Mit der scherzhaften, Wilhelm Busch zugeschriebenen und leitmotivisch wiederholten Redensart „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“ hat Weihbischof Wolfgang Bischof am Freitagabend in der Klosterkirche Fürstenfeld so manchen Gottesdienstbesucher überrascht. Warb er doch mit diesen Worten bei seinen Zuhörerinnen und Zuhörern in einem feierlichen Gottesdienst zur Errichtung des erzbischöflichen Dekanats Fürstenfeldbruck dafür, den Schritt zu einer neuen Organisationsstruktur vertrauensvoll mitzugehen. Schließlich weist die Redensart hintersinnig auf einen Widerspruch hin, der sich bei der Umsetzung jeder Reform, also auch bei der Dekanatsreform, ergeben kann.
Als Kronzeugen dafür, dass das Leben oft anders verläuft, als man denkt oder es sich wünscht, führte der Weihbischof den Diözesanpatron an, den heiligen Korbinian. Der erste Bischof und Gründer des Bistums hatte sich vor 1300 Jahren in Freising niedergelassen und führte der Legende nach ein Leben, das auch aufgrund von Differenzen mit den Herrschern wohl nicht immer nach seinen Vorstellungen verlief. Bei dem Gottesdienst wurde nicht nur an den Patron erinnert. Dieser war auch in Form einer in Reliquie zu bestaunen und verehren, die in einem silbernen, mit Edelsteinen verzierten Kästchen verwahrt bei allen Errichtungsgottesdiensten der neuen Dekanate des Bistums deren Besuchern gezeigt wird.
Diese Rückbesinnung auf die Anfänge des kirchlichen Lebens im Bistum vor 13 Jahrhunderten beim Sich-auf-den-Weg-machen in eine ungewisse Zukunft zeigte auf, worum es bei der kirchenrechtlich notwendigen Verlesung der Urkunde des Dekrets zur Aufhebung des alten und zur Errichtung des neuen Dekanats im Festgottesdienst eigentlich ging: die Kontinuität des Glaubenslebens. Daher gilt es laut Wolfgang Bischof nun, mit Leben zu füllen, was die trockenen Worte des Dekrets nur umreißen. Die Seelsorge auf überpfarrlicher Ebene zu koordinieren und die pastorale Zusammenarbeit zu fördern und abzustimmen. Dazu sei gleichermaßen das Mitwirken von Ehren- und Hauptamtlichen nötig.
Auch wenn der räumliche Zuschnitt des Dekanats Fürstenfeldbruck gleich bleibt, ändert sich einiges. So wurde der Dekan als „Klassensprecher der Pfarrer“ abgeschafft. Stattdessen ist er nun der Dienstvorgesetzte von denjenigen, die die Pfarreien leiten. Eine Neuerung hob der Weihbischof in seiner Predigt besonders hervor: die Aufnahme des Dekanatsratsvorsitzenden Markus Maier, also des ehrenamtlich tätigen Vertreters der Laien im Landkreis, in das achtköpfige Dekanatsteams. Dieser stehe stellvertretend für alle, die sich in der Kirche engagieren, in einer anderen, größeren Verantwortung als bisher.
Nach seiner Predigt nahm der Weihbischof dem achtköpfigen Dekanatsteam das feierliche Versprechen ab, zur Zusammenarbeit bereit zu sein. Dem Team gehören an: der neue Dekan Tobias Rother, der Leiter des Pfarrverbands Fürstenfeld Otto Gäng als dessen Stellvertreter, die Dekanatsreferentin Marion Fritsch und als Dekanatsbeauftragter der Diakon Martin Pöller, der Jugendseelsorger Michael Lutter, die Krankenhausseelsorgerin Doris Lidl-Doll, die Verwaltungskraft Yvonne Aicher und der Dekanatsratsvorsitzende Markus Mayer.
Bewundernd sagte der evangelische Dekan Markus Ambrosy beim Stehempfang für Honoratioren und Vertreter der Pfarreien nach dem Gottesdienst: „Ich beneide euch Katholiken um diese Liturgie.“ Der Festakt habe die Ernsthaftigkeit aufgezeigt, mit der die Errichtung des Dekanats verfolgt werde. Er habe mehr erlebt, als nur die Umsetzung eines Verwaltungsaktes.
Bei diesem Erlebnis spielte der spätbarocke, im Licht des Sommerabends goldglänzende Raum der Klosterkirche mit ihrer reichen Ausstattung an Stuck und Fresken eine nicht unerhebliche Rolle. Er bot die ideale Bühne für den alle Sinne ansprechenden Festakt. Der Gottesdienst begann mit dem feierlichen Einzug aller Seelsorger des Dekanats, wurde von einem großen Chor und Trompetenklängen begleitet und dauerte eindreiviertel Stunden. Es blieb also viel Zeit, nicht nur aufmerksam zuzuhören und sich auf den Ritus einzulassen. Sondern um beispielsweise auch Details mitzuerleben wie das Schwenken eines Weihrauchfasses. Selbst solche Nebensächlichkeiten lassen sich in einem solchen sakralen Raum mit großer Hingabe und artistischer Kunstfertigkeit zelebrieren.