Corona im Landkreis Fürstenfeldbruck:Omikron-Variante verursacht Personalsorgen in der Kreisklinik

Corona im Landkreis Fürstenfeldbruck: Etwa fünf Prozent der Patienten des Klinikums werden aktuell wegen Corona behandelt. Sie bleiben erfahrungsgemäß relativ lang und ihre Betreuung ist - auch durch Schutzmaßnahmen - sehr aufwendig.

Etwa fünf Prozent der Patienten des Klinikums werden aktuell wegen Corona behandelt. Sie bleiben erfahrungsgemäß relativ lang und ihre Betreuung ist - auch durch Schutzmaßnahmen - sehr aufwendig.

(Foto: Leonhard Simon)

Die Virus-Mutation führt zu milderen Krankheitsverläufen, ist aber ansteckender als Delta. Im Klinikum fallen deshalb zunehmend Mitarbeiter innen und Mitarbeiter aus, die in Quarantäne sind

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Omikron ist ansteckender als die Delta-Variante von Sars-CoV 2, der Krankheitsverlauf ist aber meistens milder. Für das Klinikum in Fürstenfeldbruck ist noch nicht absehbar, ob letztlich der Vor- oder der Nachteil überwiegt. Auf absehbare Zeit könnte zunächst aber die höhere Ansteckung im Blickpunkt stehen. Auch deshalb, weil sich die Mediziner Sorgen machen, dass immer mehr Fachpersonal in Quarantäne muss und deshalb auch Operationen für Patienten, die nicht wegen Corona in Behandlung sind, weiterhin verschoben werden müssen.

Laut Klinikvorstand Alfons Groitl und dem Ärztlichen Direktor Florian Weis ist die Situation weiter angespannt, aber unter Kontrolle. In einer Mitteilung heißt es: "Wir sehen seit Anfang des Monats relativ stabile Zahlen auf der Intensiv- und Normalstation". Am Mittwoch befanden sich drei coronapositive Patienten auf der Intensiv- und acht auf der Normalstation - eine Belegung, die deutlich unter den bisherigen Höchstwerten liegt. Insgesamt wurden im Klinikum an dem Tag 217 Patienten betreut.

Corona im Landkreis Fürstenfeldbruck: Der Ärztliche Direktor Florian Weis ist für die Intensivstation des Kreisklinikums zuständig.

Der Ärztliche Direktor Florian Weis ist für die Intensivstation des Kreisklinikums zuständig.

(Foto: Leonhard Simon)

Man gehe davon aus, dass Omikron "inzwischen dominiert, auch wenn nicht jeder Fall einzeln sequenziert wird". Eine Ansicht, die sich mit der des Gesundheitsamts deckt. Dort wird mittlerweile auf die gesonderte Ausweisung von Delta und Omikron verzichtet. Denn Omikron sei bundesweit bereits die vorherrschende Variante. Und das Gesundheitsamt kommt wegen der Masse der Infektionen mit der Bestimmung der Omikron-Fälle ohnehin nicht mehr hinterher. Vor allem aber gibt es weder gesonderte Corona-Regelungen noch Behandlungsmaßnahmen im Krankenhaus für Menschen, die sich mit Omikron infiziert haben.

Im Klinikum hoffen die Mediziner, "dass wir - wie andere Länder bislang - eine Entkopplung von Inzidenz und Hospitalisierung erleben werden, so dass die Lage beherrschbar bleibt". Das heißt: Der auch im Landkreis in den zurückliegenden Tagen sprunghaft gestiegenen Inzidenz wird voraussichtlich keine entsprechend hohe Welle der stationären Behandlungen folgen.

Die Hoffnung lässt sich mit Erkenntnissen des bayerischen Gesundheitsministeriums begründen, das in der aktuellen Mitteilung der Bayerischen Krankenhausgesellschaft zitiert wird. Dort heißt es: "Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen verbreitet sich Omikron leichter und schneller. Omikron führt allerdings − soweit aktuell beurteilbar − nur bei einem geringeren Anteil der infizierten Personen zu schweren Krankheitsverläufen". Aktuelle Daten aus den USA ließen vermuten, dass im Vergleich zu Infektionen mit der Delta-Variante statistisch die Wahrscheinlichkeit eines stationären Krankenhausaufenthalts bei Omikron "nur etwa halb so groß ist". Sogar um zwei Drittel sinkt demnach im Vergleich zu Delta die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten auf die Intensivstation müssen. Die Erkenntnis: "Es sind daher bei Omikron insgesamt größere Fallzahlen und ein steilerer Anstieg, aber statistisch bei gleicher Fallzahl eine geringere akute Belastung des Gesundheitssystems zu erwarten.

Corona im Landkreis Fürstenfeldbruck: Zwei der Covid-Patienten in der Kreisklinik werden zurzeit beatmet.

Zwei der Covid-Patienten in der Kreisklinik werden zurzeit beatmet.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Grund zur Entwarnung sieht man am Fürstenfeldbrucker Klinikum freilich längst noch nicht. Denn vor allem die schiere Zahl der Infektionen, die sich wie eine Wand aufbaut, kann durchaus zum Problem werden, bevor die pandemische im Idealfall zur beherrschbaren endemischen Lage wird. Studien legen nahe, dass sich die Inzidenz bei Omikron alle zwei bis drei Tage verdoppeln kann - deutlich schneller als bei den fünf bis sieben Tagen bei Delta.

Zudem müssen die Kontaktpersonen der Infizierten in Quarantäne, auch wenn diese mittlerweile verkürzt worden ist. Groitl und Weis machen sich deshalb auch Sorgen um die Fachkräfte: "Wir verzeichnen derzeit einen spürbaren Ausfall von Personal, wobei Krankmeldungen nicht nur auf Covid-Erkrankungen zurückzuführen sind. Mit weiter steigenden Inzidenzen rechnen wir auch mit noch steigenden Ausfallquoten". Eine "merkliche Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern" befinden sich derzeit in Quarantäne, teils auch aufgrund von Quarantänemaßnahmen für ihre Kinder.

Da auf Weisung der Regierung von Oberbayern planbare Eingriffe möglichst verschoben werden, kann das Klinikum über Umschichtungen des Personals auf andere Stationen die Ausfälle noch weitgehend kompensieren, wenn auch um den Preis eines organisatorischen Mehraufwands. Groitl und Weis: "Die Belastung für alle bleibt also hoch, wobei wir uns Mühe geben, unsere Leute nicht zu überlasten."

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