Das Lichtspielhaus in Bruck:Showdown für ein Kino

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Die Tage des Lichtspielhauses im Fürstenfeldbrucker Zentrum könnten gezählt sein, denn der Einbau der erforderlichen Digitaltechnik rechnet sich für Betriebe mit nur einem Saal oft nicht.

Stefan Salger

Nach einem Happy-End sieht es diesmal nicht aus, eher schon nach Showdown oder finalem Abspann: Die Tage des Lichtspielhauses an der Maisacher Straße in Fürstenfeldbruck dürften wohl gezählt sein. Es wäre der nächste Mosaikstein im Sterben der klassischen Filmvorführbetriebe mit nur einem Saal. Susanna Mair, die das einzige Kino im Stadtzentrum, darüber hinaus aber auch das moderne Scala-Kino mit seinen fünf unterschiedlich großen Sälen im Brucker Westen betreibt, will noch nicht vom Ende des Traditionsunternehmens reden. Sie lässt aber durchblicken, dass der Aufwand und die Kosten gegen die Fortführung des Filmbetriebs sprechen.

Das Lichtspielhaus in der Maisacher Straße in Fürstenfeldbruck zeigt noch bis Ende April Filme. (Foto: Günther Reger)

Ende April beginnt zunächst die Sommerpause. Weiter würde es dann nur gehen, wenn das Lichtspielhaus umfassend saniert und modernisiert wird - es geht um den überfälligen Einbau einer Klimaanlage, vor allem aber um die Umstellung auf Digitaltechnik. Denn neue Filme gibt es dann nicht mehr in Form der bekannten 35-Millimeter-Kopien aus Zelluloid. Allein ein Digitalprojektor aber kostet rund 60 000 Euro. Kosten, die sich in Anbetracht der gegenwärtigen Miete offenbar über die Eintrittspreise nicht erwirtschaften lassen. Die Hausbesitzerin hat zwar angedeutet, dass ein Kino für sie erste Wahl wäre, will die Kosten für die Sanierung aber auch nicht übernehmen. Mairs Mietvertrag mit der Hauseigentümerin endet zum 31.Dezember 2013.

Das älteste Kino in Fürstenfeldbruck hat vor allem deshalb zu kämpfen, weil es in der Münchner Region zahlreiche moderne Kinotempel mit mehreren Sälen gibt, die durchaus auch Nischenfilme zeigen und damit in Konkurrenz zu den kleineren Programmkinos treten. Und neue sind geplant, so in Germering und in Pasing. Das Lichtspielhaus hingegen besitzt nur einen Saal, der mit 280 Plätzen und einer 110-Quadratmeter-Leinwand für manchen Streifen, der sich an einen kleinen Kreis eingefleischter Cineasten richtet, überdimensioniert ist. "Wenn da zehn Leute in einem solchen Saal sitzen", so Mair, dann leide die Atmosphäre darunter. Die Unterteilung in mehrere Säle aber wäre technisch und finanziell kaum möglich.

Für den Kinoexperten Matthias Helwig, Betreiber der Breitwand-Kinos in Starnberg, Seefeld und Herrsching, wäre die Schließung des Lichtspielhauses keine Überraschung. Helwig hatte früher im Fürstenfeldbrucker Bereich nach einem solchen Raum gesucht, doch inzwischen glaubt er nicht mehr an einen Bedarf und ist nicht mehr interessiert. Nach dem Bau des Kinocenters in der Buchenau sei der Markt "ziemlich abgedeckt". Um die Mietkosten für ein zentral gelegenes Objekt wie das Lichtspielhaus hereinzubekommen, müsste eine Mindestzahl an Besuchern gesichert sein.

"Aber wo sollen die herkommen?", fragt Helwig. Weder der Betreiberin noch der Hauseigentümerin könne man da einen Vorwurf machen. Die erforderliche Digitalisierung fordere eben ihren Preis. Rund die Hälfte der 4650 deutschen Leinwände sind bereits digitalisiert, weiß Andreas Kramer, der stellvertretende Vorsitzende des Hauptverbands der Kinobetreiber. Und Kramer pflichtet Helwig bei: Die neue Technik gehe mit der weiteren "Bereinigung" in der Branche einher. In ganz Deutschland sind dem Verband zufolge 1671 Spielstätten übrig geblieben, vor zwei Jahren waren es noch 1714 gewesen.

Helwig sieht nur eine Möglichkeit, wie man Betriebe wie das Lichtspielhaus retten könnte: Werden diese als wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens betrachtet, dann müssten sie von der Stadt unterstützt werden. Als Beispiel nennt er das Filmforum in Landsberg. Helwig, der in der Szene als Vollblutcineast gilt, hat durchaus selbst zu kämpfen angesichts der Konkurrenz in München. Mit seinem Konzept behauptet er sich bislang aber erfolgreich. So ist er Ausrichter des Fünf-Seen-Filmfestivals und besetzt das gesamte Spektrum - von Filmgesprächen über nicht synchronisierte Originalfilme bis hin zu Filmreihen und Open-Air-Kino.

Im Landkreis gibt es jenseits von Scala und Lichtspielhaus zwei Kinos - beide verfügen lediglich über einen Saal: das Universum in der Germeringer Stadthalle mit 111 Sitzplätzen sowie die Gröbenlichtspiele in Gröbenzell mit 189 Sitzen. Der Gröbenzeller Familienbetrieb wurde bereits vor zwei Jahren umfassend modernisiert und mit 3D-Technik aufgerüstet.

© SZ vom 19.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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