Lieber auf die Realschule, oder doch das Abitur machen? Ist eine Ausbildung sinnvoll, oder geht es zum Studium an die Universität? Und was, wenn der angestrebte Beruf doch keinen Spaß macht, oder vorher schon jede Bewerbung abgelehnt wird? Lieber die Branche wechseln, oder hartnäckig bleiben? Der Arbeitsmarkt ist komplex, nicht jeder Beruf passt zu jedem Menschen. Zu erkennen, welcher Job denn jetzt wirklich der richtige ist, das ist die Krux an der Sache - dabei helfen möchte die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) in Fürstenfeldbruck.
Bei ihrem ersten Tag der offenen Tür stellt die Akademie nun ihr Angebot vor. Zu Gast sind Vertreterinnen und Vertreter von Arbeitgebern aus der Region, des Jobcenters und der Agentur für Arbeit aus Fürstenfeldbruck. Für DAA-Standortleiterin Bettina Rademacher eine vielversprechende Möglichkeit, sich „endlich persönlich kennenzulernen“. In ihrer Begrüßungsrede benennt sie den branchenübergreifenden Fachkräftemangel als zentrales Problem für die Arbeitgeber, dagegen biete die DAA zahlreiche Lösungen, wie Umschulungen oder Weiterbildungen. Das Jobcenter Fürstenfeldbruck, das zur Agentur für Arbeit gehört, vermittelt Arbeitsuchende an die DAA, wo sie dann für den „passenden Beruf fit gemacht werden“, wie Rademacher erklärt. In den letzten drei Jahren seien so 261 Bewerberinnen und Bewerber in Arbeit gebracht worden.
„Hinter jedem einzelnen Fall steckt ein Schicksal“
Stolz erzählt Rademacher die Geschichte eines Geflüchteten aus Syrien, der mittlerweile als Kfz-Mechatroniker arbeitet. Obwohl er anfangs kein Wort Deutsch sprach, wurde er durch die Hilfe der DAA und eines eisernen Willens, die Sprache zu lernen, für eine Ausbildung angenommen. „Hinter jedem einzelnen Fall steckt ein Schicksal“, sagt die Standortleiterin und verweist auf die unterschiedlichen Lebenswege der Klientinnen und Klienten. Einige hätten Migrationshintergrund, aber auch psychische oder körperliche Probleme seien Gründe für einen beruflichen Neustart.

Deutschlandweit arbeiten etwa 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die DAA, 400 davon am Standort München. Im Büro in Fürstenfeldbruck sind 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt, einer davon ist Michael Lehmann. Er kümmert sich um das berufliche Qualifizierungszentrum (BQZ). Hier werden die Teilnehmenden umgeschult oder weitergebildet, je nach individuellem Bedarf. Dabei richte sich das Angebot vorrangig an Erwachsene, die länger nicht beruflich tätig waren. Die Umschulung auf Ausbildungsberufe wie Steuerfachangestellter oder Industriekaufmann verläuft digital, fünf Tage die Woche unterrichten Lehrkräfte online per Videocall. Wenn die Schülerinnen und Schüler bereit sind, stellen sie sich der Abschlussprüfung der Industrie- und Handelskammer - meist mit Erfolg, wie Lehmann berichtet.
Neben den Umschulungen wird im BQZ auch weitergebildet, in Form von modularen Weiterbildungen. Hier werden die Teilnehmenden punktuell geschult. Ob Steuerrecht, Finanzbuchhaltung, Personalverwaltung oder Marketing: Das Angebot ist vielseitig. Bei erfolgreichem Abschluss gibt es ein Zertifikat, das von der IHK anerkannt wird, die Kosten für die Weiterbildung übernimmt meist die Agentur für Arbeit. Weg also von einem statischen, vorgezeichneten Berufsweg und hin zu individueller Weiterbildung und Qualifikation.
Nach der DAA kommt die Ausbildung

Deshalb, so Michael Lehmann, biete die DAA auch Coachings für Leute mit Problemen bei der Jobsuche an. Hier werden gemeinsam mit den Arbeitsuchenden Bewerbungsmappen erstellt und Vorstellungsgespräche trainiert. Das Ziel: einen passenden Arbeitsplatz zu finden, der eine langfristige Perspektive bietet. Das Angebot trägt Früchte: Daryna Kolinsnyk kam ohne Deutschkenntnisse aus der Ukraine, bald fängt sie in einer Parfümerie in Olching eine Ausbildung an.
Um solche Geschichten zu wiederholen und Jugendliche auf die Berufswelt vorzubereiten, gibt es in Fürstenfeldbruck die berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme für Personen unter 25 Jahren. Dort werden die aktuell 14 Teilnehmenden geschult, in allem, was für den Berufseinstieg wichtig sein kann. Neben Knigge-Workshops werde auch beigebracht, worauf bei einem Arbeitsvertrag zu achten ist, wie ein Lehrer erklärt. Den jungen Erwachsen helfe das enorm weiter, sagt Ryan Eichenseer, der seit einigen Monaten an dem Programm teilnimmt. Mittelfristig sei das Ziel, eine Ausbildung anzufangen und dann auch in dem Beruf zu bleiben.