Bürgerentscheid in Fürstenfeldbruck:Viehmarktplatz darf nicht bebaut werden

Die Gegner einer Bebauung des Viehmarktplatzes in der Kreisstadt Fürstenfeldbruck haben der Koalition aus CSU, SPD, Freien Wählern und Geschäftsleuiten eine bittere Niederlage beschert. Die Mehrheit der Stimmberechtigten sprach sich am Sonntag dafür aus, dass auf dem Platz vorerst nichts passiert. Ansonsten hätte dort ein Investor groß planen können.

Erich C. Setzwein und Stefan Salger

Auf dem Viehmarktplatz von Fürstenfeldbruck bleibt vorerst alles beim Alten. Beim Bürgerentscheid über die Bebauung einer der letzten Brachflächen im Zentrum der Kreisstadt erhielten die Bebauungsgegner - eine Bürgerinitiativ, die von der BBV unterstützt wird - 78,22 Prozent der Stimmen und erreichten zudem das nötige Quorum von 20 Prozent. Insgesamt entfielen inklusive Briefwahl 6255 Ja-Stimmen auf das Bürgerbegehren.

Das vierstöckige Wohn- und Geschäftshaus, in dem nach dem Willen der Stadtratsmehrheit über einer großen Tiefgarage zwei große Anbieter aus dem Textil- und Elektrobereich sowie ein Café unterkommen sollten, darf damit nicht gebaut werden. Für die Planung der Innenstadt bedeutet dies, dass die Fläche mindestens für die einjährige Bindungsfrist des Bürgerentscheids im Besitz der Stadt bleiben muss. Das Ratsbegehren von CSU, SPD und Freien Wählern, das sich für die Investorenlösung ausgesprochen hatte und die Entscheidung mit der weiteren Innenstadtplanung verband, schaffte das Quorum nicht. Lediglich 32,6 Prozent der abgebenen gültigen Stimmen (2478 Ja-Stimmen) entfielen auf den Vorschlag. Die Beteiligung am Bürgerentscheid lag bei 33,27 Prozent. Um 20.30 Uhr lag das vorläufige Endergebnis aus allen 18 Stimmbezirken vor. Bereits eine Stunde zuvor hatte sich eine deutliche Mehrheit für das Bürgerbegehren abgezeichnet.

In ersten Reaktionen zeigten sich die Befürworter der Bebauung ernüchtert. Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) rechnet damit, dass der Investor, der sich bei der europaweiten Ausschreibung mit seinem Entwurf des Wohn- und Geschäftshauses durchgesetzt hatte, abspringen wird. Das Ergebnis interpretierte Kellerer auch als Unmutsbekundung der Bürger. Für die Entscheidungsträger werde es damit aber noch schwieriger, größere Bauprojekte im Zentrum voranzutreiben. Von dem Geschäftshaus hatten sich CSU, SPD und Freie Wähler Impulse für den Einzelhandel versprochen und wollten eine Baulücke schließen.

Uwe Strobel, der Sprecher der Bürgerinitiative, sieht das Ergebnis als deutlichen Beleg dafür, dass die Bürger bei der Gestaltung ihrer Stadt mehr mitreden und Entscheidungen nicht mehr allein den Politikern überlassen wollen. Strobel sicherte zu, Vorschläge für die attraktive Umgestaltung des Platzes als Beitrag zu dem wiederholt geforderten Ideenwettbewerb vorlegen zu wollen. Filialen von Textil- und Elektrogeschäften würde er aber auch in einer veränderten Architektur nicht akzeptieren. Dafür bestehe kein Bedarf. Ansonsten aber gebe es Raum für Ideen in alle Richtungen. "Meine Arbeit ist getan, für künftige Projekte brauche ich aber jetzt die BBV."

Stadtmarketingreferent Klaus Pleil (BBV), der selbst Betreiber zweier Schuhhäuser in Fürstenfeldbruck ist und viele Geschäftsleute auf seine Linie eingeschworen hatte, dämpft freilich allzu große Hoffnungen auf eine schnelle Neuplanung. Er äußerte deutliche Zweifel, dass dies "mit der derzeitigen Stadtratskonstellation und dem derzeitigen Oberbürgermeister" funktioniere. Möglicherweise sei es sinnvoller, so Pleil, noch zwei Jahre zu warten, bis unter einem neuen Oberbürgermeister erneut über die Gestaltung des Viehmarktplatzes diskutiert werden könne. So lange warten wollen die Grünen, die das Bürgerbegehren unterstützt haben, freilich nicht. Grünen-Stadträtin Karin Geißler appellierte eindringlich, das kommende Jahr für eine Neuplanung zu nutzen.

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