Kurs des FC Puchheim:Immer in Bewegung

Kurs des FC Puchheim: Eingespieltes Team: Wolfgang Stagun und Vorstandsmitglied Traude Mandel haben beide die Spezialausbildung bei der Alzheimer Gesellschaft absolviert.

Eingespieltes Team: Wolfgang Stagun und Vorstandsmitglied Traude Mandel haben beide die Spezialausbildung bei der Alzheimer Gesellschaft absolviert.

(Foto: privat,oh)

Viele Menschen empfinden die Diagnose Demenz als große Bedrohung. Doch durch gezielte Sportangebote lässt sich das Voranschreiten der Krankheit bremsen.

Von Manon Harenberg, Puchheim

Die Diagnose Demenz lässt viele an all das denken, was wohl nicht mehr möglich sein wird. Regelmäßige Bewegung kann allerdings einer Demenz vorbeugen und sich sogar positiv auf die eigene geistige Leistungsfähigkeit auswirken.

Unter dem Motto "Sport trotz(t) Demenz" veranstaltet der FC Puchheim unter der Führung des Übungsleiters Wolfgang Stagun zwei Mal wöchentlich eine Trainingsstunde für Menschen, bei denen eine Demenz diagnostiziert wurde und solche, die einer Erkrankung vorbeugen möchten. "Alzheimer und andere Formen der Demenz sind nicht heilbar - Sport hat aber den positiven Effekt, dass sich die Krankheit verlangsamt", sagt Stagun. Seit nunmehr vier Jahren gibt der 72-Jährige beim FC Puchheim Demenzstunden.

"Über kurz oder lang müssen sich diese Menschen mit ihrer Krankheit arrangieren, Sport ist hierbei ein wesentlicher Schritt", sagt er. Grundsätzlich gehe es bei den Übungen darum, dass Körper und Geist miteinander kooperieren. "Ich versuche Verbindungen zu schaffen zwischen Gehirn und körperlicher Aktivität", sagt Stagun. Sport wird hier beispielsweise mit leichten Denkaufgaben kombiniert. Während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Ball von einem Hallenende bis zum anderen dribbeln, müssen sie Zahlen miteinander multiplizieren, die Stagun spontan vorgibt. Dribbeln und rechnen, zwei Dinge gleichzeitig machen, das erfordert Konzentration, Geschick und Koordinationsvermögen. Für Menschen mit Demenz eine große Herausforderung, Körper und Gehirn hält das jedoch auf Trab. "Einige Demenzkranke haben einen starken Bewegungsdrang, sie muss man körperlich auslasten, damit sie innerlich ruhiger werden", sagt Stagun.

Sport schafft auch soziale Kontakte

Sport hat noch weit mehr positive Effekte. Viele Menschen gehen mit ihrer Demenzerkrankung ungern in die Öffentlichkeit. Regelmäßiges Training und die soziale Interaktion führen dazu, dass sich die Menschen wieder mehr zutrauen. Die Sportgruppe gebe ihnen Sicherheit, gleichzeitig bauen sie Ängste ab, die mit der Krankheit einhergehen.

Stagun geht bei der Auswahl der Übungen flexibel auf die Tagesverfassung der Teilnehmer ein. "Man braucht einiges an Erfahrung und Sicherheit für den richtigen Umgang mit den Senioren". Die größte Herausforderung für ihn als Übungsleiter sei jedoch die Kommunikation. "Wie spreche ich die Leute an, sodass sie mich verstehen?". Besonders wichtig: Verständnis zeigen, die Menschen mit ihren Bedürfnissen ernst nehmen und auf jeden individuell eingehen, das habe Stagun über die Jahre gelernt. Kurze Übungsanweisungen und einfache Bewegungsabläufe sind entscheidend, genauso wie regelmäßiges Lob. Ein Vorteil spielt ihm bei den 50- bis 75-jährigen Teilnehmern in die Karten. "Als Senior habe ich eine natürliche Autorität, so taufrisch bin ich nämlich auch nicht mehr, das schafft sofort Akzeptanz", sagt der 72-Jährige.

Je weiter die Krankheit fortgeschritten ist, desto mehr ist die Begleitung von geschulten Trainern gefragt. Der FC Puchheim hat daher bereits weitere Übungsleiter zur Ausbildung bei der deutschen Alzheimergesellschaft geschickt. "Wenn wir breiter aufgestellt sind, können wir auch mal zu zweit oder dritt eine Stunde geben, um den Teilnehmern und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden", sagt Stagun.

Dass die Demenzkranken von der regelmäßigen Bewegung profitieren, zeige sich deutlich, das strahlt auch auf Stagun ab. Für ihn als Trainer sei das positives Feedback der schönste Moment des Trainings. "Ich hatte ein erfülltes Leben, mir ging es immer gut. Als ich mit 67 Jahren in meinen Ruhestand gegangen bin, habe ich mich dazu entschieden, etwas zurückzugeben", sagt er.

Die Sportstunden finden dienstags und freitags jeweils um 14.30 Uhr im Untergeschoss des Sportzentrums an der Bürgermeister-Ertl-Straße statt. Eine Probestunde kann kostenlos besucht werden. Für die weitere Teilnahme ist eine Mitgliedschaft im Verein erforderlich. Weitere Informationen gibt es in der Geschäftsstelle des FC Puchheim unter Telefon 089/80 74 09 und per E-Mail unter info@fc-puchheim.de .

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: