Craft-Bier:Grün gehopftes Schmankerl

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Michael Schweinberger (links), Chef der Brauerei Maisach, und Braumeister Daniel Hofmeister in der zweiten Maisacher Braustätte in Stegen am Ammersee. (Foto: Nila Thiel)

In einer Braustätte in Stegen am Ammersee stellt der Maisacher Braumeister Spezialbiere in kleinen Mengen her. So kommt es zu einem Sud mit frischen Hopfendolden oder einem dunklen Bock für die Vorweihnachtszeit

Von Erich C. Setzwein, Maisach/Inning

Matt-golden wäre wohl die Farbe, die auf das Bier im kleinen Krug zuträfe. Der feinporige Schaum sieht stabil aus, und wenn beim ersten Schluck das kalte Getränk die Zunge berührt und den Mund ausfüllt, schmeckt das Bier nicht einfach nach einem hellen Bier. Die leichte Süße im Antrunk kommt vom Malz, und für die Aromen von reifen Aprikosen bis Orangenblütenhonig ist der Hopfen verantwortlich. Kenner würden jetzt sagen: Klar, Craft-Bier. Doch das süffige, leicht naturtrübe Helle kommt nicht aus einer der vielen Garagenbrauereien, sondern trägt den Firmennamen der Brauerei Maisach.

Der Maisacher Braumeister Daniel Hofmeister hat für dieses Bier nicht die üblichen Hopfenpellets verwendet, sondern frische Dolden von der "Hallertauer Perle". Eine Kühlbox voll hat er im August dieses Jahres von einem Hopfenbauern in der Haller-tau geholt und den Aromahopfen ganz frisch in den Sud für das erste Grünhopfenbier der Brauerei Maisach gegeben. Es hatte genug Zeit zum Ruhen, und dieser Tage wird das Bier im Maisacher Bräustüberl oder auch im Gasthof Heinzinger ausgeschenkt, als Beweis für den Spaß, den ein Braumeister - und die Brauerei - an solchen Spezialbieren hat.

"Wir machen seit über 460 Jahren Craft-Biere", lautet die Antwort von Brauerei-Chef Michael Schweinberger, wenn er auf die vielen Kleinbrauer angesprochen wird, die mit ihren handwerklich und in kleinen Mengen gebrauten Bieren auf den Markt drängen. Es ist dennoch ein überschaubarer und oft sehr lokaler Markt, der da bedient wird, und jedem schmecken die mit Aromahopfen hingetrimmten Biere auch nicht. So sind die 350 Liter, die Hofmeister vom Grünhopfenbier gemacht hat, auch eher einem Publikum vorbehalten, das neben seinem Standard-Hellen gerne auch einmal etwas Neues probiert.

Beim einmaligen Versuch wird es freilich nicht bleiben. Seit diesem Jahr brauen Michael Schweinberger und sein Braumeister in einer Anlage in der Alten Brauerei in Stegen am Ammersee kleinere Mengen Bier als in Maisach. Wenn im Stammhaus der Kessel erhitzt wird, dann fasst dieser bis zu 40 000 Liter, mit der Maisacher "Perle", dem "Räuber Kneißl Dunkel" oder vom Weißbier. In Stegen steht eine Anlage, die genau den Vorstellungen Schweinbergers entspricht.

Der Maisacher Brauereichef hat sie nicht selbst gebaut, sondern vom Eigentümer der Alten Brauerei, Paul Schneider, gepachtet. Rudolf Fottner, in der Malz-Branche tätig, hatte die Anlage in der Acht-Säulen-Halle einbauen lassen und von 2012 bis Ende Oktober vergangenen Jahres Biere seiner Marke "Echt Ammerseer" gebraut. Schweinberger produziert nun in der kleinen Anlage ein Brauhaus-Bier, das vom Wirt des Stegener Bräustüberls ausgeschenkt wird. Und wenn zwischen den Suden Zeit und Kapazität ist, dann kann Brauer Hofmeister seine Spezialbiere kochen.

Das Brauen hat am Ammersee eine Tradition, in Stegen seit dem Jahr 1890, als der Inninger Otmar Schreyegg die Brauerei errichtete und fortan 6000 Hektoliter jährlich braute. Das ging gut bis ins Jahr 1923, als Schreyegg aus wirtschaftlichen Gründen aufgab und die Münchner Hackerbrauerei die Anlage übernahm. Bis in die Siebzigerjahre wurde dort gebraut und das mächtige Gebäude als Depot genutzt. 1974 interessierte sich die Starnberger Hotel- und Restaurant-Planungsgesellschaft (Hopla) für das Objekt. Aber nicht, um es zu erneuern, sondern, um es wegzureißen und ein 200-Betten-Hotel an eine besonders reizvolle Stelle des Ammersees zu stellen.

Geschlagene 13 Jahre dauerte die Planung, an deren Ende nicht der Abriss und ein Neubau standen, sondern eine immer mehr verfallende Industrieruine. Die Hopla war sang- und klanglos aufgelöst worden, sie hatte kein Projekt verwirklichen können. Sechs Jahre später erwarb der Starnberger Rechtsanwalt Paul Schneider den Komplex, in den Jahren danach erfolgte schrittweise die Renovierung. Erst mit Rudolf Fottner kam wieder ein Bräu an den Ammersee.

Wenn, vermutlich schon in dieser Woche, das erste Maisacher Grünhopfenbier ausgetrunken ist, dann müssen Freunde gepflegter Biere nicht lange auf das nächste Schmankerl warten. "Jetzt kommt die dunkle Jahreszeit und ein weihnachtlicher Bock", macht Marketing-Fachmann Michael Schweinberger Lust auf ein stärkeres Dunkles. Sieben Prozent Alkohol wird das Bier haben, es soll "brotig" schmecken und eine "schokoladige Note" haben. Damit die Nachfrage in den Gaststätten unter anderem in Maisach, Rottbach und Hattenhofen von 3. Dezember an bis Weihnachten befriedigt werden kann, hat der Braumeister dieses Mal 700 Liter eingebraut.

Alle zwei Monate will Schweinberger im Inninger Ortsteil Stegen ein neues Bier brauen, er kann in den Tanks dort bis zu 8000 Liter Bier lagern. Das sind Mengen, die so mancher Craft-Bier-Macher auch gerne hätte.

In Stegen, und bislang nur dort, wird das Brauhaus-Bier ausgeschenkt, die anderen dort hergestellten Spezialitäten werden nur in bestimmten Gasthäusern gezapft, eine Flaschenabfüllung ist noch nicht vorgesehen. Auch an die nächsten Brauprojekte denkt Schweinberger schon. Im Frühjahr etwa ein Märzen für die Volksfeste, die seine Brauerei beliefert. Und danach? Schweinberger verrät noch nicht viel mehr, nur so viel, dass der Braumeister seine Talente zeigen werde. Also Konkurrenz zu den Garagenbrauern? "Wir profitieren von der Craft-Bier-Bewegung."

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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