Petition an Minister Özdemir:190 000 Unterschriften für Wegwerf-Stopp von Lebensmitteln

Petition an Minister Özdemir: Seit Jahren kämpfen Caro und Franzi aus Olching dafür, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden und Containern nicht mehr strafbar ist - wie mit dieser Aktion in Fürstenfeldbruck.

Seit Jahren kämpfen Caro und Franzi aus Olching dafür, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden und Containern nicht mehr strafbar ist - wie mit dieser Aktion in Fürstenfeldbruck.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Olchingerinnen Caro und Franzi kämpfen weiter für eine Entkriminalisierung des Containerns.

Von Ingrid Hügenell, Olching

Rund 190 000 Unterschriften sind für die Petition zusammengekommen, in der eine Entkriminalisierung des Containerns und ein Wegwerfstopp für Supermärkte gefordert wird. Caro und Franzi, die jungen Frauen, die wegen Containerns verurteilt worden sind und nicht wollen, dass ihre Nachnamen genannt werden, wollen die Petition "Containern ist kein Verbrechen" an diesem Mittwoch in Quedlinburg an Cem Özdemir (Grüne) übergeben. Dort treffen sich die Landwirtschaftsministerinnen und Landwirtschaftsminister des Bundes und der Länder.

Die Menschen seien, gerade mit Blick auf die kalte Jahreszeit, mit der Frage konfrontiert: "Können wir uns das noch leisten?", schreiben Caro und Franzi in ihrer Presseerklärung. "Die Schlangen vor den Tafeln verlängern sich. Lebensmittel, die immer noch in die Tonnen wandern, können ganz offensichtlich gut gebraucht werden - von Tafelkundinnen und -kunden und Menschen, die containern", heißt es weiter. Menschen, die es sich leisten könnten, im Supermarkt einzukaufen, falle auf, dass immer öfter Regale leer blieben. "Russlands Angriffskrieg in der Ukraine hat uns gezeigt, wie fragil globale Versorgungsketten sind", argumentieren sie.

Dürre vermindert Erträge

Nach der verheerenden Dürre in Europa komme es zunehmend zu Einbrüchen der landwirtschaftlichen Erträge. Ernährungssicherheit sei nicht mehr nur ein Problem im globalen Süden und in Krisengebieten, sondern habe auch Europa erreicht. "Ist es nun nahe genug für uns, um zu realisieren, dass wir Lebensmittel nicht verschwenden dürfen?", fragen die beiden Olchingerinnen. "Vielleicht wird uns jetzt klar, wie wichtig die gerechte Verteilung von Lebensmitteln ist." Lebensmittelverschwendung sei untragbar.

Die Ressourcenverschwendung müsste eigentlich auf allen Instanzen die Alarmglocken schrillen lassen, meinen die jungen Frauen. "Noch immer wird ein Drittel der Lebensmittel in Deutschland verschwendet. Noch immer dürfen Supermärkte genießbare Lebensmittel in rauen Mengen in die Tonne werfen. Noch immer ist Containern strafbar." Deshalb fordern sie Özdemir auf: "Herr Minister, setzen Sie der Verschwendung von genießbaren Lebensmitteln im Handel ein Ende und verabschieden Sie einen Gesetzesentwurf zum Wegwerfstopp für Supermärkte."

Noch genießbare Lebensmittel sollen nach dieser Forderung verpflichtend an gemeinnützige Verteilstrukturen, wie etwa die Tafeln, weitergegeben werden. Gemeinsam mit Justizminister Marco Buschmann, dem zweiten Adressaten der Petition, soll Özdemir das Containern entkriminalisieren. "Denn es ist nicht gerecht, wenn die Verschwendung straflos bleibt und Lebensmittelrettung zum Verbrechen wird."

Was Caro und Franzi schon wissen: Cem Özdemir wird die Petition nicht selbst entgegennehmen, das wird die Staatssekretärin Silvia Bender gemeinsam mit Staatssekretär Gert Zender tun. Im November möchten die jungen Frauen die Petition an Justizminister Marco Buschmann (FDP) übergeben, wenn sich die Justizminister von Bund und Ländern treffen.

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