Eichenau:Eichenau wählt seinen Bürgermeister

Eichenau: Wie vor sechs Jahren werden auch an diesem Sonntag die Stimmzettel nach der Auszählung in den Wahllokalen in einem Paket verschlossen ins Rathaus Eichenau gebracht.

Wie vor sechs Jahren werden auch an diesem Sonntag die Stimmzettel nach der Auszählung in den Wahllokalen in einem Paket verschlossen ins Rathaus Eichenau gebracht.

(Foto: Johannes Simon)

Am Sonntag sind 9457 Stimmberechtigte aufgerufen, darüber abzustimmen, wer künftig die Geschicke der Gemeinde leiten soll. Viele Jungwähler sind darunter, 1800 haben schon per Brief ihre Stimmen abgegeben.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Es ist der Abend des 3. Juli vor sechs Jahren, als Peter Münster neuer Bürgermeister von Eichenau wird. Der FDP-Kandidat hat in der Stichwahl gegen den Bewerber der CSU, Dirk Flechsig, 54 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können. Er hat mit diesem Sieg nicht nur gezeigt, dass ein Liberaler Bürgermeister im Landkreis werden kann, sondern, dass man auch aus unterlegener Position vom ersten zum zweiten Wahlgang neue Stimmen holen kann.

Peter Münster hat 2016 Hubert Jung (CSU) abgelöst, der nicht mehr für die CSU kandidierte. Dass er es erst im zweiten Anlauf schaffte, hatte mit drei Gegenkandidaten zu tun: Claus Guttenthaler von den Freien Wählern und Martin Eberl, die die SPD aufgestellt hatte, sowie dem CSU-Kandidaten Flechsig. Die Grünen und die Freien Wähler taten sich zusammen und unterstützten Münster, und bei einer Wahlbeteiligung von unter 50 Prozent bekam der damals 50 Jahre alte Jurist in der Stichwahl mehr Stimmen als Flechsig. Münster stellt sich nach seiner ersten Amtsperiode am Sonntag, 26. Juni, zur Wiederwahl. 9457 Eichenauerinnen und Eichenauer haben an diesem Tag die Möglichkeit, ihn oder seine beiden Gegenkandidaten Markus Hausberger von den Grünen oder Peter Zeiler von der CSU zu wählen. Die Kandidaten rechnen zwar mit jeder Stimme, aber es werden 163 Stimmberechtigte weniger als vor sechs Jahren.

2400 Wähler haben bereits per Brief abgestimmt

Im Rathaus hat man die Erfahrung der Wahlen während der vergangenen beiden Pandemiejahre als Grundlage genommen und vorsorglich die Zahl der Briefwahlbezirke erhöht. Bis zu 7000 Briefwähler wurden angenommen, doch bis Mitte dieser Woche Wahl haben sich nur 2400 Stimmberechtigte entschieden, nicht erst am Sonntag zur Wahl zu gehen. Sie haben nach Angaben von Wahlleiterin Heike Hill, seit Anfang dieses Jahres Leiterin der Allgemeinen Verwaltung im Rathaus von Eichenau, die Briefwahl beantragt. Etwa 1800 Wahlumschläge sind bereits zurückgekommen. Vor sechs Jahren lag die Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang bei 56,2 Prozent, es wählten damals 5416 von 9637 Wahlberechtigten. 1730 stimmten per Brief ab, zur Stichwahl waren es immerhin noch 1650 Briefwähler.

Heike Hill ist zuversichtlich, dass am Sonntag nach 18 Uhr zügig ausgezählt werden kann. Sie zeigt sich hocherfreut über die Bereitschaft der Eichenauerinnen und Eichenauer, sich als Wahlhelfer zu melden. Es seien so viele interessiert gewesen, dass man einigen habe absagen müssen, berichtet die Amtsleiterin.

Hausberger lehnt ein Gewerbegebiet im Norden der Gemeinde ab

Für Münster und seine Partei, die FDP, war klar, dass er sein Amt verteidigen will. Der 56-Jährige bekam als ersten Gegenkandidaten den 44 Jahre alten Markus Hausberger, den die Grünen nominierten. Hausbergers Karriere in der Kommunalpolitik ist im Vergleich zum jahrzehntelangen Engagement Münsters deutlich kürzer. Eine Amtsperiode lang gehörte er dem Gemeinderat zwar nur als Zuhörer, aber quasi als Dauergast und Vertreter der Bürgerinitiative Lärmschutz von Transgourmet an, bevor er 2020 auf der Liste der Grünen stand und gewählt wurde. Er wechselte so von der Zuschauerbank auf einen Stuhl am Ratstisch. Der Betriebswirt und Bankkaufmann ist Sprecher der Grünen-Fraktion und zeigt sich in seiner Wahlwerbung, wie er auf einer Slackline unter dem Motto "grüner, innovativer, mutiger" balanciert. Hausberger möchte Entscheidungen, die näher am Bürger sind, und will die Eichenauer an den wichtigsten Projekten frühzeitiger einbinden. Er lehnt als einziger der drei Kandidaten die Entwicklung eines Gewerbegebiets im Norden der Gemeinde ab.

Zeiler will neue Firmen nach Eichenau holen

Weder die SPD noch die Freien Wähler, die vor sechs Jahren eigene Kandidaten hatten, konnten in diesem Jahr geeignete Bewerber gewinnen. Die SPD entschied sich dafür, den Grünen-Kandidaten Hausberger zu unterstützen, wohingegen die Freien Wähler keinen Kandidaten explizit fördern wollten. Sie setzen "auf einen Peter", wie sie es formulierten, denn neben dem FDP-Mann Peter Münster tritt für die CSU Peter Zeiler an. Der 57-jährige Zeiler gibt im Wahlkampf wie auch im Gemeinderat das Eichenauer Urgestein und hat sich für seinen Wahlkampf das Motto "glaubwürdig, gradlinig, geerdet" gewählt. Der Fachmann für Immobilienfinanzierungen setzt sich sehr für eine "aktivere Wirtschaftspolitik" ein, will neue Firmen nach Eichenau holen und die Betriebe sowohl entlang der Hauptstraße als auch in einem zu noch zu schaffenden Gewerbegebiet nördlich der Bahnlinie ansiedeln.

Münster nimmt für sich die Einigung des Orts in Anspruch

Peter Münster hat den doppelsinnigen Titel "Eichenau(er)leben" für seinen Wahlkampf gewählt und verspricht: "Ich setze mich für Ihre Zukunft ein". Auch Münster ist gebürtiger Eichenauer, und er ist Mitglied des Bezirkstags Oberbayern. Münster stellte ein zwölfseitiges Arbeitsprogramm für die kommende Amtsperiode vor und konnte, im Unterschied zu seinen Mitbewerbern, einen Rechenschaftsbericht als Bürgermeister vorlegen. In dieser umfangreichen Broschüre nimmt er für sich in Anspruch, wesentlich zur Einigung im Ort beigetragen zu haben, da seiner Ansicht nach bis zur Wahl 2016 der Grundkonsens über die Zukunft Eichenaus verloren zu gehen drohte. Dass es eine gute Zukunft Eichenaus und vor allem mit ihm als Bürgermeister geben könnte, davon ist er überzeugt, habe er doch, wie er im Vorwort seines Tätigkeitsberichts schreibt, "viele Dinge angestoßen, deren positive Auswirkungen sich teilweise erst in den kommenden Jahrzehnten zeigen werden".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: