Süddeutsche Zeitung

Chinesisches Neujahr:Wenn Drachen tanzen

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In einem Fürstenfeldbrucker Restaurant feiern Chinesen ganz traditionell das Neujahrsfest

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Es ist immer ein farbenfrohes Bild, wenn Drachen tanzen. Zur Feier des chinesischen Neujahrsfestes, das in diesem Jahr auf den 19. Februar gefallen ist, haben die Drachen im Restaurant China Town in der Brucker Buchenau nur wenig Platz. Trotzdem bewegen und verrenken sich der rote und der gelbe Drache in alle Richtungen. Natürlich sind jeweils zwei Menschen, einer am Kopf und im Hinterteil, im Drachenkostüm versteckt, die die Kunststücke vollbringen. Zwischen den Drachen springt ein Mann mit blauer Maske und dickem Bauch herum. "Ich bin der Drachenführer", klärt der junge Mann später auf und bezeichnet sich als "Tierliebhaber". Sein dicker ausgestopfter Bauch stehe für "viel Glück und viel Essen im Leben".

Die Familie Ho, die das Chinarestaurant in Bruck betreibt, hatte erstmals zum Neujahrsfest geladen und Verwandte und Freunde eingeladen. Thu Anh Ho, die Inhaberin des Restaurants, konnte das Lokal schon beinahe alleine füllen. "Ich habe zehn Geschwister", erzählt sie "und acht davon sind mit ihren Familien heute da." Thu Anh Ho hat das Fest zu Ehren ihrer Eltern ausgerichtet. Die saßen an einem "Ältestentisch", wie Tochter Yen Ho erklärte. "Dazu gibt es noch einen Fleischesser- und einen Vegetariertisch." Neben Yen Ho sitzt Natascha Chen. Auch sie spricht akzentfrei Deutsch. "Mein Vater ist Oberbayer", so Natascha. Chinesisch habe er aber noch nicht gelernt.

Die chinesische Familie Ho hat ursprünglich in Vietnam gelebt und hat eine durchaus spektakuläre Geschichte hinter sich. "Wir waren 1978 Boat People", erzählt Thu Anh Ho. Sie war damals 15 Jahre alt. Die Familie kam nach Deutschland, zunächst nach Hannover und nach Emden, später dann nach Oberbayern. Vor 24 Jahren übernahmen sie das Restaurant in der Buchenau und sind seitdem fest in Fürstenfeldbruck etabliert. Das Neujahrsfest, das in China eine Woche lang gefeiert wird und für die Millionen Wanderarbeiter häufig nur die einzigen Ferien sind, an denen sie zu ihren Familien nach Hause reisen und ihren Kindern Geschenke mitbringen, wurde von der chinesischen Musikgruppe Jiyuettian aus München umrahmt. Die fünfköpfige Gruppe spielte typische chinesische Melodien auf chinesischen Instrumenten. Mit dabei waren eine Guzheng, eine Art chinesische Zither und chinesische Gitarre, die Pipa. Dazu noch zwei Holzquerflöten und eine Schoßgeige. Interpretiert werden von ihnen Musiktitel wie "Die Jasminblüte" oder "Ein Bulle kämpft gegen einen Tiger."

Geschenke zum Neujahrsfest gab es natürlich auch im Restaurant. Geschenkt wird traditionell, besonders den Kindern und jungen Leuten, ein rotes Tütchen mit Geld darin. Geld und Spenden sammelte auch die Tzu-Chi-Stiftung. Die karitative buddhistische Einrichtung mit Sitz in Grassau warb mit dem Leitsatz "Den Armen helfen und die Reichen unterweisen". Inzwischen sind die bunten Drachen nach einer kurzen Verschnaufpause schon wieder auf den Beinen. Angetrieben werden sie von einem energischen Trommler und einer Musikerin, die zwei Becken rhythmisch aufeinander schlägt. Wieder schlagen die Drachen Haken, stemmen sich hoch in die Luft und der Drachenführer neckt sie mit einem Fächer.

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Quelle:
SZ vom 23.02.2015
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