Dekanat Fürstenfeldbruck:Zu viel Arbeit, zu wenig Hilfe

Pfarrer klagen über ihre hohe Belastung und fehlende Unterstützung durch das Ordinariat

Von Kevin Schrein

Mangelnde Unterstützung und drohende Versetzung: Mehrere Priester des Dekanats Fürstenfeldbruck erheben schwere Vorwürfe gegen das Erzbischöfliche Ordinariat München, die Verwaltungsbehörde des Erzbistums. "Ich fühle mich vom Ordinariat im Stich gelassen. Von denen hat nie einer gefragt, wie es uns hier ergeht", sagt einer der Priester, der anonym bleiben möchte.

Der Frust der Geistlichen, die ihren Namen nicht nennen möchten, richtet sich vor allem gegen die Strategie, dem Priestermangel entgegenzuwirken. Weil zu wenig junge Geistliche zur Verfügung stehen, werden Gemeinden zu Pfarrverbänden zusammengeschlossen. Solche Formen gibt es im Dekanat Fürstenfeldbruck seit mehreren Jahrzehnten. In jüngster Zeit kamen jedoch einige hinzu, wie etwa der Pfarrverband Fürstenfeld. Bis 2015 sollen zwei Pfarrverbände als Teil des Orientierungs- und Strukturrahmens des Erzbistums fusionieren: Aufkirchen-Egenhofen und Günzelhofen-Hattenhofen.

Die Bedenken der Priester an den Plänen des Ordinariats würden kaum eine Rolle spielen, kritisieren die Geistlichen. Einer von ihnen berichtet, er sei, als es um die Gründung eines neuen Pfarrverbandes ging, in das Ordinariat nach München bestellt worden. Dort fragte man ihn, ob er Einwände hätte. Als er fragte, ob er überhaupt eine Wahl habe, antwortete man ihm: Natürlich, man könne seine Pfarrstelle auch neu besetzen.

Die Priester klagen auch über ein hohes Arbeitspensum. Gegenüber einer einzelnen Pfarrgemeinde steigt in einem Pfarrverband die Zahl der Taufen, Trauungen und Beerdigungen (siehe unten). Auch der Verwaltungsaufwand ist in einem Pfarrverband höher als in einer einzelnen Gemeinde. "Streng genommen sind wir für die Verwaltungsarbeit gar nicht ausgebildet", sagt einer der Priester.

Einer der Geistlichen klagt: "Das Ordinariat legt uns Steine in den Weg". Sein Pfarrverband plante die Neuanschaffung einer Orgel. Weil das Ordinariat diese absegnen muss, meldete der Geistliche die Pläne der Verwaltungsbehörde, auch in der Hoffnung einen Zuschuss des Erzbistums zu erhalten. Eine Finanzspritze gab es nicht, wohl aber die Auflage, alle Unterlagen innerhalb einer Woche einzureichen, so erzählt es der Priester. Die Frist sei zu kurz gewesen, weil die Pläne noch nicht endgültig ausgearbeitet waren, kritisiert er.

Das Erzbistum München teilt auf Nachfrage mit, man nehme die Klage über die hohe Arbeitsbelastung ernst. In größeren Seelsorgeeinheiten bestehe die Möglichkeit, einen Verwaltungsleiter einzustellen, in kleineren könne ein leitender Sekretär dem Priester helfen. Zudem gäbe es eine Vielzahl an Anlaufstellen bei Problemen. Das Erzbistum nennt Dekane, den Priestertag sowie Bischofsvikare, die öfter in Gemeinden zu Gast seien. Zudem setze man keine Mitarbeiter unter Druck. Die Pfarrverbandsgründungen, die derzeit vollzogen werden, würden dem im Jahr 2010 beschlossenen Orientierungs- und Strukturrahmen folgen. Alle Pfarrgemeinden seien um Beteiligung gebeten, die Rückmeldungen gesichtet und die Planungen daraufhin überarbeitet worden, teilt das Erzbistum mit und betont: Persönliche Gespräche und eine gemeinsame Suche nach Lösungen seien selbstverständlich.

Das gelte auch für den Orgelbau, bei dem laut Erzbistum alle Termine in Abstimmung mit den Projektbeteiligten getroffen werden. Der Bau sei Angelegenheit der jeweiligen Pfarrei, die ein solches Instrument selbst finanziere. Um die Gemeinden aber bei Fragen zur Akustik und Statik zu unterstützen, habe die Erzdiözese einen Leitfaden zum Orgelneubau erstellt. Die nötigen Schritte seien dort erklärt, damit die Bau- und Kunstkommission das Vorhaben beratend prüfen und genehmigen könne, sagt das Erzbistum.

Der Brucker Dekan Albert Bauernfeind kennt die Sorgen seiner Kollegen und weiß auch um die Personalnot in der katholischen Kirche. Um die tätigen Priester zu entlassen und die Situation nicht noch zu verschlimmern, wäre es seiner Meinung nach sinnvoll, verheiratete Priester zurück zu holen. Bauernfeind geht gar noch einen Schritt weiter. Es sei auch denkbar, das Amt für Frauen zu öffnen. "Potenzial wäre vorhanden." Mit dem aktuellen Papst, sagt er, sei das aber nicht zu machen.

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