SZ-Serie: Cafés im Landkreis Fürstenfeldbruck:Auszeit neben den Bahngleisen

Lesezeit: 3 Min.

Aussicht vom Café auf die Gleise (Foto: Johannes Simon)

Vom Bahnhofskiosk mit Kaffeevollautomaten und Fahrkartenverkauf zum gemütlichen Café mit hausgemachten Kuchen: Das Bahnhofshaus in Eichenau ist nicht wiederzuerkennen.

Von Elisabeth Grossmann, Eichenau

Einst konnte man im Häuschen neben dem Gleis, auf dem die Bahnen der S4 in Richtung München fahren, einen Kaffee aus dem Vollautomaten ziehen, Fahrkarten lösen und sich noch eine Kleinigkeit aus der Backwarenauslage mitnehmen. Zum Verweilen lud der Kiosk mit Bahnhofsatmosphäre aber nicht ein und Sitzplätze gab es auch nicht. Wer länger nicht am Eichenauer Bahnhof gewesen ist, wird den Ort nicht wiedererkennen. Direkt an den Schienen ist das liebevoll eingerichtete Café Tageslicht entstanden.

„Der Fahrkartenverkauf passt nicht mehr zu unserer Idee. Wir sind kein Durchgangscafé mehr“, sagt Inhaberin Narin Güldüre. Mit gemütlichen Sitzbänken, Blumen, gutem Kaffee, hausgemachten Kuchen und Bäckereiklassikern wie Schokocroissant und Schnitzelsemmel haben Narin Güldüre und ihr Geschäftspartner und Bruder Halil die Bahnhofsbäckerei komplett umgestaltet.

Im Café Tageslicht gibt es eine große Auslage mit frischen Backwaren der Münchner Bäckerei Höflinger (Foto: Johannes Simon)

Narin Güldüre steht hinter der mit Holz verkleideten Theke. Die Inhaberin ist jeden Tag vor Ort, kennt schon die meisten Kunden beim Namen. Die 36-Jährige und ihr 34-jähriger Bruder haben das Café im vergangenen November übernommen. Die Eltern der beiden wohnen in Eichenau, sie selbst sind dort aufgewachsen. „Eichenau bedeutet uns immer noch sehr viel, obwohl wir beide nicht mehr hier leben“, sagt die 36-Jährige. Als sie von einer Nachbarin erfuhr, dass der vorherige Bäcker das Geschäft aufgeben will, bewarben sich die Geschwister mit einem Konzept bei der Gemeinde. Einige Wochen später wurden sie ausgewählt.

Die Tischdeko ist bunt und sommerlich. (Foto: Johannes Simon)

Halil Güldüre betreibt neben dem Café Tageslicht auch das Restaurant Märchengarten in Wolfratshausen und einen Kiosk in Großhadern. Der Bruder, von seiner Schwester als „Gastronomieprofi“ bezeichnet, organisiert den Großteil für alle drei Standorte und arbeitet eher hinter den Kulissen. Narin, die den Laden leitet, ist die meiste Zeit in Eichenau, kümmert sich um die Kunden und Mitarbeiter, überprüft die Qualität der Ware, backt Kuchen und alle zwei Stunden frische Brezen und Semmeln. Was den beiden selbst nicht schmeckt, verkaufen sie auch nicht. Sie lasse sich gerne die ein oder andere Überraschung einfallen, sagt die Inhaberin: „Ich liebe den Blick auf den Gesichtern der Leute, wenn sie durch die Tür kommen und sehen, dass es wieder was Neues gibt.“

Viele Kundinnen und Kunden kommen täglich. Narin Güldüre zufolge gibt es zwei Arten von Gästen in ihrem Café: diejenigen, die auf dem Weg zur Arbeit nur schnell einen Kaffee und eine Butterbreze wollen, und solche, die sich Zeit nehmen, um Kuchen zu essen und sich zu unterhalten. „Wir wollten auch eine neue Location für die Eichenauer schaffen“, sagt Halil. In der Bahnhofsgegend gebe es sonst nichts Gemütliches.

Selbstgebackene Kuchen von Narin Güldüre sind bei den Kunden sehr beliebt wie die Käsekuchen mit Pistazien oder Waldbeeren. (Foto: Johannes Simon)

„Die Leute kommen sogar aus Olching oder Puchheim, um Kuchen von uns zu kaufen“, erzählt Narin. Außerdem würden viele Gäste auch Bestellungen für Hochzeiten oder Geburtstage aufgeben. Derzeit arbeiten die Geschwister an einem Frühstückskonzept. „Es soll dann auch wirklich perfekt sein“, so Narin. Da sie zu Beginn zunächst mit den Grundlagen beschäftigt gewesen seien, hätten sie sich zunächst auf den Umbau und das allgemeine Konzept konzentriert und würden nun schrittweise ihre Pläne umsetzen.

Im Moment können die Gäste aus reichlich belegten Semmeln, Butterbrezen, Leberkässemmeln, Backwaren der Bäckerei Höflinger aus München und Narin Güldüres selbstgebackenen Kuchen wählen. Auch ein Angebot für Veganerinnen und Veganer gibt es. Die 36-Jährige sagt lächelnd: „Natürlich habe ich mit dem Backen, dem Verkauf und der Organisation alle Hände voll zu tuen, aber ich liebe es und es macht Spaß.“

Inhaberin Narin Güldüre (rechts) mit Mitarbeiterin Marie Müller (Foto: Johannes Simon)

Für all die anfallende Arbeit gibt es zudem fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Einrichtung versuchten die Geschwister modern, zeitgemäß und authentisch zu gestalten. Inspirieren ließen sie sich dabei von „trendy Cafés“ in München. „Wir haben dann unser Ding draus gemacht“, sagt Halil Güldüre. Der kleine Wartebereich, der offiziell der Deutschen Bahn gehört und dem Café angeschlossen ist, wurde ebenfalls umgestaltet. Die Wand ziert nun eine große, bunte Wandmalerei. Darauf zu sehen ist ein Mann mit einer Krone auf dem Kopf, der eine Tasse Kaffee genießt. Das Kunstwerk gaben die Geschwister eigens für ihr Café bei einem Eichenauer in Auftrag. „Die Wand soll symbolisch für unser Café stehen und die farbenfrohe Atmosphäre aufgreifen“, sagt Halil Güldüre stolz.

Das Gemälde mit dem Mann mit Kaffee haben die Inhaber eigens in Auftrag gegeben. (Foto: Johannes Simon)

Eine Tasse Cappuccino gibt es für 3,50 Euro (klein) oder 4,20 Euro (groß). Für Milchalternativen wird kein Aufpreis berechnet. Das Croissant kostet 1,80 Euro, ein Stück Kuchen 3,50 Euro. Geöffnet ist montags bis freitags von sechs bis 18 Uhr sowie am Samstag zwischen 7 und 16 Uhr und sonn- und feiertags von 8 bis 16 Uhr. Das Café befindet sich direkt am Eichenauer Bahnhof.

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