Stolz auf ihr Werk: Lenard Niedring (links) und zehn Buben und Mädchen aus der Mittelschule präsentieren die bemalte Fassade des Freibades in Maisach.
(Foto: Carmen Voxbrunner)Wenn am Ende des Schuljahres in den Klassen Projektgruppen entstehen und frei von Notendruck kurz vor den Ferien noch etwas gestalten, zusammentackern, modellieren oder auf die Bühne bringen, dann ist das meist nach den langen Sommerferien wieder vergessen. Was die 15 Maisacher Mittelschüler in acht Tagen am örtlichen Freibad gemacht haben, wird dagegen bleiben. Unter Anleitung eines erfahrenen Sprayers und mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Schulleiterin, der Freibadleitung und der Gemeinde zeigen sie den Badbesuchern nun in leuchtenden Farben einer riesigen Wandmalerei ihre Sicht der Unterwasserwelt. Michael Heck, der im grünen Dienstpoloshirt unschwer als Bademeister zu erkennen ist, zeigt sich am Ende der Graffiti-Aktion sehr zufrieden. Endlich, sagt er, stehe auch drauf, was drin sei: "Freibad 24", wie die Maisacher Anlage nach der offiziellen Werbung mit 24 Grad warmem Wasser heißt, ist so weithin sichtbar, dass sich auswärtige Besucher nun nicht mehr verlaufen können. Heck ist begeistert, was die Schüler da auf die Wand gebracht haben, zumindest bis in etwa Kopfhöhe. Alles, was höher hinausreichte, hat Lenard Niedring von einer Leiter aus erledigt. Der 22-Jährige ist der älteste Sohn von Mittelschulrektorin Corinna Niedring und so etwas wie der künstlerische Direktor am Freibad. Welcher Schüler auch immer Hilfe braucht oder die gerade passende Farbe sucht, den berät und unterstützt er. Bei der Vielzahl an Farben scheint es gar nicht so leicht zu sein, die passende Sprühdose zu finden. Das hat Lenard Niedring zuletzt auch in der Mittelschule gemacht, als dort ein Wandbild entstand, das Vorbild für das am Freibad war. Die Idee, so etwas auch im öffentlichen Raum zu verwirklichen, stieß bei Bürgermeister Hans Seidl auf Verständnis und Zustimmung, worüber sich Corinna Niedring besonders freute. Nach ausführlicher Vorbereitung im Unterricht ist auf der Außenwand des Freibadgebäudes nun eine Unterwasserlandschaft entstanden, die einem Zeichentrickfilm entstammen könnte. Mit springenden und tauchenden Delfinen, einer Meeresschildkröte, Hunderten von bunten Tropenfischen, Korallen - und der ersten Maisacher Meerjungfrau, die man "Marielle" taufen könnte. Über die freut sich Michael Heck besonders. Denn der Traum junger Mädchen, selbst als Meerjungfrau mit nur einer großen Flosse durchs Becken zu schwimmen, darf im Maisacher Freibad nicht nur geträumt werden, sondern er wird auch erfüllt: "Bei uns sind Monoflossen erlaubt", sagt Heck. Bislang hätten sich alle Schwimmerinnen an die Regeln gehalten, es habe sich noch niemand beschwert. Auf die Leistung der Schüler ist er enorm stolz, wie er sagt. Auch die Mittelschüler aus den fünften bis achten Klassen und aus der Übergangsklasse dürfen stolz auf sich sein. Haben sie doch mit Pinsel, Farbrolle und Spraydose auf etwa 30 Quadratmeter etwas geschaffen, was in den kommenden Jahren als freundliche Einladung ins Freibad gelten kann. Auch wenn im Wasser keine tropischen Temperaturen, sondern "nur" 24 Grad erreicht werden.