Corona-Regeln:Verhaltene Reaktionen auf neue Freiheiten

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Im Scala-Kino Fürstenfeldbruck wird sich vorerst nicht viel ändern. (Foto: Voxbrunner Carmen)

Veranstalter, Kinobetreiber und Gemeinden könnten mit der neuen Corona-Verordnung besser planen und dürften wieder mehr Besucher zulassen. Doch die 3-G-Regel macht es nicht unbedingt leichter

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Eine neue Art von Freiheit werden Kulturveranstalter, Kinobetreiber und all jene verspüren, die in den vergangenen anderthalb Jahren mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung von den staatlichen Einschränkungen zum Infektionsschutz betroffen waren. Denn von 2. September an soll der bislang zu Beschränkungen führende Inzidenzwert "keine Rechtsfolgen" mehr haben, wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch in seiner Regierungserklärung ankündigte. Als Grundprinzip für alles, was innen stattfindet, soll "3G" (geimpft, genesen, getestet) gelten, und es wird auch keine Sperrstunde wegen Corona mehr geben. Veranstalter bekommen mit der 14. bayerischen Infektionsmaßnahmenschutzverordnung ein Wahlrecht. Wollen sie alle Plätze im Kino, bei einer Theatervorstellung oder im Museum ausnutzen, gilt eine Maskenpflicht; sie entfällt, wenn Abstand zwischen den Besuchern gewährleistet ist.

Auch wenn bis zum Advent noch ein wenig Zeit ist, so kann die Gemeinde Eichenau doch schon ihren beliebten Weihnachtsmarkt guten Gewissens planen. Bürgermeister Peter Münster freut sich schon darauf, auch wenn die Veranstaltung anders ablaufen dürfte, als die Eichenauerinnen und Eichenauer es gewohnt waren. "Es wird einige notwendige Änderungen geben", sagt Münster. So werde es einen Eingang geben, an dem laut 3G-Regel kontrolliert werde, über den Alkoholausschank müsse man noch nachdenken. Nach derzeitigem Stand werde es keinen alkoholischen Glühwein geben.

Eine gewisse Planungssicherheit hat man auch in der Agentur Magna Ingredi. Dort laufen die Vorbereitungen auf die für Anfang November terminierte Ausstellung "Ketten, Kunst und Kaviar" im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Im vergangenen Jahr hätten dort 70 Aussteller ihren Platz gehabt, ob die in diesem Jahr alle kommen, wird derzeit eruiert.

Bei der Mahavi-Group in Fürstenfeldbruck richtet man sich darauf ein, im Herbst Brauchtumsveranstaltungen in der Marthabräuhalle stattfinden zu lassen. Wann genau, in welchem Umfang und mit wie viel Publikum, über das alles zerbricht man sich bei Mahavi derzeit die Köpfe. Auch einige von den Gemeinden geplante Veranstaltungen werden wieder stattfinden können. In Eichenau soll am 2. Oktober der Donkosaken-Chor Serge Jaroff ein Konzert in der Friesenhalle geben, für den 23. Oktober plant die Gemeinde dort ein Konzert mit Alexandra Gruber und dem Lenbach-Ensemble. Die lange Nacht der Demokratie wird nach Informationen aus dem Rathaus aber noch online stattfinden.

In Eichenau wie auch in Maisach bleibt der Gemeinderat in seinen Ausweichquartieren. Die Friesenhalle ist so bestuhlt worden, dass viel Abstand herrscht, und auch im Bürgerzentrum Gernlinden haben Kommunalpolitiker und Besucher viel Luft um sich herum. Ein Umzug zurück in den viel kleineren Sitzungssaal im Gemeindezentrum an der Maisacher Riedlstraße ist nach Auskunft aus dem Rathaus derzeit nicht vorgesehen.

Damit Veranstaltungen auch wieder wirtschaftlich sind, müssten mehr Menschen sie besuchen können. Im Theater oder im Kino etwa gelten bislang strikte Abstandsregeln, so dass die Säle höchstens zur Hälfte gefüllt waren. Aber wie wollen Kinobetreiber ihre neue Wahlfreiheit nutzen? Für Markus Schmölz, Geschäftsführer des Scala-Kinos in Fürstenfeldbruck, ist das eine leichte Frage. "Wir werden vorerst nichts ändern." Damit die Besucherinnen und Besucher des "von Familien geprägten Kinos", wie Schmölz sein Haus bezeichnet, auch weiterhin Popcorn und Getränke zum Film genießen können, bleiben die Abstände zwischen den Reihen und Sitzen bestehen. So können die Besucher die Masken abnehmen. Popcorn-Verkauf sei notwendig, denn allein von den Eintrittskarten für den Film könne kein Kino mehr leben, sagt er.

Wie auch die Neuerungen ausfallen: So lange die 3G-Regel gelte, müsse er extra Personal haben, das die Besucher kontrolliere, ob sie geimpft, genesen oder getestet seien. "Es ist erfreulich, zu sehen, wie viele schon geimpft sind." Sorgen bereitet ihm aber, dass von Oktober an die Corona-Tests kostenpflichtig werden und dann weniger Besucher kommen könnten.

© SZ vom 02.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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