Bulldog-Treffen:Rüstige Rentner

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Vom Arbeitsgerät zum Präsentationsobjekt: Landwirte und Bulldog-Sammler stellen ihre alten Traktoren vor. (Foto: Günther Reger)

Mehr als 140 alte Traktoren fahren in Mammendorf vor

Von Karl-Wilhelm Götte, Mammendorf

Lautstärke, Größe und Farbe machen Eindruck. So ist es, als Hans Schmid mit Tochter Stefanie beim Bulldog-Treffen in Mammendorf auf die Ausstellungswiese fährt. Der Lanz-Bulldog aus dem Jahre 1939 knattert laut, garniert mit der einen oder anderen Fehlzündung des Motors. Der Bulldog des Aicher Landwirts leuchtet makellos in Rot. "Das hat einige Jahre gedauert", erzählt Schmid, "bis ich ihn hergerichtet habe." Mit der roten Farbe hebt er sich schön ab, hat aber mit der ursprünglichen Farbe nichts mehr zu tun. "Damals ist der wie alle anderen schwarz gewesen", sagt Schmid. Sofort scharen sich interessierte Besucher um das Fahrzeug. "Was würde der kosten?", fragt einer von ihnen spürbar neugierig. Schmid antwortet nicht. "60 000 bis 80 000 Euro?", vermutet der Mann. "Um diesen Dreh vielleicht", gesteht Schmid dann zu und sagt aber auch: "Ich verkaufe ihn nicht."

Das Interesse der Besucher auf der Wiese neben dem gleichzeitig stattfindenden Volksfest ist enorm. Am späten Vormittag verzeichnet Gemeinderat Thomas Holzmüller (Freie Wähler) im Anmeldehäuschen 140 Bulldogs. Der Rekord steht bei 160, der kann sicherlich noch erreicht werden. Alle bekannten Oldtimer-Marken, wie Lanz, Deutz, Eicher, Schlüter oder Porsche sind vertreten. Ja, auch Porsche hat mal Bulldogs gebaut. Einer aus dem Jahre 1961 von Johannes Dettert aus Luttenwang steht gleich vorne auf der Wiese. Auch dieser Traktor hat eine ins Auge stechende rote Farbe bekommen. Doch der kleine dreijährige Max sitzt nicht auf einem Porsche, sondern auf einem kleinen Eicher-Spielzeug-Traktor zum Treten. Sophia Kistler ist die Besitzerin des großen Schlüter-Fahrzeugs, das mit den riesigen Rädern und der hohen Fahrerkabine alle anderen überragt. Sie ist 18 Jahre alt und steht gerade am Olchinger Gymnasium "im Abiturstress", wie sie sagt. Der Schlüter von 1983 ist noch ab und zu im Ernteeinsatz in Unterschweinbach. "Mein Vater sammelt und restauriert die alten Traktoren", erzählt Sophia Kistler. So hat Willi Kistler vier Fahrzeuge zu Hause und einen kleinen Schlüter aus dem Jahre 1952 komplett restauriert.

Für großes Hallo auf dem Bulldog-Treffen sorgt Jürgen Sauser. Gerade lässt er sich eine Maß Bier auf dem Volksfest schmecken. Sauser, 64, kommt aus Duisburg und ist in fünf Tagen nach Mammendorf gefahren, wo sein Schwager wohnt. "150 Kilometer am Tag habe ich geschafft", berichtet Sauser stolz. Er habe sich dazu eine passende Route auf Nebenstrecken gesucht. Hinten am Traktor hat er einen kleinen Wohnwagen angehängt, mit dem der ehemalige Lokführer dann auf dem Weg nach Bayern auf Campingplätzen übernachtet hat. Sein Eicher aus dem Jahre 1975, Baureihe "Königstiger", hat ihn mit der Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern und 45 PS sicher ans Ziel gebracht. "Ich liebe das gemütliche Fahren", erzählt der nicht sausende Sauser, "das halte ich gut aus." Auch die Autofahrer, die mal beim Überholen etwas warten mussten, haben Verständnis gezeigt. Sauser zufrieden: "Da hat es auch Daumen hoch gegeben."

© SZ vom 27.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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