Bundestagswahl:Auf gewohntem Terrain

Bundestagswahl: Wahlkampf im Brauhaus (von rechts): Manfred Weber, Michael Kießling, der Landsberger Landtagsabgeordnete Alex Dorow und (vorne) Manuela Kreuzmair, Zweite Bürgermeisterin von Germering.

Wahlkampf im Brauhaus (von rechts): Manfred Weber, Michael Kießling, der Landsberger Landtagsabgeordnete Alex Dorow und (vorne) Manuela Kreuzmair, Zweite Bürgermeisterin von Germering.

(Foto: Günther Reger)

Die Kombination von Politik und Wirtshaus ist bei der CSU beliebt. Michael Kießling und Manfred Weber nutzen das Brauhaus Germering für den Wahlkampf

Von Andreas Ostermeier

Politische Versammlungen mit Publikum, das hat in diesem Bundestagswahlkampf Seltenheitswert. Und vielleicht tut sich die CSU deshalb schwer, ihre Botschaft an die Wählerinnen und Wähler zu bringen - jedenfalls wenn man den Umfragen glauben darf. Denn christsoziale Politiker lieben die Kombination aus Politik, Bier und Weißwürsten. Am Freitag gab es endlich eine Gelegenheit dazu: Bundestagsabgeordneter Michael Kießling und Manfred Weber, Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europaparlament, der die Abgeordneten aus christdemokratischen und konservativen Parteien angehören, kamen ins Brauhaus Germering, ein Gebäude an der Dorfstraße, das einmal eine Molkerei gewesen ist. Die Bierbänke waren voll besetzt, das Weißbierfass angezapft, die Würste standen auf dem Tisch, die Stimmung war gut - alles war, wie es sich für den analogen CSU-Wahlkampf gehört. Ein Anwärmen zwischen Redner und Zuhörern war nicht mehr nötig, doch Weber startete mit einem humorigen Kompliment: "Ihr seid echt innovativ", sagte er, "und macht aus einer Molkerei eine Brauerei."

Es sollte die letzte unbeschwerte Äußerung bleiben. Danach warnte Weber, wie schon zuvor Kießling, beständig vor einer Linksregierung in Deutschland. Mit der drohten Deutschland mehr Schulden und mehr Verbote. Doch nach den hohen Ausgaben zur Bekämpfung der Pandemie, Weber sprach von einem ganzen Bundeshaushalt extra, sei die Reduktion von Schulden angesagt. Und statt auf Verbote, beispielsweise für den Verbrennungsmotor, setzt Weber auf den Erfindergeist der Ingenieure: "Die Verbrenner werden sich ändern."

Das Land stehe also vor einer Richtungswahl betonten Kießling und Weber ein ums andere Mal. Nur eine Stimme für die CSU könne einen Linksrutsch verhindern. Wer für die Freien Wähler votiere, der unterstütze Scholz, weil die Freien Wähler nicht den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schafften und die Stimme dem konservativen Lager fehle. Und auch FDP-Wähler machen sich laut Kießling was vor, denn die Liberalen könnten als kleinster Partner in einer Ampel-Regierung gegenüber Sozialdemokraten und Grünen kaum Akzente setzen.

Dann sprach Weber auch noch vom Kämpfen. Da hatte er die AfD im Visier. Deren Abgeordnete zeigten vor allem einen schlechten Umgang miteinander und gegenüber anderen, sagte er über seine Erfahrungen. Für parlamentarische Arbeit seien sie auch nicht zu gebrauchen, denn "sie leben von Problemen, nicht von Lösungen". Deshalb solle die Union "kämpfen, kämpfen, kämpfen", bis kein AfD-Politiker mehr in einem Parlament sitze.

Doch Erschwernisse stehen den Anhängern der Union auch bei einer von CDU und CSU geführten Bundesregierung bevor. Beide Redner betonten, dass die Preise für Sprit und Heizöl auch in diesem Fall steigen, denn alles, was mit der Emission von Kohlendioxid zusammenhängt, werde teurer. "Das haben wir beschlossen", sagte Kießling für die große Koalition, und Weber kündigte "massive Änderungen" auf dem Weg zur Klimaneutralität in Europa an. Diese Aussage verunsicherte womöglich den einen oder anderen Zuhörer, jedenfalls fragte die ehemalige CSU-Stadträtin Monika Greczmiel, wer von den Menschen mit geringen Löhnen oder schmaler Rente die Preissteigerungen bezahlen solle. Weber antwortete mit der Forderung nach einem sozialen Ausgleich und einer höheren Pendlerpauschale.

Überzeugungsarbeit wollten die beiden christsozialen Politiker auch leisten, was Armin Laschet, den Kanzlerkandidaten der Union angeht. Der könne momentan gar nichts mehr richtig machen, kritisierte Weber die öffentliche Diskussion über den CDU-Vorsitzenden, die seiner Meinung nach zu sehr auf Nebensächliches und zu wenig auf Inhalte gerichtet ist. Kießling ist sich in Bezug auf Laschet sicher: "Der kann es", und nannte den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen einen "guten Kandidaten". Davon waren augenscheinlich nicht alle Besucher überzeugt, ihr und der Wunschkandidat der CSU war ein anderer gewesen. An Kießling dagegen gibt es in der Partei keine Zweifel. Weber empfahl ihn den Wählerinnen und Wählern als einen Politiker, der "über die Argumente" komme.

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