Kultur:Es wird wieder getanzt

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Der Choreograf und ehemalige Profitänzer Dustin Klein inszeniert eigens für das Festival das Stück "Initium". (Foto: Bowie Verschuuren/OH)

An diesem Wochenende beginnt in Fürstenfeldbruck das Tanzfestival "Dance First". Zu sehen sind renommierte internationale Kompanien. Als Pre-Opening zeigt der junge Choreograf Dustin Klein die Uraufführung "Initium".

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Nach zwei Jahren Stillstand kommt endlich wieder Bewegung in die Tanzlandschaft im Landkreis. Dem Festival "Dance First" ist es gelungen, hochkarätige Choreografen und Kompanien aus der ganzen Welt ins Veranstaltungsforum zu lotsen. Nach 2016 und 2018 findet das Festival nun zum dritten Mal statt, in seiner jungen Geschichte hat es sich aber schon über die Landkreisgrenzen einen Namen gemacht. Quasi als Pre-Opening am Samstag, 11. Juni, um 19 Uhr im Churfürstensaal hat der junge Münchner Choreograf und ehemalige Profitänzer des bayerischen Staatsballetts Dustin Klein mit einem kleinen Ensemble eine Aufführung eigens für das Festival entwickelt.

Dafür hat er kein klassisches oder modernes Ballettstück gewählt, sondern Felix Mendelssohn-Bartholdys Streichquartett f-moll Op. 80, das live auf der Bühne von vier Musikern des bayerischen Staatsorchesters unter der Leitung von Verena Fitz gespielt wird. Für Musiker und Tänzer eine Herausforderung, weil das Stück freilich nicht als Begleitung für Tänzer geschrieben wurde. Geschrieben hat es Mendelssohn-Bartholdy nach dem Tod seiner Schwester und kurz vor seinem eigenen Tod. "Entsprechend dramatisch ist es im Vergleich zu seinen anderen Stücken, die wesentlich mehr Leichtigkeit haben", erzählt Fitz. Sie und Klein haben schon einmal ein ähnliches Projekt gemeinsam umgesetzt.

Ausgangspunkt der Choreografie mit dem Titel "Initium" - lateinisch für Beginn, Anfang - ist das Motiv der Wiedergeburt. "Ich habe mich viel eingelesen, was das im christlichen Sinne bedeutet. Das hat mir anfangs viel Freude bereitet mit den epochalen Bildern", sagt Klein. "Letztlich habe ich mich wieder davon freigemacht und das Thema breiter gesehen. Das Gefühl von Asche zu Asche, Staub zu Staub, einem Kreislauf oder System. Etwas beginnt irgendwo, hört auf und etwas Neues beginnt." Als Choreograf sei es eine spannende Aufgabe gewesen, diesen Neuanfang auf der Bühne umzusetzen. Immer wieder begegnen sich die Tänzerinnen und Tänzer in neuen Formationen, interagieren, kommen zu einem Ende, gehen auseinander, bewegen sich alleine, finden wieder zusammen, variieren ihre Abläufe. "So entsteht ständig etwas Neues, ein ständiger Fluss", so der Choreograf, der bei "Initium" sogar selbst noch einmal als Tänzer dabei sein wird. "Als Verena mir das Stück geschickt hat, habe ich fast angefangen zu weinen, weil es so emotional und aufreibend ist. Für mich ist das Gefühl von Tod und Neuanfang ganz tief in dieser Musik verankert".

Zur modernen Interpretation des Klassikers von Mendelssohn-Bartholdy passt, dass die Musikerinnen und Musiker nicht wie gewohnt irgendwo vor oder hinter den Tänzern platziert werden, das Gesicht Richtung Publikum gerichtet, sondern Mitten auf der Bühne, im Kreis, sich gegenseitig zugewandt. So werden sie Teil der Aufführung, die Tänzerinnen interagieren mit ihnen.

Klein, der erst im vergangenen Jahr seine Karriere als Profitänzer beendet hat, um sich voll auf die Arbeit als Choreograf zu konzentrieren, hat bereits bei Dance First 2018 eine Arbeit gezeigt, inzwischen hat er bereits an mehreren großen Produktionen mitgearbeitet. Immer häufiger ist er auch für Opern tänzerisch verantwortlich. So hat er unter anderem an der Münchner Staatsoper mit Antú Romero Nunes gearbeitet, war in Hamburg und Dijon zu sehen. Das erste Highlight seiner jungen Choreografen-Karriere steht aber nach dem Tanzfestival an: bei den Salzburger Festspielen darf er in diesem Jahr die Choreografie für "Aida" gestalten.

Termine "Dance First": La Veronal mit "Sonoma", 11. Juni; Cia. Naturalis Labor mit "Piazzolla Tango / En tus Ojos", 14 Juni; Hessisches Staatsballett mit "Timeless / Untitled black", 21. Juni, Tanzmaniz mit "Promise", 28. Juni, Out Innerspace mit "Bygones", 3. Juli, Ballett Maribor mit "Carmina Burana", 14. Juli; Beginn jeweils um 20 Uhr. Den Abschluss machen vier Brucker Tanzstudios mit einer Werkschau, 28. Juli, von 19 Uhr an. Dazu gibt es ein Begleitprogramm, das mit "Initium", am 11. Juni, um 19 Uhr im Churfürstensaal zu sehen ist; am 14. Juni, folgt auf "Piazzolla Tango" von 21.45 Uhr im kleinen Saal eine Milonga mit Soloperformance von Rosalie Wanka; beim Fürstenfelder Picknick am 10. Juli trifft um 17.30 Uhr die Gaetano Posterino Dance Company auf. Außerdem wird das Festival mit einer Tanzfilmreihe im Lichtspielhaus begleitet und zu jeder Aufführung gibt es eine Einführung oder ein Publikumsgespräch. Tickets und weitere Informationen zu allen Veranstaltungen unter www.dancefirst.de .

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