Coronavirus:Auf Abstand zu den Hamstern

Hinweisschilder Corona AEZ FFB, 23.03.2020

Im AEZ steht klar und deutlich, was der Kunde von begehrten Produkten an Menge mitnehmen darf.

(Foto: Privat)

Im AEZ in Fürstenfeldbruck lässt sich beoachten, wie vernünftig der Mensch als Kunde sein kann. Und natürlich, dass es keine Regel ohne Ausnahmen gibt.

Kolumne von Christian Hufnagel

Wer Anstand und die Augen offen hat, kann derzeit wenig falsch machen. Überall wird er geleitet. "Bleibt's dahoam!" prangt etwa auf Laken, die an Brückengeländern in Fürstenfeldbruck gespannt sind. Und wer dennoch sein Heim zum Einkauf verlassen muss, der muss nur all den gedruckten Hinweisen folgen, um sich in diesen gefährlichen Corona-Tagen möglichst vernünftig zu verhalten. Wer etwa ins AEZ in Fürstenfeldbruck geht, wird gleich am Eingang zu Geduld und Toleranz ermahnt, wohl wissend, dass der Mensch zum Tier wird, wenn er auch nur einen Vordermann zu viel vor der Kasse wähnt. "Wir bitten Sie, etwaige Unannehmlichkeiten wie lange Kassenschlangen zu entschuldigen", schreibt da das AEZ-Team auf rotem Grund mit weißem Ausrufezeichen. Und nennt auch den Grund: Schließungen der Schulen und Kitas hätten zu Mitarbeiterengpässen geführt. Spätestens wenn sich das automatische Alugatter mit dem grafisch auffälligen Hinweis öffnet, müsste die Einsicht mit eintreten.

Denn auch ein zweiter Papieranschlag sollte einem die Demut klar machen, ohne die diese Krise nicht durchzustehen ist. "Liebe Kunden", heißt es da, "um das Infektionsrisiko zu verringern, wird gebeten, beim Einkauf und vor der Kasse einen Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten". Und erstaunlich ist es, wie die Kunden dies beherzigen. Wie von Geisterhand geführt, passt jeder auf, keinem zu nahe zu kommen. Zwischen den Regalen, vor den Theken und selbst am neuralgischen Punkt: vor den Kassen.

Aber dort zerstört ein älteres Hamster-Pärchen das friedliche Bild und missachtet den eigentlich selbstverständlichen Verhaltenskodex geradezu furchterregend grandios: Zwei volle Großpackungen Frischhefe wollten die beiden Senioren mitnehmen und damit den Bestand mit einem Schwung wegkaufen. Zwei einzelne Stücke könnten sie mitnehmen, beschied die Kassiererin ihnen und nahm den Rest weg, was das Pärchen nicht akzeptierte ("Sind doch nur zwei!"), aber am Ende protestierend hinnehmen musste. Für wen auch immer diese Brotmenge gebacken werden sollte, das Paar hat offensichtlich eine Menge Hinweisschilder und damit das gute Benehmen ignoriert. Und für alle, die ähnlich blind einkaufen wollen, sei folgendes Hinweisschild im AEZ zum Ausschneiden mit an die Hand gegeben: "Bitte beachten Sie die maximale Abgabemengen pro Haushalt: 2 x Trockenhefe, 2 x Toilettenpapier, 3 x Butter, 2 x Frischhefe, 3 x Haferflockemn, 1 Stk. Desinfektionsmittel (Tuch oder Spray), 1 Karton H-Milch, 5 x Nudeln, 5 x Reis."

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