Bürgerversammlung :Streit um Wohnhäuser

In Esting wird Kritik an einem großen Bauprojekt laut

Von Katharina Knaut, Olching

Der Abend beginnt mit einem Lob. Iris Weger nutzt die Gelegenheit bei der Bürgerversammlung in Esting, um sich bei der Stadt und Verkehrsreferent Hans Bieniek zu bedanken. Öfter war es zu Verkehrsbehinderungen gekommen: Zwei Busse, die knapp hintereinander eine Haltestelle anfuhren, kamen sich dort regelmäßig in die Quere. Weger hatte bei der letzten Versammlung die Situation geschildert. Daraufhin wurden Fahrbahnmarkierungen eingerichtet, damit die Busse sich richtig einordnen können. Dadurch habe sich die Situation erheblich gebessert, erklärt Weger.

Nach diesem für eine Bürgerversammlung ungewöhnlich friedvollem Einstieg folgt ein weiteres Kuriosum: Nach Wegers Dank meldet sich zunächst kein anderer der etwa 90 Anwesenden zu Wort. Überrascht will Magg die Veranstaltung schon beenden. Doch noch während er seine abschließenden Worte äußert, erhebt sich Alfred Kraus. "Das kann es ja nicht sein", erklärt er. "Wir haben nach dieser Danksagung natürlich auch einen kleinen Skandal."

Er bezieht sich dabei auf das Bauprojekt Hubertushof, das auf dem Feld neben dem Estinger Bahnhof realisiert werden soll. Nicht von der Kommune, die das Grundstück bereits veräußert hat, sondern von einem Bauträger. Dieser muss sich dabei jedoch an einen städtischen Bebauungsplan halten. Vorgesehen sind zwei Gebäuderiegel, die etwa 110 Wohnungen, davon 32 im geförderten Wohnungsbau, enthalten sollen. Ursprünglich war für das Areal ein Mischgebiet mit Wohnen und Gewerbe vorgesehen, 2016 entschied sich der Stadtrat für ein Änderungsverfahren. Seitdem kam es im Gremium regelmäßig zu Debatten, über die Höhe der Gebäuderiegel, den Lärmschutz oder die Stellplätze. Auch bei den Bürgern in Esting sorgt der Komplex für Diskussionen.

Über 150 Einsprüche seien bei der Stadt eingegangen, erklärt Alfred Kraus. Er richtet direkt an den Rathauschef: "Sie haben bisher keine Stellung bezogen, wie es damit weitergeht." Kraus kritisiert eine Benachteiligung der Bürger: Seit Jahren hätten sich Bewohner derselben Straße bemüht, auf ihren Grundstücken zu bauen. Dies habe die Stadt aus verschiedenen Aspekten abgelehnt. Beim Hubertushof seien diese Ablehnungsgründe nicht berücksichtigt worden, moniert Kraus. Jürgen März äußert ähnliche Kritik: "Wie kann es sein, dass nur ein Grundstück, das einmal der Gemeinde Olching gehört hat, so eine hohe Planung bekommen hat?" Man hätte den Plan der umliegenden, niedrigeren Bebauung anpassen können, meint er. So habe die Stadt jedoch mehr Geld machen können. "Es hat ein G'schmäckle."

Bürgermeister Andreas Magg weist die Vorwürfe zurück. "Nur das erhöhte Baurecht führt dazu, dass 32 Familien und Paare Wohnungen erwerben können, die bezahlbar sind. Das ist schon ein echter Mehrwert", betont er. Der Bau sei entgegen des Wunsches des Investors bereits um ein Geschoss reduziert worden. Er verweist zudem auf die zeitliche Entwicklung des Vorhabens, aus der heraus die jetzige Planung entstand. Einen Skandal könne er nicht erkennen. Die Grundstücke, die Kraus in seiner Kritik ansprach, lägen zwar an derselben Straße wie der Hubertushof, jedoch an anderer Stelle. Die Situation sei nicht vergleichbar. Magg äußert sich auch zu den eingegangenen Einsprüchen. Jeder Hinweis müsse einzeln geprüft werden: "Erst wenn das alles auf dem Tisch liegt, gibt es die sogenannte Abwägungsentscheidung." Darin wird der Einspruch festgehalten sowie, ob dieser zu einer Planänderung führt oder nicht. "Das kann im Ergebnis auch heißen, dass ein solches Projekt gar nicht realisiert werden könnte", sagt Magg.

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