Coronavirus:Impfzentrum bekommt neuen Betreiber

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Nach 150 000 Corona-Immunisierungen kommt das Rote Kreuz bei der Neuausschreibung nicht mehr zum Zug. Wer die Nachfolge übernimmt, wird demnächst bekannt gegeben

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Impfzentrum für den Landkreis bekommt am 24. Oktober einen neuen Betreiber. Wer das sein wird, wird aus vergaberechtlichen Gründen erst in anderthalb Wochen bekannt gegeben. Der Fürstenfeldbrucker Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), der das Impfzentrum seit dem Start zum Jahreswechsel 2020/21 betrieben hat, ist damit raus, wird aber in der kommenden Woche den Betrieb noch interimsmäßig aufrecht erhalten.

Beim BRK, das in Zusammenhang mit seiner Tätigkeit im Impfzentrum stets gelobt wurde und das sich um eine Fortsetzung seiner Arbeit bemühte, ist man enttäuscht. "Wir hätten es gerne zu Ende geführt," bedauert Kreisgeschäftsführer Rainer Bertram. Aber "wir haben einen Beitrag geleistet zur Pandemiebekämpfung." Der ursprünglich mit dem BRK bis 14. Juni geschlossene Vertrag wurde später bis 30. September verlängert. Weil sich die Rahmenbedingungen für den Betrieb der Impfzentren aber mittlerweile geändert haben und damit auch die Kapazitäten der Brucker Einrichtung im ehemaligen Aldi-Gebäude verringert wurden, musste europaweit neu ausgeschrieben werden. "Das hat überhaupt nichts mit der Arbeit des BRK zu tun", stellt Landratsamtssprecherin Ines Roellecke auf SZ-Nachfrage fest.

Das BRK führte seit Inbetriebnahme des Impfzentrums zum Jahreswechsel etwa 150 000 Immunisierungen gegen das Corona-Virus durch - in der Einrichtung selbst, aber auch mit mobilen Teams zunächst in den Pflegeheimen, dann im Rahmen mobiler Impftermine in einzelnen Kommunen. Die Impfquote liegt aktuell zwischen 58 und 59 Prozent.

Die Impfzentren waren die ersten Einrichtungen, in denen mit den neuen Corona-Impfstoffen immunisiert wurde. Erst später durften die niedergelassenen Ärzte und Betriebsärzte mitmachen. Zu Spitzenzeiten wurden im Impfzentrum 1100 Spritzen am Tag verabreicht. In der Anfangszeit war der Impfstoff knapp, im Laufe der Zeit fehlten dann die Impfwilligen. Weil immer weniger Menschen vorstellig wurden, obwohl man sich mittlerweile den Impfstoff selbst aussuchen und auch ohne Voranmeldung kommen konnte, änderte die Staatsregierung die Impfstrategie. Von nun an sollen Impfungen bei den niedergelassenen Ärzten und Betriebsärzten den Vorrang erhalten. Die Kapazität des Impfzentrums wurde auf zunächst 200 Impfungen in mobilen Teams und etwa 100 Impfungen am Tag im Rahmen einer wöchentlichen Impfsprechstunde reduziert.

Phasenweise waren bis zu 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BRK im und für das Impfzentrum im Einsatz gewesen. Sie hatten befristete Verträge, aber jedem sei ein Nachfolgeangebot gemacht worden, erläutert Rainer Bertram auf Nachfrage. Ob Matthias Skrzypczak, ärztlicher Leiter des Impfzentrums, in seiner Position verbleiben wird, steht noch nicht fest. Er ist vertraglich nicht an das BRK gebunden, sondern wurde von Landrat Thomas Karmasin (CSU) bestellt. Skrzypczak nennt die aktuelle Entwicklung "schwierig" und betont, dass es wichtig sei, dass der Betrieb für das letzte halbe Jahr - der künftige Vertrag läuft bis 30. April - "lückenlos und qualitativ hochwertig weiterläuft".

In der kommenden Woche wird das BRK das Impfzentrum interimsmäßig weiterführen, bedankt sich aber schon einmal

bei ärztlicher Leitung, Mitarbeitern und Ehrenamtlichen, die sich im Impfzentrum engagierten, beim Wachdienst, den Handwerkern, die im vorigen Dezember halfen, "innerhalb von fünf Tagen ein zum Abbruch freigegebenes Gebäude in ein Impfzentrum zu verwandeln", sowie bei den vielen Impfwilligen, die sich so positiv über das Impfzentrum geäußert hätten, betont Rainer Bertram. Das arbeitsintensive Unterfangen habe bewiesen, "zu welchen Leistungen das Rote Kreuz im Katastrophenfall in der Lage ist".

© SZ vom 14.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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