Bühne:Flucht ins Computerspiel

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Die Kompanie Vonnunan zeigt Eurythmietanzstück

Von Max Grassl, Gröbenzell

Aliens bekämpfen, Imperien erschaffen, die Prinzessin aus den Fängen eines Bösewichtes befreien, oder, wie im Fall des fiktiven Computerspiel "Zero", die Einheit und Macht eines zerstörten Landes wiederherstellen: Im Umkehrschluss der Retter einer kompletten Nation zu werden, der Wirklichkeit zu entfliehen und einfach Mal ein Held sein.

Mit diesem Eskapismus befasst sich das Eurythmietanztheaterstück "Shifting Reality", was so viel bedeutet wie Realitätsverschiebung. Die Schauspieler der Kompanie "Vonnunan" aus Wien, erzählen die Geschichte zweier Jugendlicher, die das besagte Computerspiel "Zero, Land der Legenden" spielen. Sie treten eine abenteuerliche Reise an, in der sie vielfältige Landschaften bestaunen können, durch anspruchsvolle Prüfungen gefordert werden und in welcher der scheinbar zu gewinnende Preis, ein Held zu werden, zu verlockend wirkt. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Spiel scheinen zu verschwimmen, bis das fiktive Leben im Spiel droht, das echte Leben der Jugendlichen zu ersetzen.

Das Stück befasst sich damit, dass wir alle Bürger verschiedener Welten, Aufmerksamkeiten, Bewusstseins- und Wahrnehmungsebenen sind. Es fordert dazu auf, eigene Grenzen zu bestimmen und die Wirklichkeit zu hinterfragen. Gleichzeitig zeigt es die Sog- und Suchtgefahr solch perfekt erscheinender Welten. Ebenso die Gefahr, die Aufgaben, die das echte Leben stellt, denen der fiktiven Welt unterzuordnen. Diese Thematiken, mit denen sich die Produktion befasst, werden den Schülern, aber auch interessierten Erwachsenen mithilfe von tänzerischen Elementen, Schauspiel, Sprache und Musik näher gebracht. Auch der Umgang mit Objekten sei wichtig. Große, bewegliche Plexiglaswände werden von den Darstellern dazu genutzt, ein bewegliches Bühnenbild zu schaffen. Somit können unter anderem Bildschirme, Räume, Grenzen, und Landschaften gebildet werden.

Die Wahl dieses Stücks habe den Hintergrund, dass die Rudolf-Steiner-Schule sich dem Thema von einer anderen, einer künstlerischen Seite annähern möchte. "Der Umgang mit Medien ist von jeher ein wichtiges Thema in der Waldorfpädagogik", sagt Daniela Haller-Murr, Mitglied der pädagogischen Konferenzleitung an der Rudolf-Steiner-Schule. Mit den neuen Medien und Computerspielen nehme dessen Bedeutung stark zu. Man befasse sich mit dieser Thematik viel in der Schule. Sowohl mit den Schülern selbst, als auch mit den Eltern. Mit dem "Medienkreis", ein Zusammenschluss von Eltern und Lehrern, arbeite man sogar ein Konzept aus, welches den Schülern den Umgang mit Medien lehren soll, erklärt Reinhard Penzel, Eurythmie-Lehrer an der Schule.

Für ihn sei es aber auch überaus wichtig, dass man ein derart intensives Erlebnisfeld in der Schule selbst schafft, dass eine Flucht in eine virtuelle Welt, um beispielsweise ein Held werden, gar nicht erst interessant wird.

Das Eurythmietanzstück "Shifting Reality" von der Kompanie "Vonnunan" wird am Donnerstag, 17. Januar, von 20 Uhr an, in der Rudolf-Steiner-Schule in Gröbenzell aufgeführt.

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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