Ermittlungserfolg:Mutmaßliche Anlagebetrüger festgenommen

Ermittlungserfolg: Immer wieder werden Menschen Opfer von Betrügern, die sich per Telefon melden.

Immer wieder werden Menschen Opfer von Betrügern, die sich per Telefon melden.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Von einem Callcenter in Zypern aus soll eine Bande ihren Opfern "Investments" aufgeschwatzt haben. Ein Mann aus Fürstenfeldbruck wurde um eine halbe Million Euro geprellt.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Den Strafverfolgungsbehörden ist ein Schlag gegen eine Bande mutmaßlicher Anlagebetrüger der Cybertrading-Industrie gelungen. Zwei Frauen und ein Mann wurden festgenommen, gegen zwei von ihnen hat die Generalstaatsanwaltschaft nun Anklage erhoben. Auslöser war die Anzeige eines Mannes aus Fürstenfeldbruck, der um mehr als eine halbe Million Euro betrogen worden ist. Die Kriminalpolizeiinspektion Fürstenfeldbruck war an den Ermittlungen beteiligt. Ein Sprecher der in Bamberg ansässigen Zentralstelle Cybercrime Bayern der Generalstaatsanwaltschaft äußerte sich am Montag zufrieden über das Ermittlungsverfahren "Cheetah".

Ein Callcenter im separatistischen Nordteil Zyperns war offenbar Ausgangspunkt der Internet-Betrügereien. Ins Rollen gebracht wurden die Ermittlungen im Januar von einem Mann aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Dieser hatte 2021 über Monate hinweg mehr als eine halbe Million Euro über die Trading-Plattform www.kryptoeuclub.com "investiert" und sein eingesetztes Kapital vermeintlich mehr als verdoppelt. Erst als er vergeblich auf die geforderte Auszahlung wartete, dämmerte ihm, dass er Cyberkriminellen auf den Leim gegangen war. Die Bande hatte von der "Türkischen Republik Nordzypern" aus auch zahlreiche weitere Personen im deutschsprachigen Raum kontaktiert und zu vermeintlich lukrativen Investments überredet. Sich selbst bezeichneten die Täter dabei als "Cheetah" (deutsch: Gepard).

Im Laufe der Ermittlungen wurden weitere Geschädigte bekannt. Dringender Tatverdacht bestand zunächst gegen eine 32-Jährige aus Österreich. Die Frau wurde Anfang April am Frankfurter Flughafen festgenommen und befindet sich seither in Untersuchungshaft. Nach internationaler Fahndung wurde im Juli eine 28-jährige mutmaßliche Mittäterin mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit durch die zyprischen Behörden in Nikosia festgenommen und an Deutschland ausgeliefert. Ferner wurde im August ein 36-jähriger Israeli in Griechenland festgenommen, der als Manager der Bande gearbeitet haben soll. Auch er wurde ausgeliefert und befindet sich in Untersuchungshaft. Jüngst hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern gegen die beiden Frauen Anklage vor dem Landgericht Bamberg erhoben wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in einer Vielzahl von Fällen. Die 32-Jährige soll über einen Zeitraum von sechs Monaten einen Gesamtschaden von knapp 1,7 Millionen Euro zu verantworten haben, ihre 28-jährige Mittäterin von knapp 200 000 Euro. Der Strafrahmen möglicher Freiheitsstrafen reicht von einem Jahr bis zu zehn Jahren.

Die Ermittlungen dauern an. Zuletzt wurden im Oktober mehrere Wohnungen in Bayern, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Nordrhein-Westfalen durchsucht. Die Beschuldigten sollen ebenfalls als Callcenter-Agenten für die Gruppierung gearbeitet haben.

2015 wurde die Zentralstelle Cybercrime Bayern eingerichtet. Sie ist zuständig für die Bearbeitung wichtiger Fälle im Bereich der Cyberkriminalität - von Hackerangriffen über Vorkasse-Betrug im Internet durch professionelle Fake-Shops und Ransomware bis hin zum Handel mit Waffen, Drogen und Falschgeld im Darknet. Derzeit sind 19 Staatsanwälte und vier IT-Forensiker bei der Zentralstelle tätig.

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