Corona-Schnelltests in Germering:Erst das Stäbchen, dann der Tagespass

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Tägliche Schnelltests ohne Termin sind im Testzentrum der Malteser in Germering möglich. (Foto: Voxbrunner Carmen)

In Germering betreibt der Malteser Hilfsdienst ein Corona-Testzentrum. Auch Münchner haben den schnellen Service dort entdeckt

Von Erich C. Setzwein, Germering

Mal eben schnell im Sportgeschäft eine Jogginghose fürs Heimbüro kaufen, auf dem Heimweg noch in Gartenmarkt ein paar Pflanzen mitnehmen - das ist in Zeiten, in denen die Hunderter-Inzidenz im Landkreis überschritten ist, eine aufwendige Einkaufstour geworden. Denn mittlerweile muss fast jeder Schritt in der Öffentlichkeit durchgeplant sein, und somit möchte ein Click and Meet gut vorbereitet sein. Ohne FFP2-Maske geht schon mal gar nichts, und nun wird in jedem Laden, in dem etwas anderes als die sogenannten Dinge des täglichen Bedarfs verkauft werden, noch das aktuelle Ergebnisse vom Corona-Test verlangt. Wenn nicht gerade ein Testteam in der Nähe zu finden ist oder der Laden selbst Tests anbietet, führt an den Testzentren des Landkreises in Fürstenfeldbruck und Germering kein Weg vorbei. Die Nachfrage jedenfalls ist groß, wie ein Besuch am Donnerstag zeigt.

Punkt sieben Uhr werden seit einigen Tagen die Bürocontainer des MHD an der Kerschensteiner Straße 147 geöffnet. Das ist deshalb so früh, weil sich dort Schüler vor Schulbeginn testen lassen können. Weil aber derzeit nicht so viele Schüler in den Präsenzunterricht gehen, wird in der zusätzlicher Stunde, die das Testzentrum nun offen hat, wenig getestet. "Um zehn Uhr kommt die erste große Welle", berichtet Kerstin Schmidt-Kerschbaum von ihren Erfahrungen. Die 41-Jährige ist Schichtleiterin, hat vor drei Jahren beim MHD im Landkreis München ehrenamtlich begonnen und in diesem Jahr die Regie in Germering übernommen. Jetzt steht gerade draußen eine Schlange, und Schmidt-Kerschbaum sucht nach der Ursache für den plötzlichen Stau. Es sind viele Bauarbeiter unter der Wartenden, sie halten nicht immer den Abstand, den der Infektionsschutz gerne hätte, aber auf dem Bau arbeiten sie ja auch nah beieinander. Die Schichtleiterin macht die Männer höflich darauf aufmerksam, etwas mehr Abstand zu wahren, doch die vielen Menschen vor der Eingangstür sind nicht der Grund für die längere Wartezeit.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Für den Schnelltest wird in einem Nasenflügel abgestrichen.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Zuvor erfolgt die Anmeldung auch für diejenigen, die einen PCR-Test machen wollen.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Proben dafür gehen in ein Labor, ...

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

... das Schnelltestergebnis wird im Testzentrum ermittelt.

Weil es keine Terminvergabe gibt, kommen die Menschen entweder vorangemeldet und haben bereits einen QR-Code mit ihren Daten auf dem Smartphone, andere wiederum melden sich erst im Testzentrum an. Diese Formulare müsse erst in den Computer eingegeben werden. Zu viele analoge Anmeldungen bremsen also den eigentlich zügigen Testprozess gerade aus.

Man kennt das ja aus fast jedem Fernsehkrimi: "Sind Sie mit einem DNA-Test einverstanden?", fragt die TV-Kommissarin rhetorisch und schiebt dem Verdächtigen schon ein langes Wattestäbchen in den Mund. Diese Frage stellen die MHD-Mitarbeiter zwar nicht, wenn sie einen PCR-Test vornehmen, aber vom Prinzip her ist es ähnlich. "Wir machen den PCR-Test durch den Rachen, beim Schnelltest derzeit durch die Nase", sagt Alexander Brandstaeter. Der 39-Jährige leitet den MHD-Sanitätsdienst in München und ist normalerweise für die Erstversorgung bei Großereignisse in Konzerthallen oder Sportstadien zuständig. In der Pandemie hat er die acht Testzentren des MHD rund um München und im Flughafen München aufgebaut und betreut sie.

Brandstaeter betont das mit dem Schnelltest durch die Nase so deutlich, weil sich die Testverfahren ändern können. Während beim Schnelltest lediglich auf das spezifische Antigen von Sars-CoV-2 am Ort des Abstrichs getestet wird, gehen die Proben für den PCR-Test an ein Labor. Dort wird nach der Erbsubstanz des Virus gesucht, der PCR-Test gilt als der aussagekräftigere, manche sagen: sicherere, und das Ergebnis ist 48 Stunden lang gültig, das vom Schnelltest 24 Stunden. 2739 Schnelltests sind seit 18. März dort gemacht worden, bei den PCR-Test waren es seit November 56 101. Die Ergebnisse kommen per E-Mail

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Alexander Brandstaeter ist für Testzentren zuständig, ...

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

... Kerstin Schmidt-Kerschbaum ist Schichtleiterin.

Sechs oder mehr MHD-Mitarbeiter machen Montag bis Freitag von sieben bis 18 Uhr, an Samstagen von acht bis 14 und an Sonntagen von neun bis 17 Uhr nichts anderes als Abstriche. Um die Menschen mit Symptomen von den symptomfreien zu trennen, gibt es seit Neuestem einen eigenen Schalter. Das steht auch groß dran, aber die meisten, die sich dort angestellt hätten, erzählt Kerstin Schmidt-Kerschbaum, hätten "Smartphone" gelesen und mit dem Handy in der Hand auf Einlass gewartet. Nach Germering haben es auch die Münchner nicht weit, weshalb es ab und an zum Testtourismus aus der Stadt heraus kommt. Der MHD macht da keinen Unterschied. Getestet wird jeder, der in Deutschland eine Adresse angeben kann. Allerdings gelten die Ergebnisse laut Brandstaeter nur in Bayern. Wer also jetzt Urlaub machen will, muss den Test selbst bezahlen. 130 Euro kostet der am Flughafen vor dem Abflug. Brandstaeter weiß das genau. Er hat die Station aufgebaut.

© SZ vom 16.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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