Oktoberfest-Welle:Inzidenz steigt auf bundesweiten Spitzenplatz

Oktoberfest-Welle: Die Prognose, dass durch das Oktoberfest die Infektionszahlen steigen werden, scheint sich aktuell zu bestätigen.

Die Prognose, dass durch das Oktoberfest die Infektionszahlen steigen werden, scheint sich aktuell zu bestätigen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nur in einem Landkreis sind aktuell mehr Corona-Infizierte registriert als in Fürstenfeldbruck. Schwer erkrankt sind aber weiterhin relativ wenige Betroffene.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Die Corona-Inzidenz im Landkreis hat am Freitag den zweithöchsten Wert in der gesamten Bundesrepublik erreicht. Das Robert-Koch-Institut gibt für Fürstenfeldbruck einen Stand von 1333,6 an, darüber liegt nur noch der Landkreis Merzig-Wadern im Saarland mit 1541,2. Damit bestätigt sich die Entwicklung, dass nach dem Oktoberfest die Werte in und rund um München deutlich steigen, die Landkreise Ebersberg (1265), Dachau (1206) und Starnberg (1084) lagen am Freitag ebenfalls über München (1057). Alle genannten Landkreise liegen damit unter den 20 höchsten Werten in Deutschland. Deutlich gestiegen ist seit Beginn der Wiesn auch die Zahl der Menschen mit positivem Befund in der Kreisklinik. Wurden am 22. September noch fünf Infizierte stationär behandelt, meldete das Krankenhaus für Donnerstag, 6. Oktober, 36 Patienten. Laut Intensivbettenregister werden allerdings nur zwei Infizierte intensivmedizinisch behandelt, beatmet werden muss niemand. Insgesamt waren am Freitag acht der zehn Intensivbetten im Klinikum belegt.

Dass Fürstenfeldbruck leicht höhere Zahlen als die Nachbarlandkreise verzeichnet, liegt laut Gesundheitsamtsleiter Lorenz Weigl möglicherweise an der schnelleren Datenübermittlung. "Im Grunde ist die Entwicklung in allen Landkreisen rund um München gleich. Wir melden unsere Grunddaten rasch ans RKI und erweitern die Daten danach. Es kann sein, dass die anderen zuerst mehr ermitteln und die Daten dann gesammelt weitergeben", so Weigl. Zudem sei im Landkreis Fürstenfeldbruck immer etwas mehr getestet worden als in anderen Landkreisen, auch das könne dazu beitragen, dass man aktuell an der Spitze in der Region liege. "In München kommt dann noch die höhere Bevölkerungszahl dazu, vielleicht tut man sich da schwerer, alle zu erreichen und die Meldeverzögerung fällt deswegen höher aus", vermutet der Leiter des Gesundheitsamts. Auch zunehmende Erkrankungen innerhalb der Gesundheitsämter könnten momentan dazu führen, dass Daten mit unterschiedlichem Tempo erfasst werden.

Dass der Grund für den deutlichen Anstieg der Zahlen in der Region mit dem Oktoberfest zu tun hat, hält auch Weigl für wahrscheinlich. "Alles was wir über die Übertragungswahrscheinlichkeiten wissen, passt zu einem Wiesnaufenthalt in Innenräumen. Durch Singen und Schreien wird es eher übertragen als durch Sprechen. Dazu kommt, dass durch Alkohol die Distanz zwischen Menschen fällt". Das seien alles bekannte Phänomene und deshalb wenig überraschend und ja auch im Vorfeld des Oktoberfestes von vielen Experten so prognostiziert worden.

Eine Erklärung für die trotz der hohen Infektionszahlen relativ geringe Zahl an schweren Fällen in der Kreisklinik sieht Weigl in der Impfung. "Dadurch und durch die vielen Menschen, die bereits eine Infektion durchgemacht haben, gibt es einen Vorteil. So wie es aussieht, werden die schwerwiegendsten Folgen weniger." Zu einem Problem könnten die Zahlen erst werden, falls sich durch das Aufeinandertreffen von Menschen aus aller Welt auf dem Oktoberfest eine neue, aggressivere Variante durchsetzen sollte. "Aber das sind nur Spekulationen", betont Weigl.

Im Gesundheitsamt bereitet man sich jedenfalls auf die steigenden Zahlen vor und verstärkt das Corona-Team personell. "Wir besetzen freie Stellen mit Leuten, die zwischenzeitlich andere Jobs übernommen haben und schreiben Stellen aus, damit wir mit größtmöglicher Manpower arbeiten können." Anders als zu Beginn der Pandemie ermitteln die Mitarbeiter dort nicht mehr die Kontaktpersonen der Infizierten, sondern kümmern sich ausschließlich um die Menschen, die einen positiven PCR-Test bekommen. "Wir informieren sie über ihre rechtlichen Pflichten und geben ihnen Hinweise, wie sie sich verhalten sollen, falls sie schwerer erkranken."

Darauf, wie sich das Infektionsgeschehen in den kommenden Wochen und Monaten weiter entwickeln wird, will sich der Gesundheitsamtsleiter nicht festlegen. Möglicherweise mische sich jetzt eine Grippewelle unter, was zu einem gemischten Bild in den Arztpraxen führen würde. Erst einmal könnte die Corona-Inzidenz aber noch weiter hochgehen, bis gut zwei Wochen nach Ende des Oktoberfests sei mit dem dazugehörigen Anstieg zu rechnen. Um das Geschehen richtig erfassen und optimal begleiten zu können, rät Weigl jedem, der einen positiven Schnelltest hat, einen PCR-Test zu machen.

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