Denkmalschutz in Emmering:Dem Verfall preisgegeben

Im Emmeringer Zentrum verfallen zwei alte Bauerhöfe aus dem 19. Jahrhundert. Heimatpfleger fordern die Gemeinde zum Einschreiten auf. Doch für eine Sanierung fehlt das Geld.

Peter Bierl

Zwei alte Bauernhöfe verfallen mitten in Emmering, zum Entsetzen von Denkmalschützern: Das Schwankhart-Anwesen gegenüber der alten Schule und der Hof in der Brucker Straße, der sogar unter Denkmalschutz steht. "Es würde Emmering gut tun, die Häuser zu erhalten", sagte die Kreisheimatpflegerin Susanne Poller der SZ. Bürgermeister Michael Schanderl (FW) meint jedoch, die Kommune könne wenig tun.

Emmering: Historische / denkmalgeschützte Bauernhäuser vom Abriss bedroht

Der denkmalgeschützte Bauernhof in der Brucker Straße steht seit über 30 Jahren leer. Gespräche mit potenziellen Käufern scheiterten an den unterschiedlichen Preisvorstellungen. Allein die Kosten für die Sanierung werden auf 450.000 Euro geschätzt.

(Foto: Johannes Simon)

Wer durch das alte Emmeringer Zentrum fährt, kann das Schwankhart-Haus nicht übersehen mit seinem Anbau, in dem sich einst ein Kolonialwarenladen befand. Das Haus hat keinen Sanitärbereich, ist aber dennoch bewohnt. Das Grundstück mit über 1100 Quadratmeter steht für rund 400.000 Euro zum Verkauf und ist angeblich schon für einen Interessenten reserviert.

Laut Immobilienmakler könnten auf der Fläche zwei große Einfamilienhäuser oder fünf Reihenhäuser oder ein Mehrfamilienhaus errichtet werden. Dagegen sagt der Bürgermeister der SZ, es dürften vier Wohneinheiten errichtet werden, ein Dreispänner sowie ein Reihenhaus im Anschluss an einen vorhandenen Zweispänner.

Der Architekt Thomas Lauer vom Landesverein für Heimatpflege fordert den Landkreis auf, die Aufnahme in die Denkmalschutzliste zu beantragen. Er argumentiert mit dem Ensembleschutz für den Kern von Fett-Emmering: Neben dem Schwankhart-Haus steht die alte Schule aus dem Jahr 1912 und in der Nähe die Pfarrkirche St. Johannes Baptist, die 1928 gebaut wurde und eine klassizistische Innenausstattung hat. Beide Gebäude sind denkmalgeschützt. Der Schwankhart-Hof sei ein teilweise unverändertes Zeugnis aus dem 19. Jahrhundert, Details wie die Fenster und die Läden sind noch original, der Ladenanbau wurde 1899 gebaut.

Dagegen meint die Kreisheimatpflegerin, man könne nicht jedes Haus unter Denkmalschutz stellen, außerdem würde der Hof dadurch "nicht unter die Glasglocke gestellt". Es sei Sache der Gemeinde, den Erhalt solcher historischer Gebäude zu fördern. "Den Eigentümern muss ein Anreiz geboten werden, solche Gebäude zu erhalten."

Eventuell ließe sich auf größeren Grundstücken an anderer Stelle Baurecht einräumen. Der Schwankhart-Hof könnte wieder hergerichtet werden und "würde Emmering gut tun".

Bürgermeister Schanderl sagt, er habe zugunsten des Schwankhart-Hauses nichts unternommen, weil der Bebauungsplan schon "weit fortgeschritten" gewesen sei, als er das Amt übernahm. Das Haus unter Denkmalschutz zu stellen, würde eine "extreme Wertminderung" für die Eigentümer bedeuten. "Es wäre attraktiv, wenn der Hof saniert würde, aber der Verfall ist unbefriedigend, da ziehe ich einen Neubau vor."

Kampf gegen "eine Ruine"

Ähnlich ist seine Position zu dem denkmalgeschützten Hof an der Brucker Straße. Auch dort will er vermeiden, dass "eine Ruine" bleibt. Das Haus steht seit mehr als 30 Jahren leer. Vor sechs Jahren habe er sich an die Eigentümer gewandt, die den Hof abreißen wollten. Er habe versucht, eine Abrissgenehmigung zu bekommen, allerdings bloß als "Alternative zum Verfall in der Ortsmitte", und schließlich die Besitzer, zwei ältere Bürger, überzeugt, dass es sinnvoll wäre, das Haus zu verkaufen. Intensive Gespräche mit einem potentiellen Käufer endeten vor zwei Jahren ergebnislos.

Es hatten sich noch zwei andere ernsthafte Interessenten gemeldet, aber die Preisvorstellungen lägen zu weit auseinander, berichtet Schanderl der SZ. Dazu käme die Sanierung des Hofes, die grob geschätzt um die 450.000 Euro kosten würde. Die Gemeinde wäre bereit, den Einbau von Dachgauben zu erlauben sowie den Umbau des Stalles zu Wohnraum. "Die jetzige Nutzung ist nicht mehr zeitgemäß." Inzwischen scheint die Familie das Haus nicht mehr verkaufen zu wollen.

Dieser Bauernhof enthalte noch viele originale Elemente aus dem 19. Jahrhundert, schwärmt Kreisheimatpflegerin Poller: von der Haustüre bis zum gefliesten Herd.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: