Dachau/Eichenau:Dank an Hasselfeldt

Eltern eines behinderten Sohns loben Einsatz für Pflegegesetz

Von Wolfgang Eitler, Dachau/Eichenau

Die Familie Bettenhausen aus Eichenau mit ihrem mehrfach behinderten Sohn Sebastian war verzweifelt. "Ich habe 13 Jahre lang nicht geschlafen", erzählt seine Mutter Beate. Denn zur Behinderung kam noch ein Luftröhrenschnitt dazu, so dass sie Tag und Nacht über ihren Sohn wachen musste, damit er nicht erstickt. Aber Sebastian, der jetzt 24 Jahre alt ist, hat sich stabilisiert. Er kann in eine Förderstätte der Organisation Helfende Hände gehen. Seit dem Jahr 2007 finanziert der Staat die sogenannte außerklinische Intensivpflege in solchen Einrichtungen und an Schulen.

Damals dachten Beate Bettenhausen und ihr Mann Berthold darüber nach, ihren Sohn etwas mehr in die Selbständigkeit zu entlassen. Dazu müsste er in eine Behinderteneinrichtung kommen. Aber die Gesetze schlossen die erforderliche Pflege für ein Wohnen außerhalb der eigenen Familie aus. "Wir befanden uns in einer Zwickmühle", sagt Beate Bettenhausen. Sie engagiert sich in mehreren Verbänden der Behindertenhilfe. Aber sämtliche Vorstöße scheiterten.

Am Mittwochabend saßen sie, ihr Mann Berthold und Sohn Sebastian in der ersten Reihe beim Wahlkampfauftritt des Bundesgesundheitsministers Hermann Gröhe, Spitzenkandidat der CDU in Nordrhein-Westfalen für die Bundestagswahl, im Adolf-Hölzel-Haus in Dachau. Beate Bettenhausen stand auf und bedankte sich bei der CSU-Landesgruppenchefin und Bundestagsabgeordneten Gerda Hasselfeldt, die Gröhe begleitete. "Ohne Ihr Engagement wäre der Durchbruch nicht gelungen." Die Familie hatte kleine Geschenke für sie und den Bundesgesundheitsminister dabei.

Seit kurzem gilt das neue Pflegeergänzungsgesetz, das die außerklinische Intensivpflege an Behinderteneinrichtungen gestattet. Man muss ein Experte der Sozialgesetzbücher und der Eingliederungshilfe sein, um die juristischen Finessen nachvollziehen zu können. Eine Mitarbeiterin von Gerda Hasselfeldt sagte am Donnerstag: "Es wurde um jeden Buchstaben gerungen." Die Politikerin wohnt wie die Familie Bettenhausen in Eichenau. Sie trafen sich bei einer Bürgersprechstunde.

Die Wirkung des Dankeschöns der Familie Bettenhausen stellte sich mit einer gewissen Verzögerung ein. Der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath hatte eben begonnen über seine Faszination für die Gesundheitspolitik zu sprechen, als Hermann Gröhe unvermittelt das Wort ergriff und den Einsatz Hasselfeldts für die Familie aus Eichenau als herausragend würdigte. Dem schloss sich Seidenath als gesundheitspolitischer Sprecher seiner Landtagsfraktion an. Großer Applaus.

Sicherlich stand Hermann Gröhe im Mittelpunkt einer Wahlkampfveranstaltung des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises der CSU in Dachau und Fürstenfeldbruck vor ungefähr 130 Zuhörern. Aber zum Star des Abends erkor Gröhe Gerda Hasselfeldt, die im Herbst nicht mehr für den Bundestag kandidiert. Sämtliche Vereinbarungen zwischen CSU und CDU trügen ihre Handschrift, sagte er. Hasselfeldts Abschiedstournee durch den Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck hat begonnen. Ihre potenzielle Nachfolgerin Katrin Staffler darf dazu siegesgewiss lächeln.

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