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Grundschullehrer fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit

Von Ariane Lindenbach, ürstenfeldbruck

Den gleichen Lohn wie ihre Kollegen an höheren Schulen fordern Lehrer an bayerischen Grundschulen schon lange. Zudem möchten die in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vertretenen Pädagogen unter anderem auch noch externe IT-Fachkräfte, damit sie die Digitalisierung an den Schulen fachlich sauber umsetzen können - und nicht weitere Unterrichtszeit dafür draufgeht. Bei ihrer alljährlichen Kundgebung am Mittwoch vor der Sparkasse macht das Dutzend Demonstranten außerdem auf die Pandemiefolgen aufmerksam.

Ein Grundschullehrer in Bayern beginnt mit knapp 4000 Euro brutto, eine Kollegin am Gymnasium mit mehr als 4500 Euro. Diese Ungerechtigkeit will die GEW beseitigen. "A 13 für alle", fordert Margot Simoneit an diesem kaltgrauen Novembermittag. Die GEW-Kreisvorsitzende verweist auf Grund-, Förder- und Mittelschulen, wo Pädagogen niedriger entlohnt werden als Kollegen an weiterführenden Schulen. "Das ist im Vergleich mit anderen Lehrern ungerecht", unterstreicht sie und verweist auf andere Bundesländer, die diese Forderung längst umgesetzt haben.

Die schlechten Arbeitsbedingungen an diesen Schulen haben laut Simoneit längst zu einem besorgniserregenden Lehrermangel geführt. Dort sei man "am Limit", mit der Pandemie habe sich die Situation weiter verschärft. "Es wurde noch einmal deutlicher, dass schlechter gestellte Familien viel schwerer zu erreichen sind", referiert sie vor den Kolleginnen und Kollegen, die eifrig weiß-rote GEW-Fahnen schwingen.

"Wir träumen davon, Sozialpädagogen an unseren Schulen zu haben, Psychologen", angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung seien multiprofessionelle Teams und Zwei-Pädagogen-Systeme - weitere GEW-Forderungen - für einen reibungslosen Unterricht erforderlich. Simoneit verlangt fünf Prozent mehr Gehalt, mindestens 150 Euro monatlich. Die Arbeitgeber hätten dazu bei den Tarifverhandlungen noch nichts gesagt. Am Ende berichtet noch kurz eine Lehrerin von einer Mittelschule. Der Lehrermangel dort sei inzwischen so existenziell, dass für Ganztagsunterricht Sozial- und Sonderpädagogen eingesetzt werden müssten, obwohl die eigentlich andere Aufgaben haben, beispielsweise bei familiären Problemen unterstützend einzuwirken. "Für die Schüler ist das absolut keine Qualität im Ganztag", ruft sie unter Applaus.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2021
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