Bürgermeisterwahl:Negative Entwicklung                                                                                       

Keiner will sich mehr für das Allgemeinwohl engagieren. Das ist auch schlecht für die Vielfalt der Parteien und die Demokratie

Von Erich C. Setzwein

Wenn es um die eigenen Interessen geht, dann werden Aktionsbündnisse gegründet, es werden Bürgerinitiativen tätig, um abzulehnen, was man nicht vor der Haustür haben will oder um zu fordern, was einem angeblich zusteht. Wenn es dagegen darum geht, sich nicht nur für sich, sondern auch für andere einzusetzen, Interessen zu vertreten, die viele haben, dann wird die Zahl potenzieller Aktivisten immer kleiner. Im Landkreis spüren das die Vereine spätestens dann, wenn sie turnusmäßig Mitglieder suchen, die einen Vorstandsposten bekleiden könnten. Aber auch die Parteien, vor allem die kleineren, tun sich immer schwerer, alle sechs Jahre die Plätze auf den Kommunalwahllisten zu füllen. In Eichenau, wo im Frühjahr kommenden Jahres der Nachfolger von Bürgermeister Hubert Jung gewählt wird, zeigt sich diese negative Entwicklung nun deshalb so deutlich, weil die Wahl außerhalb des üblichen Turnus' stattfindet.

Ausgerechnet die Grünen, die reichlich Aktivitäten zeigen und scheinbar über genügend Unterstützer verfügen, wollen dieses Mal wieder nicht mitmachen und überlassen es anderen, den Bürgermeister-Job zu machen. Doch wenn es keinen Kopf gibt, den man präsentieren könnte, niemand seinen Beruf aufgeben kann, um für zunächst sechs Jahre der Chef einer fleißigen Verwaltung und Vorsitzender eines regen Gemeinderats zu werden, dann soll sich auch niemand zu einer Alibiveranstaltung gedrängt fühlen. So liest sich das bei den Grünen.

Auch die Freien Wähler, die vor sechs Jahren in einer ziemlich aussichtslosen Situation mutig eine Kandidatin gegen den Amtsinhaber präsentierten, haben in ihren Reihen niemanden mehr, der sich das Amt zutraut. Die Parteien in Eichenau sind bei aller Nachwuchsarbeit dem gesamtgesellschaftlichen Problem ausgeliefert, dass es immer weniger Menschen gibt, die sich für die Allgemeinheit engagieren wollen oder können. Es wäre jetzt an den Parteien, die für ihre eigenen Interessen kämpfenden Menschen für sich zu gewinnen und sie auch für alle anderen streiten zu lassen.

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