Demenz – ein Damoklesschwert, das inzwischen über uns allen schwebt. Zum einen treibt uns die Angst um, selber irgendwann betroffen zu sein, zum anderen gibt es im direkten und weiteren Umfeld immer mehr Fälle, mit denen wir konfrontiert sind und mit denen wir bestmöglich umgehen müssen. Aber was ist richtig? Was falsch? Wie erleichtert man den betroffenen Menschen den Alltag am besten? Es gibt jede Menge Ratgeber-Bücher als Hilfestellung, aber am Ende bleiben doch immer noch die eigenen Verhaltensmuster, Enttäuschungen, Mitleid und viele Emotionen, die uns lenken.
Petra Pellini greift dieses Thema in ihrem soeben erschienenen und schon jetzt hochgelobten Roman „Der Bademeister ohne Himmel“ auf: Die 15-jährige Linda lebt allein mit ihrer Mutter. Der Vater war gewalttätig und ist irgendwann verschwunden. Eigentlich mag sie nicht leben, denkt viel darüber nach, sich vor ein Auto zu werfen, wägt Pro und Contra ab. Aber sie kann und will weder ihre Mutter noch ihren Freund Kevin allein lassen. Die Mutter, die so gerne hätte, dass Linda „normal“ ist und Kevin, ihr enger und einziger Freund, der eine eigene Last zu tragen scheint, aber immer für sie da ist. Und dann ist da ja auch noch Hubert, der alte und – anfangs weniger, später schlimmer - demente Nachbar, um den sich Linda mehrfach in der Woche kümmert. Immer dann, wenn die sehr nette und sehr herzliche polnische Pflegerin Ewa kurz frei hat. Linda kann sich intuitiv sehr empathisch und verständnisvoll in Hubert hineinversetzen, weiß genau, was er braucht und was gut für ihn ist. Mit einer großen menschlichen Wärme und viel Weitsicht verbringt sie die Zeit mit ihm. Einiges kämpft sie gegen ihre Mutter und Huberts hilflose und verzweifelte Tochter durch, immer geleitet von großer Zuneigung.
Irgendwann jedoch merkt sie, dass sie langsam Abschied nehmen muss und ihre eigene Zukunft scheint ihr immer trüber. Bis Verschiedenes passiert und ihr Leben in ganz andere Richtungen läuft.
„Der Bademeister ohne Himmel“ ist ein wundervolles Buch voller Herzenswärme, aber auch eine hilfreiche Anleitung zum Umgang mit dementen Mitmenschen. Von Linda kann man lernen und ein klein wenig hat sie mir die Angst vor der Krankheit genommen.
Nicola Bräunling ist Inhaberin der Buchhandlung Bräunling in Puchheim. Regelmäßig stellt sie im Wechsel mit Katrin Schmidt und Helen Hoff von der Buchhandlung Lesezeichen in Germering ihr aktuelles Lieblingsbuch vor.
