Olching/Berlin:Caro und Franzi lassen nicht locker

Junge Frauen, die wegen Containern verurteilt wurden, wollen Bundesministern persönlich eine Petition übergeben.

Von Ingrid Hügenell, Olching/Berlin

Caro und Franzi, die beiden jungen Frauen aus Olching, die wegen Containerns verurteilt worden waren, haben einen offenen Brief an Cem Özdemir und Marco Buschmann geschrieben. Die beiden jungen Frauen, die nicht mit vollem Namen genannt werden wollen, möchten den Bundesministern für Landwirtschaft und Ernährung beziehungsweise Justiz die Petition "Containern ist kein Verbrechen! Wir brauchen eine Gesetzesänderung!" übergeben. Das soll bei den Herbstministerkonferenzen geschehen. In der Petition wird eine Entkriminalisierung des Containerns und ein Wegwerfstopp für Supermärkte gefordert.

"Wir sind mehr als 180 000 Menschen, die mit ihrer Unterschrift der Petition gezeigt haben, dass diese Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung gesellschaftlich dringend erwünscht sind", heißt es in dem offenen Brief. Mehr als 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sprächen sich für die Legalisierung des Containerns aus. Die Petition zeige also ein gesellschaftliches Anliegen.

Das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft habe in der Antwort auf ihre jüngste Anfrage mitgeteilt, es werde "mit Hochdruck an einem Gesetz zur Vermeidung von Lebensmittelmüll" gearbeitet. Dennoch sei dieses Gesetz weder auf den Weg gebracht worden, noch sei eine Umsetzung von Maßnahmen in Sicht. "Ein Aufschub ist nicht länger akzeptabel", schreiben Caro und Franzi weiter. "Die Prognosen des Weltklimarates machen uns Angst vor der Zukunft, die globale Lebensmittelversorgung treibt uns die Schamesröte ins Gesicht. Herr Özdemir, Herr Buschmann, zeigen Sie endlich Initiative!"

Dass das Containern entkriminalisiert wird, brauche zwar viel Fingerspitzengefühl, wäre aber schnell umzusetzen. "In Anbetracht der jetzigen Situation ist das Ansinnen, Menschen für die Entnahme von Lebensmitteln aus dem Müll bestrafen zu wollen, einfach nur absurd." Die jungen Frauen waren 2019 vom Amtsgericht Fürstenfeldbruck verurteilt worden, weil sie aus dem Container eines Supermarkts noch essbare Lebensmittel genommen hatten, die als Müll entsorgt werden sollten. Im Sommer 2020 scheiterten sie vor dem Bundesverfassungsgericht, das entschied, die als Containern bekannte Praxis sei Diebstahl und damit strafbar. Änderungen müssten vom Gesetzgeber, also dem Bundestag, beschlossen werden.

Darauf zielt die Petition ab. Caro und Franzi wollen sie am 14. September zum Auftakt der Agrarministerkonferenz persönlich Landwirtschaftsminister Özdemir von den Grünen übergeben, und am 10. November dem FDP-Justizminister Buschmann anlässlich der Justizministerkonferenz. "Informieren Sie uns gerne über eine für Sie mögliche Uhrzeit zu Beginn der jeweiligen Konferenz", heißt es in dem Brief.

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