen ist. Schließlich wog die Sonde, bepackt mit Kameras und Messgeräten, an die vier Kilogramm. Möglicherweise war der Fallschirm zu klein dimensioniert, und das Himmelsgefährt stürzte zu schnell zur Erde. Die Gymnasiastin äußert die Befürchtung, dass die Sonde in ein Maisfeld gefallen sein und von Erntemaschinen zerstört werden könnte, wenn sie nicht vorher gefunden wird. Dabei benötigen die Elftklässler die Messdaten und die Fotos für ihren Kurzfilm.

Um die Sonde zu finden, haben die Schüler schon einiges unternommen. Die Absuche von Feldern bei Adelzhausen mit einer Drohne blieb bislang erfolglos. Eine Ortung des Handys, das sich an Bord befand, ist nicht möglich, denn die Daten von der Sim-Karte würden von der Polizei nur dann ermittelt, wenn eine Gefahr für Menschen bestehe, sagt Faber, etwa wenn der Besitzer des Handys suizidgefährdet ist.

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